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Frühling und Sommer in Tirol

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Noch liegt da und dort auf den Fluren Schnee, und im Gebirge türmt er sich sogar meterhoch. Die Menschen jedoch freuen sich nach einem strengen Winter, wie wir ihn heuer hatten, auf die wärmere Jahreszeit und schmieden schon Urlaubspläne für den Sommer. Aber noch schwebt nur ein Frühlingsahnen in der Luft, und manch einer überlegt, ob er nicht doch noch in ein hochgelegenes Tiroler Bergdorf zum Frühjahrsskilauf bei wohlig wärmendem Sonnenschein und Firnschnee fahren soll. Denn heuer ist im März noch so reichlich Schnee gefallen, daß man dem Skilauf bis in den Frühsommer hinein wird huldigen können. Darauf haben sich die Orte des inneren ötztales und Zillertales eingerichtet. Da wie dort bestehen genügend Aufstiegshilfen, mit denen die nimmermüden Anhänger des sommerlichen Skilaufes mühelos in Höhen von 2500 bis über 3000 Meter gelangen können, wo sie immer noch Schnee finden werden, da es hier mitunter auch im Juli noch schneit. Das macht ja gerade den Reiz des Landes im Gebirge aus, daß man beim Aufstieg von der Talsohle, wo schon die Zeit der ersten Mahd gekommen ist, in höhergelegenen Regionen noch einmal blühende Wiesen und Bäume antrifft und so beim Vordringen bis in die Gletscherzone Sommer, Frühling und Winter an einem einzigen Tag erleben kann. Das ist allerdings nur möglich dank der guten verkehrsmäßigen Erschließung Tirols.

So wurde durch die tägliche Führung von drei Zügen über Salzburg-Rosenheim-Kufstein die Fahrtdauer zwischen Wien und Innsbruck von sieben auf fünf Stunden verkürzt. Und im gesamten ist die Bedienung Tirols durch die Eisenbahn aus allen Richtungen sehr gut. Von den Hauptverkehrsadern, die Tirol von Osten nach Westen und von Norden nach Süden durchlaufen und in der Landeshauptstadt ihren Knotenpunkt besitzen, führen Bundes- und Landesstraßen in alle Nebentäler und über Pässe, die Autofahrten in großartiger Gebirgslandschaft gestatten Die Fel-bertauernstraße, nunmehr kürzester Reiseweg von Nordtirol nach Osttirol, die Achental-straße, die auf einer Vielzahl formschöner Brücken erbaute Brenner-Autobahn, die Fernpaßstraße, die Timmelsjoch-Hochalpenstraße sind hier die Glanzstücke. Unter den vielen beliebten Autoausflügen innerhalb des Landes und über die Grenzen, wird jener nach Südtirol gerne als Rundfahrt gemacht, die in einer Richtung über die landschaftlich nicht minder reizvolle Reschenstraße führt. Und selbst zu den entlegensten Gebieten und Bergsiedlungen sind Güterwege angelegt, auf denen Kraftfahrzeuge verkehren können. Die Inntal-Autobahn ist zwischen Weer und Innsbruck fertiggestellt, noch in diesem Jahr wird der Anschluß an die Achentalstraße in den Verkehr einbezogen und 1972 die ganze Strecke bis Kufstetin befahrbar sein. Damit wird Tirol mit dem mitteleuropäischen Autobahnnetz verbunden sein, aus dem die nun schon seit drei Jahren im Verkehr stehende Brenner-Autobahn (Innsbruck—Brennersee) nicht mehr wegzudenken ist. Da auch an der Südtiroler Seite die Bauarbeiten beachtlich fortschreiten, wird die Tiroler Teilstrecke Kufstein—Brenner im europäischen Autobahnnetz in Bälde einen besonders wichtigen Platz einnehmen, ist sie doch die beste und schnellste Nord-Süd-Verbindung, die den Alpenraum durchquert.

Als Paßland mit den wichtigsten Verkehrswegen über die Alpen seit eh und je, ist Tirol uraltes Reiseland. Und in der Tiroler Geschichte spielt manch ein Wirt eine bedeutende Rolle. Hier hat sich eine traditionsgebundene Gastlichkeit entwickelt, die heute mit rund 260.000 Gästebetten aufwarten kann. In dieser Fülle des Angebotes, vom Luxushotel über den gutbürgerlichen Mittelbetrieb bis zum einfachen Berggasthof und zur Privatunterkunft, findet jeder etwas nach seinem Geschmack und seiner Geldtasche. Um dem Sommergast auch im alpinen Klima Tirols das Baden und den Wassersport unter angenehmsten Bedingungen zu ermöglichen, hat man in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Freischwimmbädern und Hallenbädern mit Vorwärmeanlagen für das Wasser geschaffen. Derzeit bestehen 37 geheizte Freischwimmbäder und 53 teils öffentlich zugängliche, teils private, zu Hotelbetrieben gehörende Hallenschwimmbäder. Die Verkehrserschließung Tirols ist bis in die höchsten Regionen vorgedrungen. Es gibt keinen Fremdenverkehrsort in Tirol, in dessen Umgebung nicht wenigstens ein im Sommer betriebener Sessellift oder gar eine Seilbahn besteht, mit deren Hilfe man rasch und mühelos das Hochgebirge erreicht. Im Sommer 1970 werden in Tirol 119 Anlagen in Betrieb sein, davon 28 Seilschwebebahnen, drei Standseilbahnen und 88 Sessellifte (Bahnen mit mehreren Sektionen wurden hier als eine Anlage gerechnet). Das weitverzweigte Netz von Wanderwegen in allen Höhenlagen und seine Erhaltung ist vor allem dem Alpenverein zu danken, aber auch die örtlichen Verschönerungsvereine und die Fremdenverkehrsverbände haben dazu in Vergangenheit und Gegenwart beigetragen. So findet der in einer ständigen Lärmkulisse und sauerstoffarmen Atmosphäre lebende Großstädter auf Wanderungen und in ozonreicher Luft die für seine Erholung so notwendige Ruhe und Entspannung.

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