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Fremdenverkehr einst und jetzt

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Das Bundesland Kärnten ist im Zuge der Nachkriegsentwicklungen im Fremdenverkehr hinsichtlich der Ausländerübernachtungen an die zweite und hinsichtlich der Gesamrübernachtungen an die dritte Stelle der österreichischen Bundesländer aufgerückt. Diese Entwicklung ist überwiegend auf natürliche Voraussetzungen und privatwirtschaftliche Initiative zurückzuführen. Im Wettbewerb mit den Nachbarländern sind die Ziele der Kärntner Fremdenverkehrspolitik darauf gerichtet, die gegebenen Möglichkeiten für eine noch intensivere Gestaltung des Fremdenverkehrs zu nutzen. Wenn auch die bisherigen Bemühungen in den Ergebnissen befriedigen, so wird sich im raschen Wechsel der Werbemethoden und in den stets steigenden Ansprüchen an die Fremdenverkehrseinrichtungen nur jenes Land durchsetzen können, das sich auf dem touristischen Markt als zugkräftiger Wettbewerbspartner erweist.

Mit dem Übergang vom Einzel- zum Massenreiseverkehr hat sich in der Fremdenverkehrswirtschaft ein Strukturwandel vollzogen. Dieser Prozeß ist eine Folge gesellschaftlicher Wandlungen, wobei sich das Interesse des Staates am Fremdenverkehr durch die Möglichkeit der wirtschaftlichen Nutzung zu regen begann. Die Notwendigkeit der Förderung und Pflege dieses Sektors ist somit keine Erkenntnis unserer Tage, sondern ergab sich bereits mit dem Einsetzen der modernen Verkehrsentwicklung. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs mißt man in den wertmäßigen Umsätzen und in den Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz. Daraus ergibt sich das Streben nach einem möglichst optimalen Marktanteil und somit der Kampf mit dem Wettbewerbspartner.

Durch diese Tatsache des immer größer werdenden Angebotes auf dem touristischen Markt ergibt sich die Notwendigkeit einer ständigen Anpassung an die vorherrschenden Werbemethoden. War vor Jahrzehnten das Motiv des typischen Erholungsaufenthaltes vorherrschend, so trachtet man in der heutigen Epoche der Motorisierung in kurzer Zeit möglichst viel zu sehen und zu sammeln. Es rücken somit jene Gebiete in den Brennpunkt des Fremdenverkehrs, die eine günstige Verkehrslage aufweisen und deren Straßennetz den ständig wachsenden Strom der Verkehrsteilnehmer aufzunehmen in der Lage ist. Darüber hinaus beeinflussen die natürlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten eines Landes den Fremdenverkehr in qualitativer und quantitativer Hinsicht. Kärnten bildet innerhalb der Landschaft der Ostalpen dank seiner ausgezeichneten, natürlichen Begrenzung eine Landschaft für sich, die auch im politischen Rahmen Innerösterreichs immer eine gewisse Sonderstellung hatte. Von welcher Seite man auch Kärnten betritt, der aufmerksame Beobachter wird sogleich merken, daß hier ein vom Nachbarraum abweichendes Bild vorliegt. Der ausgesprochene Hochgebirgscharakter wird durch Landschaftsbilder zahlreicher Huß- und Seenbecken abgelöst. Die große Zahl der Seen und Flüsse bedeutet einen raschen Wechsel von Land und Wasser, wie ähnliches innerhalb der Alpen nur selten zu finden ist. Der Mannigfaltigkeit des Geländes enspricht auch die Vegetation, die hier, in enger Nachbarschaft selbständiger Pflanzenregaoroen, reich und vielfältig ist. Formen und Farben kommen im Licht der südlichen Sonne und in der Klarheit der Atmosphäre voll zur Geltung. So war das Kärntner Seengebiet durch seine zentrale Lage, in einem Verkehrsdreieck gelegen, für eine stürmische Fremdenverkehrsentwicklung geradezu prädestiniert.

Kärnten zog auf Grund seines ausgedehnten Beckens seit jeher die Wege aus den Nachbarländern an. So entstand ein radiales Netz von Verkehrslinien. Die Bemühungen der zuständigen Stellen sind nun darauf gerichtet, die Zubringerstraßen auszubauen und das Projekt der Autobahnführung zu verwirklichen. Schließlich werden nicht allein die Schönheit der Kärntner Landschaft und die Fremdenverkehrsbetriebe, nicht die Kultur in Vergangenheit und Gegenwart, für die weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs in Kärnten bestimmend sein, sondern der Anreiz, den der Motortourismus findet.

Im Zuge der Fremdenverkehrsentwicklung sind Kärntens Kurorte, wie Velden und Pörtschach am Wörther See, Krumpendorf, Reifnitz, Maria-Wörth, Millstatt, Annenheim, Bodensdorf, Faak, Klopein, Brennpunkte des internationalen Reiseverkehrs geworden. Daneben geben die Heilbäder Warmbad Villach, Bad Kleinkärchheim und die Heilbäder des Lavanttales der Entwicklung einen weiteren Auftrieb.

Kärnten hatte im Fremdenverkehrsjahr 1960/61 insgesamt 1,886.791 Inländeirübernachtungen und 4,934.154 Ausländerübernachtungen zu verzeichnen. Die Gäste fanden in 2765 Fremdenverkehrsbetrieben Unterkunft. Insgesamt standen im Jahre 1961 der Fremdenverkehrswirtschaft 98.164 Betten zur Verfügung, wovon 61.101 auf Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Kurhäuser, Kinder- und Jugenderholungsheime, bewirtschaftete Schutzhütten und Jugendherbergen, und 37.063 Fremdenbetten auf Privatquartiere und sonstige Fremdenunterkünfte entfallen.

Die zuständigen Stellen bemühen sich vor allem um die Intensivierung des Winterfremdenverkehrs. Diese Bemühungen können mir in jenem Maße von Erfolg begleitet sein, als es gelingt, die Hochtäler des Nockgebietes straßenmäßig zu erschließen und dort Beherbergungs-möglichkeiten zu schaffen.

Die große Fülle von Maßnahmen, deren Durchführung geeignet erscheint, den Fremdenverkehr im Lande Kärnten zu fördern und ihm damit eine größere Rentabilität zu sichern, läßt sich auf folgende Punkte zusammenfassen:

1. Koordinierung aller Werbemaßnahmen der Wirtschafts-, Kultur- und Fremdenverkehrsinstitutionen;

2. ständige Leistungsanailyse und Bedacht-nahme auf das Leistungs- und Preisgleichgewicht;

3. verstärkte Bemühungen zur Verlängerung der Aufenthaltsdauer und zeitliche Verteilung auch auf Frühjahr und Herbst, und schließlich

4. intensiver Ausbau der Zubringerstraßen.

Der Verwirklichung dieser Forderungen läßt das dynamische System der freien Marktwirtschaft breiten Raum. Im allgemeinen Wachsturasprozeß wird der Fremdenverkehr in Kärnten jene Stellung einnehmen, welche sich aus der Erfüllung der Voraussetzungen ergibt. Nicht durch Gesetze und Verordnungen allein wird das gesteckte Ziel erreicht, sondern durch eine Politik, die den Notwendigkeiten des Fremdenverkehrs Rechnung trägt. Dieser Wirtschaftszweig hat im Verlauf der Nachkriegszeit in Kärnten einen kaum vorausigeahntien Aufschwung genommen. Die Werte, die daraus der Gesamtwirtschaft jährlich erwachsen, sind beträchtlich.

Die Förderung dieses noch stark ausbaufähigen Sektors ist daher für das Land Kärnten von großer politischer Bedeutung und somit ein wesentlicher Faktor der Landespolitik.

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