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Der eingerichtete Wald in Oesterreich

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Oesterreich ist in Mitteleuropa das waldreichste Land, sind doch 3 7 Prozent seiner Gesamtfläche Wald (3,139.000 Hektar). Abzüglich von 188.000 Hektar Schutzwald beträgt die produktive Waldfläche 41,9 Prozent der Gesamtwaldfläche. Hinter Finnland, Schweden und Rußland steht Oesterreich an vierter Stelle.

Von dieser Gesamtwaldfläche entfallen auf den Kleinwald unter 100 Hektar 44 Prozent, Von 100 bis 500 Hektar 11 Prozent, zusammen also Bauernwald 55 Prozent. Darunter sind 90 Prozent Bauernwald, größtenteils in den Gebirgsgegenden. — Die Bundesforste und unter Staatsverwaltung stehende Wälder betragen 15 Prozent der gesamten Waldfläche (471.000 Hektar). Die restlichen 30 Prozent sind mittlerer und großer Privatwald (1,241.700 Hektar), welcher nach behördlich überprüften, auf den Grundsätzen der Nachhaltigkeit des Zuwachses aufgebauten Wirtschaftsplänen, also als sogenannter eingerichteter Wald bewirtschaftet wird.

Der Wald mit seinen lebenden, ständig nachwachsenden Bäumen, die uns das Holz geben, ist das größte, vom Schöpfer uns gegebene Geschenk, unser „grünes Gold“. Neben Eisen und Stahl ist Holz der wichtigste Ausfuhrartikel unseres Landes. Schon vor Hunderten von Jahren haben die Vorfahren der jetzigen Waldbesitzer durch ihre Pflegemaßnahmen den Naturwald in einen Wirtschaftswald umgewandelt, der heute den gesamten Inlandsbedarf der gewerblichen und industriellen Holzbe- und -verarbeiter deckt wie den sonstigen Bedarf der Bevölkerung.

Unser Holz bearbeiten 505 Industriebetriebe und über 24.000 gewerbliche Betriebe mit über 160.000 Beschäftigten. Die Beschäftigten in der Forstwirtschaft und im Holzhandel hinzugerechnet, gibt unser Holz etwa 300.000 Menschen Arbeit und Brot.

Zwei Drittel des durchschnittlichen Holzanfalls (nach der Statistik des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft im Jahre

1954 10,945.685 Festmeter) finden im Inlande keine Verwendung, weshalb diese Menge zum allergrößten Teil im verarbeiteten Zustand als Schnittholz, Bauholz, Schwellen, Holzhäuser, Kisten, Hart- und Isolierplatten, besonders aber als Papier in den verschiedensten Sorten, Pappen, Ze'l- und Holzstoff ausgeführt wird.

Der Holz- und Holzwarenexport beträgt im Durchschnitt der letzten Jahre wertmäßig etwa ein Drittel (1954: 32,8 Prozent) unserer gesamten Ausfuhr, womit unsere ganze Lebensmitteleinfuhr wie andere wichtige Importe bezahlt werden. Dem Holzexport verdanken wir unsere geordnete Handels- und Zahlungsbilanz, so das Wirtschaftsgleichgewicht mit seinen Auswirkungen für die Stabilität der Wirtschaft und der Währung.

Schon Ende 1954 hat unsere aktive Handels-ja Zahlungsbilanz wegen der infolge der Erhöhung der Liberalisierungsquote zunehmenden Importe ihr Ende gefunden. Alle weiterblickenden Volkswirtschaftler, der Finanzminister, ja selbst der Handelsminister Dr lllig setzten sich damals und besonders jetzt für eine notwendige Erhöhung unseres Exportes ein, zumal auch unsere Aktiven bei der EZU verschwunden sind. Es ist deshalb schwer zu verstehen, wie auf Betreiben der Papierindustrie, der Arbeiterkammer, des Gewerkschaftsbundes und der SPOe Anfang

1955 einschneidende Holzausfuhrdrosselungen in für die Wirtschaft untragbaren Monatskontingenten eingeführt wurden - nicht aber wurden die gewaltig angestiegenen Papierexporte gedrosselt - die jetzt wieder verringert werden müssen

Nebst diesen wirtschaftlichen Aufgaben, welche vorzüglich der Mittel- und Großwald als ständiger und planmäßiger Holzlieferant zu erfüllen hat, kommen unserem Wald eine ganze Reihe großer öffentlicher, das Gesamtwohl berührender Aufgaben zu

Ein wohlgepflegter Wirtschaftswald ist die Voraussetzung eines geordneten und unentbehrlichen Wasserhaushalts in unseren Ländern, von dem nicht nur unsere Landwirtschaft, unsere Industrie, sondern auch unser ganzes Leben abhängt. Der richtig gepflegte Wald schützt unser Land vor Erosion und Verkarstung, verhütet und mindert bis zu einem gewissen Grade Naturereignisse wie Lawinen, Ueberschwemmungen usw. Der Wald schafft und verschönert unser Landschaftsbild, welches für uns alle wie auch für die fremden Besucher eine ständige Quelle seelischer und körperlicher Erholung und Beruhigung und der Volksbildung ist. Unser durch den Wald belebtes Landschaftsbild ist der größte Werber für unseren Fremdenverkehr, der heute ein wichtiger Faktor in unserer Handelsund Zahlungsbilanz ist.

Diese Aufgaben ruhen auf unserem Wald wie eine öffentliche Last, die von unseren Waldbesitzern, groß und klein, seit Jahrhunderten getragen wird, ohne daß dies entsprechend anerkannt, gewürdigt und gewertet worden wäre, zum Beispiel bei Auferlegung der Steuerlasten durch Berücksichtigung der besonderen Erwerbsverhältnisse in der Forstwirtschaft. In anderen Ländern trägt der Staat zur Tragung dieser Lasten bei.

Nach 1945 haben einzelne holzverarbeitende Industrien, vor allem die Papier-, Holzstoff- und Pappenindustrie mit ERP- wie auch mit eigenen Mitteln die notwendige Modernisierung und Rationalisierung vorgenommen, wodurch gleichzeitig eine gewaltige Kapazitätserhöhung erreicht wurde. Der Holzbedarf dieser Industrie 1948 von 1,133.000 Festmeter ist jetzt auf fast 3 Millionen Festmeter gestiegen, nicht zuletzt wegen der großen Exportsteigerung, die 1954 bei Rotopapier 40 Prozent betrug Auch die Holzplattenindustrie weist in den letzten Jahren eine Holzbedarfssteigerung von mehr als 400 Prozent auf.

Es ist bekannt, daß unsere Sägeindustrie ihre Kapazität mit nur 45 Prozent ausnützt. Aehn-liche Verhältnisse sind auch in Deutschland und anderen Ländern.

Die österreichische Forstwirtschaft ist in der Lage, den natürlich wachsenden Bedarf an Holz der heimischen Industrie und des Gewerbes, die den größten Teil ihrer Erzeugnisse wieder exportieren, ja selbst den konjunkturellen Ueber-bedarf infolge Ueberindustrialisierung und Ueberkapazität zu decken, wenn man der Forstwirtschaft Zeit läßt — der Wald braucht hundert Jahre und mehr zum Reifen — und angemessene Preise zahlt, welche die notwendigen Investitionen, die infolge unzulänglicher Holzpreise in den letzten Jahrzehnten nicht vorgenommen werden konnten, ermöglichen.

Durch die verschiedenen Arten der Durchforstung kann der Schleifholzbedarf des Inlandes gedeckt werden. Die Kosten der Durchforstung sind aber naturgemäß höher als die der normalen Schlägerung. Die Durchforstung wie die Erschließung unserer Holzreserven in den höheren Gebirgslagen, die früher wegen nicht kostendeckender Preise und der hohen Bringungskosten nicht genutzt werden konnten, verlangen Forstaufschließungen im Gebirge, in frachtungünstigen Gegenden durch Wege- und Straßenbau, Mechanisierung des Bau- und Bringungswesens, Hüttenbauten usw. Die Notwendigkeit einer allgemeinen Zuwachserhöhung verlangt heute auch die Walddüngung. - Von 1948 bis 1954 wurden 4431 Kilometer forstliche Wege gebaut, wodurch eine Waldfläche von 441.395 Hektar erschlossen und ein jährlicher zusätzlicher Holz-anfall von 1,340.656 Festmeter gewonnen wurde. Die Baukosten betrugen über 342 Millionen Schilling, wovon nur 118 Millionen aus ERP-Mitteln stammten.

Die im Zuge befindlichen Aufforstungen von Rückstands- und Neuaufforstungsflächen (Weiden und Hutweideflächen. Oedlandflächen auch oberhalb der derzeitigen Waldgrenze), Wohl-fahrtsaufforstungen im Flugsand- und im Flugerdegebiet, zusammen etwa 174 000 Hektar, werden in kommenden Jahrzehnten bei geordneter Pflege großen Holzzuwachs bringen, der mit der Gewinnung von Holzreserven den zunehmenden Bedarf decken wird.

Die Investitionen im Wald, die nicht so schnell wie die Modernisierung einer Fabrik möglich sind, kosten durch viele Jahre, in denen keine ERP-Kredite mehr zur Verfügung stehen dürften, große Summen, die nur bei angemessenen Holzpreisen in Anlehnung an den Weltmarktpreis zur Verfügung stehen werden Die Holzbe-und -verarbeiter, die ihre Betriebe rationalisiert haben, können bei Beschränkung auf einen wirtschaftlich berechtigten Gewinn durch Zahlung eines angemessenen Entgeltes für das Holz diese langfristigen notwendigen Investitionen im Walde ermöglichen und so verhüten, daß sie den kst nicht absägen, auf dem sie sitzen.

Kärnten ladet ein!

Ah im Vorjahr nach langer Zeit und nach Behebung der kriegsbedingten Schäden die Kärntner Messe wieder zum Besuch einlud, krönte ein schöner Erfolg all die vielfachen Bemühungen, auf Kärntner Boden eine bedeutsame Schau der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zu bieten. Nun wehen in diesen Augusttagen wieder die festlichen Fahnen auf dem Klagenfurter Messegelände, und es kann keinen Zweifel geben, daß auch die diesjährige Kärntner Messe mit der OesterreickischenHolz-messe und der „1. Deutschen Sonderausstellung“ und der Sonderschau des Schmiedehandwerks allerstärkste Beachtung finden wird. Keine zweite Veranstaltung ähnlicher Art ist berufener, einen für Oesterreich bedeutsamen Faktor, die Holzwirtschaft, in seiner ganzen Bedeutung auf heimatlicher Scholle aufzuzeigen.

' Auf einer Ausstellungsfläche von 130.000 Quadratmeter zeigen 868 Firmen ihre Erzeugnisse. Die größte Auslandsvertretung stellt Westdeutschland, dessen Firmen eine Sonderausstellung durchführen. Ferner werden 53 jugoslawische Erzeuger eine Kollektivschau veranstalten. Italienische, Schweizer, französische und luxemburgische Firmen sind ebenfalls auf der Messe vertreten.

Die „Furche“ hatte sich die Aufgabe gestellt, im Rahmen einer Sonderpublikation „Vom Baum zum geformten Holz“ anläßlich der Kärntner Messe berufenen Persönlichkeiten die Möglichkeit zu geben, zu all den vielfachen Problemen der Holzwirtsckäft Oesterreichs Stellung nehmen zu können, und diese Diskussion soll so die Möglichkeit bieten, zur Klärung der volkswirtschaftlich bedeutsamen Fragen auf diesem Gebiete beizutragen.

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