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Die Sprache der Jahrhunderte

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ÖSTERREICHS KUNSTDENKMÄLER. Herausgegeben vom Oesterreichischen Bundesdenkmalamt. Verlag Anton Schroll Ät Co.. Wien. 80 Seiten, 92 Abbildungen. Preis 20 S.

In diesem Sonderheft der „Oesterreichischen Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege” wird eine große Bilanz der pflegerischen Arbeit gegeben. Das wird neuen Mut und w Al auch Geldmittel verschaffen, denn die Zeit der Rettungen ist, wie Präsident Dr. Demus richtig sagt, noch nicht vorüber, ja, diese Zeit ist stets gegenwärtig, ist die Pflicht des Tages. Seit 1946 wurden allein aus ordentlichen Haushaltmitteln des Bundes für Denkmale im Bundeseigentum und sonstige , Denkmale 35,507.000 Schilling verausgabt; dazu kommen seit 1950 aus eigenen Einnahmen des Bundesministeriums für Unterricht (das ist aus den Kunstförderungsbeiträgen und Kulturgroschen) für die Denkmalpflege weitere 11 Millionen Schilling, so daß von 1946 bis 1958 insgesamt 46,536.504.50 Schilling für die Denkmalpflege aufgewendet wurden. Außerdem haben die einzelnen Bauämter der Diözesen, die Landesregierungen und Städte und die Bundesgebäudeverwaltung des Handelsministeriums das Ihre geleistet. Wer das reichbebildeite Heft durchblättert, wird zuweilen (als Leser der „Furche”) mit Freude feststellen können, das so mancher, Ruf um Sicherung an empfangsbereite Ohren gedrungen ist (Uferpartie Dürnstein, Schloß Donaudorf bei Ybbs). Man wird aus dem Heft aber auch warnende Beispiele der Barbarei sehen, die nicht verhindert werden konnten, weil anscheinend übermächtige Faktoren die Hand im Spiele hatten (Vernichtung der Salzburger Stadtsilhouette durch das Hochhaus; Demolierung des Schiffmeisterhauses in Sarmingstein zugunsten der Wasserkraft). Das vorliegende Heft ist aber auch als Quellenschrift organisatorischer Art wichtig. Man erfährt alles über die Zuständigkeit der mit Denkmalpflege befaßten Stellen, über die rechtlichen Grundlagen und über die Werkstätten.

WIEDEfcHERGESTELLTE DOME. Herausgegeben von Dr. Hugo Schnell. Verlag Schnell und Steiner, München. 148 Seiten, 146 Abbildungen. Preis 9.80 DM.

Nur mit Erschütterung und untilgbarer Trauer kann man die Beispiele des Zerstörungswahnes eines unsinnigen Krieges au den herrlichen Denkmälern sehen, die uns eine schöpferische Vergangenheit hinterlassen hat. Es ist bei der Wiederherstellung, als stecke man in eine zerbrochene, gekittete Vase wieder erstmals Blumen. Nicht ganz ist es das gleiche Licht, das widerstrahlt, aber es ist doch Licht und Sieg über die Finsternis. Erstmals legt man den umfangreichen Stoff über die Ausgrabungen an einzelnen deutschen Domen vor, geht aktuelle Fragen der Denkmalpflege gründlich an und gibt die Schäden dokumentarisch verläßlich. Verdienstlich ist es gewesen, die Kirchen im besetzten Ostteil Deutschlands einbezogen zu haben, die als katholische Gotteshäuser dienen. Teilweise konnte unveröffentlichtes Bild- und Textmaterial beigebracht werden.

GIACOMO MANZU. Entwürfe zum Salzburger Domtor 1955/1958. Mit einer Einführung von Franz Fuhrmann. Verlag Galerie Welz, Salzburg. 104 Seiten, 44 Abbildungen.

Der in Bergamo im Jahre 1908 geborene, in Mailand tätige Bildhauer, ein Künstler des Flachreliefs, der, von der französischen Plastik ausgehend, in den Zeichnungen die altitalienischen Meister verbindlich grüßt, hat vor neun Jahren den Wettbewerb für die Gestaltung der Bronzetüren von St. Peter gewonnen. Das mag — neben der Tätigkeit Manzüs an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg — mit ein Grund gewesen sein, daß 1957 ein Vertrag zwischen dem Erzbischof von Salzburg und Manzü hinsichtlich der Formung des mittleren Domtores abgeschlossen wurde. Als Thema war die göttliche Tugend der Liebe in der Gestalt der Caritas gestellt. Pie hier in würdiger Form vorgelegte Publikation bringt die Studienblätter (Zeichnungen) und sehr gut ausgeleuchtete Lichtbilder der Bronzestudien. Der einleitende Essay von Franz Fuhrmann erläutert die religiöse Versinnbildlichung des Tores, die besondere Beziehung zu Oesterreich zeigt (Bildfelder mit dem heiligen Severin; mit der heiligen Notburga und dem seligen Engelbert Kol- land — diese beiden letztgenannten aus dem Tiroler Anteil der Erzdiözese stammend), Fuhrmanns Meinung, eine unauffällige Beschriftung der Bildfelder dort anzubringen, wo die Figuren nicht eindeutig von jedem Gläubigen identifiziert werden können und die Art der bildlichen Komposition zu Fehlschlüssen verleiten würde, müßte ernstlich geprüft werden.

DEUTSCHE KUNSTDENKMÄLER. Ein Bildhandbuch. Herausgegeben von Reinhardt Hootz. Band Niederrhein/Band Rheinland-Pfalx, Saar. Hermann-Gentner-Verlag, Darmstadt. 2 Karten, 56 Seiten, 352 Abbildungen bzw. 2 Karten, 54 Seiten, 352 Abbildungen. Preis je 24 DM.

Wie das Vorwort zum Band Niederrhein darlegt, ist es der Sinn dieser Publikation, „ein Corpus der wichtigsten Kunstdenkmäler im Bild zu schaffen”. Dieses Vorhaben ist grundlegend, einmalig und überaus begrüßenswert deshalb, weil es eine Fülle der Einzelbeschreibungen gibt und weil der zusammenfassende Blick unter dem Gesichtswinkel der geographischen und kulturellen, gewachsenen Einheit bisher gefehlt hat. Obwohl das Handbuch nicht den Ehrgeiz hat, eine regionale Kunstgeschichte zu bieten, haben wir ngch der Durchsicht der Bände doch eine große Zahl von Fakten gefunden, die im Unterricht — ob in höheren Schulen oder bei der Erwachsenenbildung — verwendet werden könnten und den Hörer (die Bilder kann jeder Bildwerfer reproduzieren) — zum Schauen und Werten erziehen. Die Bilder selbst, deren Zahl von der Handlichkeit der Bände vorgeschrieben wird, zeigen kirchliche und profane Bauten, Werke der dazugehörigen Plastik und des Kunstgewerbes, wobei uns sehr schätzenswert die Detailaufnahmen Vorkommen, weil ja gewöhnlich viele Kunstgegenstände schwer zugänglich für genaue Betrachtung sind. Auch ist die Beleuchtung nicht immer, selbst wenn man eine Plastik oder ein Bild vor sich hat, eine derart ausgewogene, wie sie die Photographen mit Hilfe künstlicher Lichtquellen hersteilen können. Wo heute die Wiederherstellung nach Kriegsschäden noch nicht völlig abgeschlossen ist und eine gegenwartsgetreue Abbildung ein falsches Bild ergeben würde, hat man auf Vorkriegsaufnahmen zurückgegriffen. Die Orte der Bände sind alphabetisch angeordnet. Dadurch und durch den damit im Einklang stehenden Erläuterungsteil am Schluß der Bände ist die Benützbarkeit denkbar rasch und einfach. Der Plan des Werkes der „Deutschen Kunstdenkmäler” sieht vorderhand neun Bände vor. Demnächst werden Bände über Baden- Württemberg und Bayern erscheinen. Im Jahr sollen zwei bis drei solche Bildbände herauskommen. Wir werden den Fortgang des wichtigen Unternehmens laufend verfolgen.

HANDBUCH DER HISTORISCHEN STÄTTEN DEUTSCHLANDS. Band: Niedersachsen und Bremen. Herausgegeben von Kurt Brüning. Alfred- Kröner-Verlag, Stuttgart.. X1II/528 Seiten, 30 Abbildungen, 15 Karten. Preis 15 DM,

Es ist erstaunlich, wie der Herausgeber, Professor Dr. Brüning, Direktor des Niedersächsischen Amtes für Landesplanung und Statistik in Hannover, wenn er sich auch der Mithilfe von 38 Fachleuten bedienen konnte, diese klare Uebersicht und Gruppierung zustande brachte. Ein solches Handbuch kann kritisch nicht auf einmal durchgelesen werden. Sein Wett ergibt sich aus der fällweisen Benützung zu Naehschlagzwecken im Laufe der Zeit. Wir haben uns daher — bis die nächsten Bände der Reihe vorliegen — auf Stichproben verlassen und Dinge gesucht, die wir, würden wir das Gebiet bereisen, suchen würden. Nehmen wir zuerst die Dichtung. Da klappt es vorzüglich, wohin man blickt. Raabe taucht bei Stadt Oldenburg, Löns bei Ahlden, Münchhausen bei Apeleren, Levin Schücking bei Meppen, Sohnrey bei Jühnde, Steigentesch, Oesterreichs bedeutendster Lustspieldichter vor Bauernfeld, bei Hildesheim auf (Steigentesch starb in Wien). Alle .geistlichen Beziehungen sind gründlich dargelegt. Musterbeispiel: Gandersheim. Drei Seiten Text und dazu Quellenangaben. Auch die bildende Kunst fehlt nicht. Beispiel Dangast, das vom Kreise der „Brücke” (Heckei, Schmidt-Rottluff) als Künstlerkolonie neu entdeckt wurde. Wie man die Wirtschaft (Bergbau) beachtete, zeigt der Artikel Gittelde (Kreis Gandersheim), und wie der Verkehr Berücksichtigung findet, erhellen die Artikel Vegesack (man erwähnt richtig, daß dort Lange das erste deutsche Dampfschiff, die „Weser”, erbaute) und Lehrte, wo wir alles Wichtige über diesen Bahnknoten erfahren. Natürlich sind die Entwicklungen auf allen Sachgebieten bis zur Gegenwart beachtet. Fassen wir vorderhand zusammen: Da wird uns ein Handbuch gegeben, das uns viel Suchen erspart: ein Werk aber auch, das man artikelweise lesen kann wie ein Geschichtsbuch, wodurch man sein Allgemeinwissen erweitert.

GELD LACHT, LOCKT. MORDET. Von Anton Alexander. Fackelträger - Verlag, Hannover. 188 Seiten.

Dieses Buch mit dem knalligen Einband handelt in. der Art der Illustriertenberichte von Leuten, die rasch zu viel Geld gekommen sind — also von den „Erfolgreichen”, und von außergewöhnlichen Zei-1 ten — also von Krieg, Nachkrieg und Inflation. Da taucht eine illustre, zum Teil pfiffig-skrupellose Gesellschaft auf, deren gemeinsames Etwas eben Geld ist. Da Oesterreich nach 1918 ein chaotischer Schau-’ platz gewesen ist, ist es vorzugsweise der Ort der. Handlung. Da stehen neben Castiglioni die Bosel und die Berliner, Gömbös steht neben Sonja Henie, die Erzeugerin jungmachender Salben, Helena Rubinstein, ist in der Nachbarschaft von A. Ch. Kinsey, dem Verfasser des berühmt-berüchtigten Sex-Reports. Mancher Irrtum hat sich eingeschlichen. Dollfuß war nicht Offizier der Kaiserjäger, sondern der Kaiserschützen (S. 99), Molnar nicht „Ungarns größter Dramatiker” (S. 121). Das Reichskriegsministerium hat nicht „k. u. k. österreichisches Kriegsministerium” geheißen (S. 89), einmal ist Krobatin, der Kriegsminister, „Freiherr” (S. 90), dann wieder „Baron” (S. 92). Mein Gott, in anderen Breiten mag man darüber hinweglesen. Fatal sind diese Schnitzer ja nicht, aber sie stören doch, beeinträchtigen das Buch, wie es etwa Eselsohren tun.

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