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Der Dehio registriert auch Unscheinbares

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Es dauerte länger als geplant. Vier Jahre nach dem zweiten erschien der dritte Band des dreibändigen Dehio-Handbuches über Wien. Der erste, den Kunstdenkmälern des ersten Bezirks gewidmet, ist in Vorbereitung.

Hat sich der 1993 publizierte zweite Band der neuen Serie des topographischen Denkmälerinventars Österreichs mit den aus den Wiener Vorstädten entstandenen Bezirken 2 bis 9 sowie 20 beschäftigt, so gilt der eben aufgelegte dritte den aus den ehemaligen Vororten hervorgegangenen Bezirken 10 bis 19 und 21 bis 23. Jenen jenseits des Linienwalls (Gürtels) beziehungsweise der Donau gelegenen Gebieten der österreichischen Bundeshauptstadt also, die relativ spät eingemeindet worden sind: zum Teil zwischen 1890 und 1892, zum anderen Teil zwischen 1904 und 1910. Die einstigen Vororte Atzgersdorf, Er-laa, Inzersdorf, Kalksburg, Liesing, Mauer, Rodaun und Siebenhirten wurden überhaupt erst 1954 zum heutigen 23. Bezirk zusammengefaßt.

Wie schon beim zweiten Band sind auch hier alle Objekte aufgelistet und beschrieben, die dem vom Bundes-denkmalamt bestellten jeweiligen Autor als denkmalrelevant erschienen. Mit Verwunderung registriert der Laie, was alles dazu gezählt wird.

Erfaßt wurden jedenfalls in den flächenmäßig größten Bezirken Wiens nicht nur so bedeutende Schlösser und Palais wie Schloß Schönbrunn. Dieser zum Weltkulturerbe zählenden Anlage allein hat man mehr als 25 Textseiten sowie mit Lageplänen gefüllte weitere vier Seiten zur Verfügung gestellt. Sie vermitteln mehr als bloß die Baugeschichte und Architektur.

Sie schildern auch die Beschaffenheit der Schauräume, des Schloßparks, des Schloßtheaters, der Wagenburg sowie des Tier- und Tirolergartens. Auf ihnen wird, wenn auch knapp, über die in das 16. Jahrhundert zurückreichende Vorgeschichte berichtet, als an der Stelle von Schönbrunn noch ein Herrensitz namens Katterburg stand, den Kaiser Maximilian II. ausgebaut und mit einem Tier- und Fasanengarten verschönert hat.

Erfaßt wurden sämtliche Gärten und Parks, Friedhöfe, Kleindenkmäler sowie Brunnen der Bezirke. Neben Villen, gründerzeitlichen Wohnbauten, Industrieobjekten und einer Beihe von Gemeindebauten der Zwischen- und Nachkriegszeit finden sich sogar ganz durchschnittlich erscheinende Zinshäuser. Und natürlich erhielten alle sakralen Bauwerke samt ihren Altären, Bildern und Statuen den ihnen gebührenden Platz.

Für die Schreibweise der Straßen-, Platz- und Gassennarrien zogen die Autoren das Amtliche Wiener Straßenverzeichnis von 1992 heran. An den Anfang jedes Bezirkstextes stellten sie eine allgemeine Einleitung, in der sie die spezifische topographische, historische und Urbane Situation des vor Ort erforschten Stadtteils charakterisierten. Daran anschließend ist der Denkmälerbestand übersichtlich gegliedert: Kirchen, Klöster, Kapellen und Monumentalbauten, Brücken, Aquädukte und U-/S-Bahn; Wohnbauten, Industrieobjekte und öffentliche Bauten; Kleindenkmäler und Brunnen.

Den Text ergänzen zahlreiche Grundrisse der wichtigsten Gebäude und Anlagen. Ein Ubersichtsplan zeigt die bauliche Entwicklung von Wien anno 1910. Zählte doch die Haupt- und Residenzstadt der k.u.k. Monarchie damals zu den fünf größten Metropolen der Welt. Fotos gibt es keine. Ausführliche Register erleichtern das Auffinden der Detailinformationen.

Alles in allem ist dieses neue Werk aus der Reihe der 1905 von dem deutschen Kunsthistoriker Georg Dehio gegründeten und in Österreich von Dagobert Frey adaptierten „Handbücher der Kunstdenkmäler" wieder ein Führer, der sowohl dem neuesten Stand der Forschung als auch jüngsten baulichen Veränderungen weitgehend Rechnung trägt.

DEHIO WIEN

10. bis 19. und 21. bis 2). Bezirk Herausgegeben vom Bundesdenkmal-amt Verlag Anton Schroll & Co, 1997. 816 Seiten, 125 Pläne, öS 590,-

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