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Ein segensreiches Jahr

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Vor ungefähr Jahresfrist wurde in der „Furche“ (Nr. 21/1957) ein Ueberblick über die kirchliche Bautätigkeit in der Erzdiözese Wien nach dem zweiten Weltkrieg gegeben. Die Angaben waren zwar knapp, brachten aber doch zum Ausdruck, daß neben der Instandhaltung bestehender Objekte dem Bau von neuen Kirchen und Pfarrhäusern stets jenes Augenmerk geschenkt wird, das diesem vom seelsorglichen Standpunkt aus so wichtigen Problem zukommt.

Im folgenden soll der Leser kurz über die kirchliche Bautätigkeit im vergangenen Jahr informiert werden.

Vier große Stadtkirchen konnten vollendet werden: die Kirche Maria-Lourdes (Wien XII), die Neulerchenfelder Kirche (Wien XVI), die Judas-Thaddäus-Kirche (Wien XIX) und die Stadtpfarrkirche St. Christopherus in Baden. Die dabei gestellten künstlerischen und bautechnischen Aufgaben waren nicht immer leicht zu lösen. So mußte beispielsweise die Kirche in Neulerchenfeld auf sehr engem Raum und in Anlehnung an die bei der Bombardierung stehengebliebenen barocken Türme gebaut werden. Um einen der Größe der Pfarre entsprechenden Fassungsraum zu erhalten, wurde die Hakenform angewendet.

Die gleiche Liebe und Sorgfalt wie den großen Kirchenbauten in der Stadt muß den Dorfkirchen entgegengebracht werden. Dies scheint insbesondere in Niederösterreich notwendig, wo das Dorf sein ausgeprägtes Antlitz längst nicht mehr hat. Im vergangenen Jahr wurden in Grund (bei Hollabrunn), in Hetzmannsdorf, Neubau-Kreuzstetten-Bahnhof und Ransdorf bei Lichtenegg neue Ortskirchen vollendet. Nicht vergessen wurde die Errichtung von Notgottesdienststätten, die für die Bildung neuer Gemeinden so außerordentlich wichtig sind, z. B. in der Kordonsiedlung in Hütteldorf, am Baumgartner Spitz und auf der Dirndlwiese in Strebersdorf.

Neue Pfarrhöfe stehen seit 1957 in Altenwörth, in der Eichkogelsiedlung, in Gablitz, Kammersdorf, Möllersdorf, Münichsthal und Wienerherberg. Daß sie nach modernen Gesichtspunkten gebaut werden und neben den Wohn- und Amtsräumen des Pfarrers über Seelsorgeräume verfügen, ist heute selbstverständlich.

Kurz seien hier auch noch der Bau von Kindergärten in Hasenleiten (Wien XI), Himberg und Altlichtenwarth und die Exerzitienkapelle im Piusheinrdes Neuklosters in Wiener Neustadt erwähnt.

Neben diesen Neubauten wurde auch den oftmals schon sehr dringenden Restaurierungsarbeiten an kirchlichen Gebäuden das notwendige Interesse zugewendet. An 301 Kirchen und “179 Pfarrhöfen wurden Instandsetzungen durchgeführt. Von besonderer Bedeutung war die Innenrestaurierung der Dominikanerkirche (Wien I), der Breitenfelder Kirche (Wien VIII), der Canisiuskirche (Wien IX), der Kirche Sankt Johann (Wien X), Maria vom Berge Karmel (Wien X) und Inzersdorf (Wien XXIII). Sie sind wieder in alter — oder besser gesagt: in neuer Schönheit erstanden. Der Erwähnung wert ist weiter die Neugestaltung der Gotteshäuser in Hanfthal, Hernstein und Leobersdorf. Bemerkenswerte Außenarbeiten erfolgten an der alten Kirche in Sollenau. Die herbe Schönheit dieser wehrhaften Anlage kommt nun, nach Weglassung aller spielerischen Details, die frühere Restauratoren glaubten anbringen zu müssen, besonders zur Geltung.

So ist im vergangenen Jahr zweifellos sehr viel geschehen, aber neue Aufgaben sollen erfüllt werden. Schon sind die nachstehend genannten Neu- oder Umbauten im Gange oder schon knapp vor der Vollendung: Kirchenbauten in Neu-Erdberg (Wien III), Gatterhölzl (Wien XII), Angern, Deutsch-Wagram, Felixdorf, Hirschwang, Katzelsdorf, Marchegg-Bahn-hof, Steinabrunn, Ternitz, Wartmannstetten und Wiener Neustadt-Kriegsspital. Eines der größten Anliegen ist der Neubau des Knabenseminars in Sachsenbrunn bei Kirchberg am Wechsel.

Es dürfte überflüssig sein, zu erwähnen, daß diese rege Bautätigkeit viel Geld kostet. Die Höhe der Bauausgaben in der Erzdiözese Wien betrug 1957 etwa 27 Millionen Schilling. Ermöglicht wurde diese Großzügigkeit erst durch die Auflage der Kirchenbauanleihe. Der auf diese Weise erhaltene Kredit wird ausschließlich für Neubauten verwendet, während mit dem für Bauzwecke bestimmten Teil der Kirchenbeiträge in erster Linie Instandsetzungarbeiten finanziert werden.

Wenn der Sachverständige die Leistung mit den Ausgaben vergleicht, wird er zugeben müssen, daß verantwortungsbewußt gewirtschaftet wurde und die materiellen Opfer, die die Gläubigen für ihre Kirche bringen, gute Verwendung fanden. zierten Untersicht verkleidet. Die Prospektpfeifen des Mittelpositivs und der beiden Seiten-positive sind bereits montiert. Die Montage war schwierig. Trotzdem gingen die Arbeiten ohne Zwischenfall zu Ende. Das äußere Bild der neuen Riesenorgel ist bis auf das Rückpositiv fertig. Auch der Orgeltisch ist schon gebaut und kann zur Zeit, durch Glas sorgfältig abgeschirmt, im Kirchenraum besichtigt werden. Zur Vollendung des großen Werkes müssen noch etwa 9500 Pfeifen angebracht werden. Für die Fertigstellung der Orgel fehlt noch eine Million Schilling. Trotzdem hofft die Dombauleitung, den Betrag innerhalb eines Jahres aufzubringen und das Werk bis Weihnachten 1959 vollenden zu können.

Die Krönung der letzten Jahre war der festliche Einzug der Pummerinin den Dom. Die Einfahrt der großen Glocke durch das erweiterte Riesentor ging ohne Schwierigkeiten vonstatten. Auch das Aufziehen der Pummerin — nur wenige machen sich von dem Umfang und der Gefährlichkeit der nötigen Arbeiten die richtige Vorstellung — gelang ohne jeden Zwischenfall.

Noch sind in den nächsten Jahren von der Dombauleitung große Aufgaben zu bewältigen: so die Renovierung des unteren Teiles des Stephansturmes, des südlichen Heidenturmes, des Adlertores, der Barbarakapelle und viele kleinere Arbeiten. Nicht zuletzt sollen im kommenden Jahr die Bauhöfe mit den häßlichen Plakatwänden geschleift und die neue Dombauhütte an der Nordseite des Domes in einer ähnlichen Form wie die untere Sakristei erbaut werden.

Jedenfalls werden diese Bauvorhaben des Domes etwa fünf bis sechs Jahre in Anspruch nehmen, die von der Dombauleitung den Einsatz aller Kräfte, von den Bundes- und Landesbehörden, vom Kuratorium und von den Mitgliedern des Domerhaltungsvereines Förderung und Unterstützung im gleichen Maße wie bisher erfordern werden.

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