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Glas und Licht für die Museen

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Zu- und Umbauten sollen den Sammlungen mehr Platz schaffen: Im Bundesmobiliendepot, im Technischen Museum, in der Albertina, im Jüdischen Museum.

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Zu- und Umbauten sollen den Sammlungen mehr Platz schaffen: Im Bundesmobiliendepot, im Technischen Museum, in der Albertina, im Jüdischen Museum.

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Die weltgrößte Sammlung von Biedermeiermöbeln, der rote Teppich für Staatsbesuche aller Art, Privatgegenstände des Kaiserhauses, Gegenstände der Möbel- und Wohnkultur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert schlummern im Bundesmobiliendepot in der Andreasgasse im siebten Bezirk. Die Lage an der neuen 113 wäre ideal, trotzdem kennt kaum einer die Sammlung. Nun soll alles anders werden: Das Wissenschaftsministerium hat beschlossen, sich des Stiefkindes anzunehmen und aus den Schausammlungen der Bundesmobilienverwal-tung ein Museum mit mehreren Schwerpunkten zu machen. Dazu sind Umbauten nötig.

Die Aufgabe für Architekt Ales-sandro Alvera ist folgende: Das historische Depotgebäude in der Maria-hilferstraße muß elegant mit dem biedermeierlichen Bestand, einem Haus mit zwei Hoftrakten in der Andreasgasse verbunden werden. Unterschiedliche Gebäude- und Raumhöhen sind zu überwinden, trotzdem soll das Ergebnis architektonisch - räumlich - funktional klar sein. Ein Kunstgriff hilft: Der Haupteingang in das erweiterte Gebäude wird von der Mariahilferstraße in die Andreasgasse verlegt. Verglaste Erschließungsgänge im Hof und die gläserne Haupthalle, Gelenk, Rindeglied und Verteilerraum, symbolisieren den modernen Eingriff. Ihnen gelingt es, die verschiedenen Niveaus der Gebäude auszugleichen.

Ein Wintergarten im Depottrakt macht verschieden lange Ausstellungswege, sowie eine Trennung der Bereiche möglich. Ein Vortragssaal und ein Kaffeehaus sollen den Raum auch außerhalb der Öffnungszeiten nutzbar und belebt machen. Rereits im Frühjahr 1997 soll es so weit sein.

Zuletzt häufig erwähnt wird die Erweiterung des Technischen Museums, die aufgrund des Sparwillens der neuen Regierung nicht ausfällt wie ursprünglich geplant. Die Architektengruppe „Atelier in der Schön-brunnerstraße ” muß auf die gläserne Halle in einem modernen Rastersystem mit viel gewonnener Ausstellungsfläche, einen Anziehungspunkt für neugierige Passanten und die weit sichtbaren Sonderausstellungen im Ambiente einer modernen, technischen Stahl-Glasarchitektur verzichten. Sie darf nun nur die kostengünstigere Alternativlösung planen: 200 Millionen Schilling waren für den Zubau - gemeinsam mit der Sanierung der alten Rausubstanz - zuviel.

Die „kleine Lösung”, ein neuer Eingang mit einer Halle, wird nur etwa 40 Millionen Schilling kosten. Trotzdem bleiben die Architekten den Ideen des ursprünglich geplanten Zubaus treu. Die Eingangshalle ist aus Glas, als doppelte Haut konzipiert spart sie Energie. Zarte Stützen tragen das transparente Dach, ein modernes Röhrensystem sorgt für Licht, zusätzliche Spots können nach Bedarf eine andere Raumstimmung aufkommen lassen. Die Lage der neuen Halle, die das Technische Museum auch durch ein Cafe und ein Bookshop infrastrukturell aufrüsten soll, ist vom untergeschossigen Eingang im Louvre inspiriert, schon in der Ausschreibung war diese städtebauliche Lösung gefordert.

Durch den Keller, der stark aufgewertet und nicht mehr ausschließlich als museale Rumpelkammer genutzt wird, betritt man das Museum, mit Rampen werden Busse von der Mariahilferstraße in die Eingangsebene gebracht, großzügige Drehtüren und eine Glasfassade laden zum Besuch, von unten kommt man in den Altbau, der saniert und mit zwei Glaskuppeln versehen wird. Die erste wurde kürzlich von der Firma Suter & Suter Ges.m.b.H. gehoben. Im Februar/März wird die zweite folgen.

230 Millionen Schilling sind für die Erweiterung der Albertina nach dem Entwurf des Vorarlberger Architektenteams Steinmayr & Mascher vorgesehen, nach letzten Schätzungen könnte die sogenannte Maximallösung bis zu 300 Millionen verschlingen. Räumlich wäre das auf alle Fälle ein Gewinn: Licht könnte durch die moderne Glasfassade, die sich zum Hof in Richtung Nationalbibliothek wendet, ins Gebäude fallen, auch hier würde die Eingangssituation verändert und bisher nur als Depots genutzte Räume bildeten den modernen baulichen Rahmen für Ausstellungen. Somit wäre die zeitgemäße Adaptierung eines historischen Gebäudes, das in diesem Fall als Palais und eigentlich nie als Museum konzipiert war, an heutige Anforderungen leicht möglich. Die Generalsanierung des Altbaus kommt im zweiten Schritt auf die stattliche Summe von 850 Millionen Schilling, was bereits Überlegungen zu alternativen Lagermöglichkeiten provoziert. Momentan werden Exponate in einem Handwagerl durch den Burg-garten in die nahe Nationalbibliothek gekarrt.

Ein anderes Problem hat das Jüdische Museum. Von Anfang an als Umbau des alten Palais Eskeles konzipiert, bleibt Direktor Georg Haber nur eines: er muß den bestehenden Platz so gut wie möglich nützen. So soll die Hälfte des Raumes; der jetzt zur Gänze Wechselausstellungen gewidmet ist, für eine ständige Schau nutzbar gemacht werden. Eventuell wären die bestehenden 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf 1.500 Quadratmeter aufzustocken, indem Depots als Schauräume verwendet würden. Ein Gutachterverfahren ist bereits eingeleitet.

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