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Das Land und seine Diözese

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Die Zeit des Wiederaufbaues stellte Oberösterreich gleich anderen vom Krieg unmittelbar betroffenen Gebieten vor Aufgaben, die so vielgestaltig waren wie die Spuren der Zerstörung. Zunächst konzentrierten sich, die Bemühungen auf die elementare menschliche Forderung nach dem „primum vivere", die gerade damals eine neue, erschütternde Berechtigung hatte. Mit ihrer schrittweisen Einlösung aber wurde mehr und mehr auch der halbverschüttete Zugang zu dem zweiten, nicht minder wichtigen Bereich, dem spirituell-kulturellen Lebensraum, freigelegt. Hier begegneten nun einander nach längerer erzwungener Pause kirchliche und staatliche Behörde, Diözese und Landesregierung in offizieller Mission. Gemeinsames Ziel war vorerst die Rettung der Ueberlieferung. Das bedeutete in diesem Fall konkret: Neuaufbau zerstörter und Restaurierung beschädigter Gotteshäuser, aber auch Wiederherstellung sonstiger unentbehrlicher kirchlicher Einrichtungen. Dabei entwickelten und begründeten die seelsorglichen Interessen, die in der Diözese immer schon mit vorbildlichem Eifer wahrgenommen wurden, und die Interessen der Kunst, deren Förderung insbesondere dem Lande eine durch eine reiche Tradition geheiligte Verpflichtung bedeutet, die Aktivität auf der einen und den Willen zur Mitarbeit auf der anderen Seite.

Als schönste Früchte dieser gemeinsamen Bestrebungen möIjfn der Wiederaufbau der von Bomben zerstörten Kalvarienbergkirche in Lambach gelten ’und die Restaurierung der Martins- kirche in Linz, zu deren Inangriffnahme zudem sehr starke historische Momente drängten. Ein geradezu charakteristisches Beispiel für die beidseitigen Rettungsbemühungen bietet ferner die vornehmlich mit Mitteln des Landes geförderte Wiederinstandsetzung des Alten Domes in Linz, insbesondere des punkvollen Chorgestühls (aus dem Alten Dom in Linz), das gegen Ende des Krieges nach Gebertsham verlagert worden war. Hierher gehören auch die initiativen denkmalpflegerischen Maßnahmen des Landes Oberösterreich in den Kirchen jener Klöster, die aufgelassen ' wurden, weil sie keinen Wirtschaftsträger mehr hatten, sowie in verschiedenen Filialkirchen, deren bauliche Betreuung in der wirtschaftlichen Notzeit verständlicherweise unterblieben war.

Als Teil fürs Ganze seien zum einen die Stiftskirchen Suben und Baumgartenberg, zum anderen die Filialkirchen Gebertsham, St. Georgen a. d. Mattig und Oberrauhenödt bei Freistadt genannt.

Der Zeit des Aufbaues folgte mit zunehmender Verbesserung der Bedingungen die Zeit des Ausbaues. Sie ist im Bistum Linz durch eine möglichst allseitige Festigung und Verbesserung des kirchlichen Wirkungsbereiches bei sorgfältiger Bedachtnahme auf die weitreichenden Veränderungen der Bevölkerungsstruktur Oberösterreichs charakterisiert.

Auch dieser Ausbau widerspiegelt die starke Hilfeleistung des Landes. Allein die Tatsache, daß von den etwa 70 Aufgaben, die alljährlich auf dem Gebiete der Denkmalpflege in Angriff genommen werden, rund 40 kirchliche Objekte betreffen, ist überzeugend.

Bedeutende finanzielle Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln erhalten außerdem laufend auch die katholischen Fürsorgeeinrichtungen. So wurden für das Kinderdörf St. Isidor in Hart seit 1951 4,2 Millionen Schilling, für das Haus der Barmherzigkeit in Linz 2 Millionen, für die Taubstummenanstalt in Linz über 3 Millionen und für die Caritaskindergärten nahezu 2 Millionen Schilling flüssiggemacht. Ebenso reichlich wurden die verschiedenen Fürsorgeheime, darunter die von Baumgartenberg. Engelszell, Gallspach und Mühllacken mit Subventionen bedacht. Beiträge des Landes verschiedenster Art erhielten Altersheime, Lehrlingsheime, von kirchlichen Stellen geleitete Internate und Schülerheime, Erziehungsanstalten, das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz, die Don-Bosco-Schwestern in Linz, der Orden der Oblatinnen vom heiligen Franz von Sales in Urfahr, das Seraphische Liebeswerk in Gallneu- kirchen, die Kolpingfamilie Braunau am Inn, der Verein für Lehrlingsfürsorge in Linz, die Diözesanführung der Katholischen Jugend und dergleichen. Der Ausbau der Ordenskranken- häuser der Barmherzigen Schwestern in Ried und der Elisabėthinen in Linz wurde durch die Uebernahme von Haftungen des Landes Oberösterreich für Baukredite großen Umfanges möglich; auch die Tragung der Defizite dieser Anstalten bis zu 90 Prozent durch die öffentliche Hand, die durch das Krankenanstaltsgesetz geregelt wurde, schuf die finanziellen Voraussetzungen für die Erhaltung und zeitgemäße Erweiterung dieser für die Wohlfahrt bedeutsamen Einrichtungen.

Schließlich soll noch auf jene Förderung hingewiesen werden, die das Land der weltanschaulich ausgerichteten Volksbildung angedeihen läßt. Diese Unterstützung liegt wohl mehr im Ideellen als im Materiellen, trägt aber nicht minder zur Realisierung der verpflichtenden Aufgabe bei, den Menschen unseres Landes ihre durch Geschichte und Kultur begründete Wertordnung zu erhalten.

So wie sich die Grenzen des Bistums mit denen des Bundeslandes decken, so haben sich immer auch schon die großen Anliegen von diözesaner Regierung und Landesregierung gedeckt. Ob Fragen der Kunst oder soziale Probleme einer gemeinsamen Lösung harrten, stets fand man einen Weg, der zueinander führte. Er lag nicht zuletzt in dem Wissen um die hohe Verantwortung, die beide täglich aufs neue zu tragen haben. Die Gemeinsamkeit, in der alle Erfolge wurzeln, überstrahlt in hoffnungsvollem Licht auch alle künftige Arbeit.

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