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Die Kunstwerke bleiben an den Originalschauplätzen

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Tirol ist anders. Nach einer Idee von Eva Schubert vom Austrian Art Service geht man im Land des Andreas Hofer einen neuen Weg der Präsentation seiner Kunstwerke. Nach dem Motto „Nicht das Kunstwerk kommt zum Betrachter, sondern der Betrachter kommt zu ihm” wurde ein Besichtigungs-programm entwickelt, das bestimmten Ausstellungsstraßen folgt. Galt im Vorjahr die Tiroler Ausstellungsstraße der Gotik, gehört sie heuer dem Barock und Rokoko. Im nächsten Jahr wird sie Maximilian I., König und Kaiser an der Zeitenwende, gewidmet sein - war er es doch, der das 1363 von Margarethe Maultasch an Osterreich abgetretene Land zum Stützpunkt seiner Macht erwählt hat.

Wie 1994 besitzt auch die permanent zugängliche Ausstellungsstraße von 1995 ausgewählte Routen, auf denen der Besucher die bedeutendsten Burgen, Schlösser, Stifte, Dorfkirchen, Bürgerhäuser und Wegkreuze in Nord- und Osttirol findet.

Als Führer dient ein über den Buchhandel beziehbarer, wissenschaftlich fundierter Katalog, den der Mailänder Kunstverlag Charta in einer

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sehen Auflage herausgebracht hat.

' Reich illustriert, mit einer Übersichtskarte über das Gesamtangebot lind Planskizzen über die einzelnen Routen versehen, wird der Leser einleitend über die von Künstlern aus Schwaben' Bayern, Salzburg, Italien und Wien geprägten und zumeist von einheimischen Meistern ausgeführten Kunstdenkmale informiert.

So über die Künstlerfamilie Gumpp aus Innsbruck, die unter anderem das Landhaus der Tiroler Stände in Innsbruck sowie die Stiftskirchen von Wilten und Stams geschaffen hat. Auch Hans Singer, der bei Georg Anton Gumpp (1725/28) zunächst als Stukkateur und 1719/28 im Kloster Stams mitgearbeitet hat, wird entsprechend gewürdigt.

Typisch für die gesamte Baumeisterfamilie Singer aus Schwaz ist übrigens das Zusammenwirken von Architektur, Stuck und Freskomalerei.

Zu den Neubauten ihres Unternehmens gehören die Landkirchen Oberndorf, Ellmau und An-gath. Zu ihren hervorragendsten Barockisierun-gen ursprünglich mittelalterlicher Kirchen zählen die Wallfahrtskirche in Georgenberg und die Pfarrkirche in Eben am Achensee. Die von ihnen errichtete Pfarrkirche von Götzens gilt überhaupt als die schönste Dorfkirche des Tiroler Bokoko.

Gegliedert ist der von dem Kunsthistoriker Ludwig Tavernier herausgegebene Katalog zur Barock- und Rokoko-Ausstellungsstraße in elf Routen, in die 110 Gemeinden involviert sind. In der Landschaft werden alle Stationen durch einheitliche Schilder markiert. Sie zeigen als Logo einen Ausschnitt aus dem Deckenfresko Johann Jakob Zeillers aus der Pfarrkirche zum

gigenalp im Außerfern und zwar einen Engel mit der Posaune.

Ausgangs- und Mittelpunkt der Ausstellungsstraße ist natürlich Innsbruck mit seiner höfisch-aristokratischen, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zunehmend vom Bürgertum ge-^agenen Kultur.

Hervorgehoben sei die unter Kaiserin Maria Theresia im Stil des Wiener höfischen Rokoko umgebaute Hofburg, deren größter Saal mit einem Deckenfresko des aus Wien abgestellten Franz Anton Maulbertsch geziert ist. Einführungsvorträge gibt es im Landesmuseum Ferdinandeum, das im Obergeschoß eine Sammlung der wichtigsten Rarock- und Rokoko-Gemälde und Skulpturen Tirols besitzt.

Die zweite Route ist Stams und seinem Zisterzienserstift vorbehalten, in dem heuer - gemeinsam mit Schloß Tirol bei Meran in Südtiröl f die Tiroler Landesausstellung „Eines Fürsten Traum - Meinhard II., das Werden Tirols” stattfindet.

Die dritte Route gilt dem Oberinntal mit Imst und Landeck, dem Stanzer- und Paznauntal, die im 17. und 18. Jahrhundert die Zentren der Maurer-, Steinmetz-, Maler- und Bildhauerkunst gebildet haben. Eine weitere Boute stellt das Außerfern dar, wo aufwendige Kirchenausstattungen der im Ausland geschulten Freskantenfamilie Zeiller sowie zahlreiche Hausfassaden mit „Lüftlmalereien” die Wohnkultur der Beuttener Bürger dokumentieren.

Östlich von Innsbruck bezeugen sakrale und profane Bauten zumal in Hall und Schwaz die Ambitionen des reichen Bürgertums, seinen mittelalterlichen Gebäuden ein barockes Gesicht zu geben.

die großen Pfarrkirchen von Hopfgarten und Brixen Glanzstücke heimischer Baukunst. In Ebbs, Söll, Ellmau und St. Johann findet man Kirchen aus dem 18. Jahrhundert: von außen schlicht und schmucklos, im Inneren reich mit farbenfrohen Fresken und Stukkaturen dekoriert.

In Osttirol, dem Ziel der zehnten und elften Route, stechen die Pfarrkirche St. Stephanus in Anras sowie die Pfarrkiche in Obertillach mit reicher Stukkatierung und qualitätvollen Fresken von Josef Anton Zoller hervor. Im 1252 bis 1277 errichteten Schloß Bruck in Lienz - mehr als 200 Jahre lang Residenz der Grafen von Görz -findet der Besucher neben Werken der beherrschenden Künstler der Region auch Arbeiten von Paul Troger, dem.

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