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Digital In Arbeit

Digitales Museum für die Zukunft

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Seit 15 Jahren ist das Festival „ars electronica“ in Linz ein weltweit beachteter, aber zeitlich limitierter Impulsgeber für Computerkunst. Ein Zentrum zu schaffen, in dem die künstlerischen, wissenschaftlichen, aber auch gesellschaftspolitischen Ergebnisse dieses Festivals dauerhafte Anwendung und Nachwirkung finden, ist das Anliegen des Festivalmitbegründers und Mitgestalters, des ORF-Landesintendanten Hannes Leopoldseder: „Diese Einrichtung soll über ein herkömmliches Museum weit hinausgehen. Es soll eine neue Erlebniswelt anbieten, in der neben der wissenschaftlichen und dokumentarischen Komponente auch für die Menschen eine positive, informativ-spannende und spielerische Begegnung mit dem Computer möglich ist.“

Auch die Wirtschaft erhofft sich vom Ars Electronica Center (AEC) ein Kommunikations-, Forschungsund Präsentationsforum, besonders im Hinblick auf die weltweite Vernetzung der Technologieknoten, die nun auch in Oberösterreich vorangetrieben wird (siehe Seite 12).

Der Bau der Architekten Klaus Leiter und Walter Hans Michel für die „Erlebniswelt“ AEC sieht ein lichtdurchflutetes Erdgeschoß, einen auf Stützen ruhenden mehrgeschossigen Kubus und einen gläsernen Dachgarten, die „AEC-Sky“-Ebene als Begegnungs- und Erholungsraum mit Blick über die Stadt vor.

Die einzelnen Geschoße sind verschiedenen Bereichen zugeordnet. So beherbergt etwa das „Datarium“ ein „Electronic Cinema“, Archive und Mediathek - allein das ORF-Studio Oberösterreich hat eine Sammlung von rund 5.000 Dokumenten von interaktiven Projektarbeiten und Computergrafiken von Künstlern aus 40 Ländern der Welt. „ExpoVision“ nennt sich die Ebene der Ausstel- lungs- und Präsentationsräume für Projekte der Wirtschaft und Wissenschaft.

OPTISCHE VISITENKARTE

Auf dem „Cyberdeck“ gibt es Empfangsstationen für TV- und Radioprogramme, Produktionsstudios für Multimediaprogramme und computergesteuerte Fertigung, computergenerierte 3-D-Simulationen zum Entwerfen von Autos, Maschinen und zur Darstellung von Architekturvorhaben. Technologisches Wissen und Kenntnisse in allen multimedialen Lebensbereichen werden Interessierten im „Knowledge Net“ vermittelt.

Für die „optische Visitenkarte“, die Fassadengestaltung des Centers, stellen der Architekt Christian Möller und der Computerkünstler Joachim Sauter die Idee einer globalen virtuellen „Netzhaut“ zur Diskussion. Jeder weltweit am Computernetz Beteiligte - geschätzt sind das etwa 20 Millionen Menschen — ist aufgefordert, ein Bild aus seinem Umfeld an das AEC zu schicken und wird dadurch in Linz präsent.

Die Bilder werden dann auf einer virtuellen Weltkugel positioniert und auf der Fassade des Gebäudes sichtbar gemacht. Der Bildabruf über den riesigen, auf Kugellagern drehbaren Globus vor dem Center kann durch die Besucher gesteuert werden.

Die Kosten des AEC sind beträchtlich. Für die Errichtung des Gebäudes werden 90 bis 96 Millionen Schilling veranschlagt. Die Innenausstattung mit Logistik, Architektur, Ausstellungsbereich, Technik und Gerätepark wird mit 82 Millionen Schilling zu Buche schlagen. Das Land wird 30 Prozent der Kosten mittragen. Vom Bund erhofft sich die Stadt Linz 20 Prozent an Förderung als „Millenniumsprojekt“. Für die Betriebskosten wurde bei 13 fest angestellten und zusätzlichen freien Mitarbeitern ein jährlicher Finanzbedarf von 28,6 Millionen Schilling errechnet. Die Eröffnung ist für 1. Jänner 1996 vorgesehen. B.G.

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