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Der Fremdenverkehr in Vorarlberg ist schon vor 1939 und besonders nach dem Krieg eine der tragenden Säulen der Wirtschaft des westlichsten Bundeslandes Österreichs gewesen. Dies geht allein daraus hervor, daß in diesem Jahr die Werbeorganisation für den Fremdenverkehr, der „Landesverband für den Fremdenverkehr in Vorarlberg“, 75 Jahre seines Bestandes begehen und auch auf beachtliche Erfolge hinweiisen kann. Sind doch die Nächtigungen an Gästen von rund 500.000 im Jahre 1947 auf mehr als 4,5 Millionen angestiegen und hat sich die Gesamtbettenanzahl von rund 8000 auf mehr als 57.000 erhöht. Gäste aus aller Welt besuchen Vorarlberg, und da dieses Land zwischen Bodensee und Silvretta als österreichisches ELnfallstor für die Gäste aus den westlichen Ländern angesehen werden kann, erreicht der Auisländeirainiteil in Vorarlberg bei den Nächtiigungen einen beachtlich hohen Grad; eir beträgt im Sommer 90,4 Prozent und im Winter 90,7 Prozent,. Daß hierbei die deutschen Gäste weit überwiegen, liegt an der bereits erwähnten günstigen geographischen Situation Vorarlbergs.

Fremdenverkehr und zufriedene Gäste bedingen jedoch eine stete Erweiterung und Überprüfung der Infrastruktur, und hier ist in Vorarlberg in den letzten Jahren viel geschehen. War 1927 die Pfänderbahn in Bregenz die zweite Seilbahn in Österreich überhaupt, ‘so ist dank der Initiative verschiedener Orte und durch tatkräftige Unterstützung des Landes und des Landesvenbandes für Fremdenverkehr heute eine dichte Kette von Seilbahnen und Sesselliften entstanden, die so gut wie jeden Teil Vorarlbergs erfaßt. Auf einem Gebiet, das ein Sechstel der Größe der Steiermark aufweist und in bequem zwei Stunden (Bregenz—Arlberg) durchfahren werden kann, wurden bereits 19 Seilbahnen und 22 Sessellifte errichtet, zu denen sich im Winter noch 137 Schlepplifte gesellen. Aber auch für Schwimmbäder, Hallenbäder, Minigolfanlagen, Sportplätze, Wanderwege und Betafelungen und an Einrichtungen, die dem Gast zur Abwechslung und Erholung dienen, sind beachtliche Leistungen erbracht worden. Und auch hier gilt, daß das ausgewogene Angebot eines Ortes zur Aufrechterhaltung des Zustromes an Gästen führt, wenn ständig an der Erweiterung und der Überprüfung der Infrastruktur gearbeitet wird. Vorarlberg hat gewiß einen hohen Standard erreicht, viele Probleme sind jedoch auch in Zukunft zu meistern. Hier sei an erster Stelle der Straßenbau und der Verkehr überhaupt genannt. Alle Bundesstraßen in Vorarlberg sind staubfrei ausgebaut, viele Straßenübergänge und Querverbindungen müssen jedoch noch großzügiger angelegt weiden und hierzu kommt noch der rasche Bau der Rheintalautobahn; denn erst diese ermöglicht das reibungslose Auffangen des besonders im Sommer schon stark spürbaren Kraftfahrzeugverkehrs. Aber auch bessere Zugverbin- d urigen durch die Aufnahme verschiedener Kurswagen aus den für Vorarlberg wichtigen Gebieten Westeuropas gehören zu den Fragen, die den Fremdenverkehr beeinflussen.

Die Entwicklung des Femdenverkehrs in Vorarlberg ist seit 1945 in stetem Anstieg begriffen, ein leichter Rückschlag trat erst im letzten Jahr ein, doch war er weniger fühlbar als in anderen Bundesländern. Mögen die Gründe hierfür in der wirtschaftlichen Rezession unseres Nachbarlandes oder in der ungünstigen weltpolitischen Lage überhaupt zu suchen sein, sicher ist jedenfalls, daß alle Fortsetzung Seite 19

Im Jahre 1840 wurde im ehemaligen k. u. k. Markt- und Landgericht Dornbirn durch Herrn Mathäus Thumher eine Weinkellerei gegründet, die damals Geschäftsbeziehungen in viele Kronländer der Monarchie unterhielt. Unsere Firma befindet sich seither durch wechselvolle Zeitgeschichte im Familienbesitz, obwohl auch die Kriege einen hohen Blutzoll gefordert haben.

Unter dem Reichsrat und Landtagsabgeordneten Johannes Thumher wurde unsere Firma im Handelsgericht Feldkirch protokolliert. Die Gattin des Genannten war eine geborene Lins aus Feldkirch, von der der Linsenhof ob dem Bahnhof Feldkirch beim Elendbild stammt, der sich noch im Familienbesitz befindet. Den Besuchern der Schattenburg Feldkirch empfehlen wir einen echten Südtiroler Rotwein, da sich unsere Kellerei zu den traditionellen Lieferanten zählt.

Johannes Thumher war mit Abt Pfänner bekannt, über den der Heiligsprechungsprozeß eingeleifet wurde und der seinerzeit als Kaplan in Dornbim-Haselstauden gewirkt hat. Die Klostergründung durch Abt Pfänner in Banjaluka wurden durch den Reichsrat Thumher nicht zuletzt dadurch gefördert, daß die Firma im Klosterbereidh Landgüter er worben hat, die durch Mönche urbar gemacht und bewirtschaftet wurden, worüber sich die jährlichen Abrechnungen noch bei unseren Geschäftsaufzeichnungen befinden.

Ein Sohn des Johannes Thumher ist einem Ruf der Bischöfe nach Wien gefolgt und hat in Hasenleiten als Arbeiterpriester gewirkt. Auch diese Tradition wird durch den Sohn des jetzigen Firmeninhabers fortgesetzt, der als Pfarrer von Bürs bei Bludenz um den Bau der Friedenskirche bemüht ist.

Als älteste Weinkellerei Vorarlbergs mit nahezu klassischen Bezugsquellen für edle Weine sind wir auf dem Vorarlberger Markt vornehmlich mit Südtiroler Rotweinen eingeführt. Im übrigen Österreich vertreibt unser Haus Meßweine von der römisch-katholischen Mission aus Samos, Griechenland, und einem spanischen Karmefliiterldositer. In den letzten Jahren ist es uns mit dankenswerter Hilfe der Bundeswirtschaftskammer gelungen, mit österreichischen Spditzenweinen auf dem Schweizer Markt Fuß zu fassen und die Exporte beachtlich auszuweiten.

Unsere Exponate sind auch vorzüglich geeignet, dem heurigen Motto der Dornbirner Messe zu entsprechen.

Anstrengungen auch weiter darauf gerichtet ein müssen, das unglaublich vielfältige und preisgünstige Angebot der Konkuimenzländer aufzufangen und den Gast immer und stets aufs neue zu umwerben. Daß Österreich und auch Vorarlberg hierzu eine große Chance besitzen, ist nichts Neues, soll aber doch betont werden. Von wesentlicher Bedeutung bei dar Beobachtung des künftigen Fremdenverkehrs scheinen mir folgende Grundsatzpunkte zu sein;

• Hebung der Infrastruktur der Orte.

• Förderung von Einrichtungen und Anlagen in Gebieten, die bis jetzt noch wenig erschlossen sind.

• Verbesserung des Straßennetzes.

• Erstellung von preisgünstigen Pauschalangeboten von Orten oder Gastbetrieben zur Auslastung der Vor- und Nachsaison.

• Erweiterung des Bahnverkehrs, Verbesse rung der Verbindung in die Einzugsgebiete.

• Verstärkung des Angebots der Bodenseeschiff ahrt

• Konzentrierung der Werbebemühungen durch gezielten Einsatz aller Werbemittel.

• Festigung der Eigenständigkeit des Landes (Trachten, Musikkapellen, Mundart).

• Investitionsförderung von ausbaufähigen Gastbetrieben.

• Förderung der Leistungssteigerung des Gastgewerbes und Beobachtung des gesunden Preisgefüges.

Vorarlberg hat, so glaube ich, alle Voraussetzungen dafür geschaffen, daß dieses Entwicklungsprogramm durchgeführt werden kann, und es ist als sicher anzunehmen, daß die bisher vorhandene hervorragende Mitarbeit aller im Fremdenverkehr Tätigen auch weiterhin seine Früchte tragen wird.

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