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Heim einer Elite

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Die Katholisch-Pädagogische Akademie in Graz-Eggenberg ist eine Anstalt, die der Ausbildung einer Lehrerelite christlicher Weltanschauung dient. Dabei wird bewußt an die Stelle des Kollektivs die einzelne Person, an die Stelle des einseitigen Intellekts der Geist gesetzt. Im Mittelpunkt steht die ausgeprägte Persönlichkeit als wesentliche Funktion erzieherischen Wirkens.

Diese Persönlichkeitsbildung ist die Keimzelle für die Konzeption von inneren Funktionen, Funktionen, verstanden als Begriff für Raumbildung, Zuordnung, Erleben, Empfinden ..., Werte also, die nicht mehr im Utili- tären zu suchen sind.

So bestimmen der einzelne, die Gruppe, die Begegnung und die Diskussion in allen Bereichen des Tagesablaufes die innere Form. Diese innere Form, in Wechselwirkung zum bewußt gebauten Freiraum, läßt eine komplexe Erscheinung als ein Ganzes entstehen.

Das Konzept

Durch das Zurückweichen der Aula, des Turnsaales und des Hauptgebäudes entsteht ein sich nach außen öffnender Schiwung, der den Baumassen des gegenüberliegenden Komplexes der Schulschwestern ausweicht und in der Gegenbewegung den zentralen inneren Bereich der Akademie mit dem Hauptgebäude, dem akademischen Internat und der Kapelle als Brennpunkt bildet. Dieser Platz stellt das geistige und optische Zentrum dar und ist Ort der Begegnung von externen und internen Studierenden. In der Folge, in einem gefaßten Freiraum, die Übungsschule im Maßstab einer Dorfschule und das Knabeninternat. Die Pro- fessorenwohnungen im westlichsten Teil des Grundstückes ergänzen das Raumprogramm.

Im Erdgeschoß befindet sich die Eingangshalle mit den Garderoben und der Direktion. Um die zentrale Vertikalverbindung gruppieren sich in zwei Obergeschossen Raumeinheiten, bestehend aus einem Sfeminarraum, einem Lehrmittel- und Professorenzimmer mit dem zugeordneten Diskussionsraum und Warteraum, im letzten Obergeschoß das Studio für Musik. Die Saalgruppe umfaßt die Aula mit Foyer, für festliche Anlässe und als großer Hörsaal verwendet, Künstlergarderoben und eine Freiluftbühne, einen Gymnastikplatz mit Turnsaal und Umkleidemöglichkeiten.

Das Akademikerinternat ist in einzelne Wohneinheiten aufgeteilt, die sich aus Ein- und Zweibettzimmern, einer Sanitärgruppe, Teeküche und Bewegungsraum zusammensetzen. Im Erdgeschoß befinden sich Gemeinschaftsräume, wie Klubräume, Speisesaal, Bibliothek; Räume also, die von in- und externen Schülern benützt werden. Im Knabeninternat je Obergeschoß fünf Achtbettzimmer, die mit dem Tagraum, der Sanitäreinheit und dem Erzieherzimmer einen Gruppenverschluß bilden. Im Erdgeschoß Bewegungsraum, Speisesaal und Wohnung für den Leiter. Im Gelenk liegen die Verwaltung, Belieferung und Küchenanlage, die beide Speisesäle versorgt. Die Übungsschule soll den angehenden Lehrern als Leitbild für den zeitgemäßen Schulhausbau dienen; daher Variationen von Klasseneinheiten in bezug auf Funktion, Raum und Belichtung, verschiedene Garderobesysteme und höchste Flexiblität in den Pau-

senräumen und im Mehrzwecksaal mit Beziehung zum Freiraum.

Konstruktives und Material

Die Ausführung beschränkt sich auf diie notwendigsten Baustoffe. Das Bauwerk soll in dem Material erscheinen, in dem es auch entstanden ist. Die tragenden Bauteile sind aus örtlich gegossenem Sichtbeton, geschalt mit ungehobelten Holzbrettern. Die Außenwände sind an der Innenseite mit Heraklith wärmeisoliert und mit Holztafeln verkleidet. Fenster- und Türelemente sind in Föhrenholz naturbelassen, ebenso die Jalousien, die Fußböden aus schwarzem Gußasphalt, Inneneinrichtung in Buche massiv.

Dipl.-Ing. Günther Domenig Dipl.-Ing. Eilfried Huth

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Pfarrkirche „Hl. Theresia“, Graz

Für die neu zu gründende Pfarre „Zur heiligen Theresia“ steht ein L-förmigies Grundstück an der Ecke Theodor-Körner-Straße- Robert-Stolz-Gasse zur Verfügung. Städtebaulich liegt die Kirche im Zentrum eines neu entstehenden Wohnviertels am Fuße eines landschaftlich überaus reizvollen Hügelgeländes, dessen Bebauung sowohl villenartige Einzelbauten als auch fünfgeschossige Zeilenbauten und Hochhäuser umfaßt.

Das Grundstück soll außer der Kirche auch einen Pfarrhof und ein Pfarrheim aufnehmen. Die Gestaltung ist insofern besonders schwierig, als das Grundstück rund zwei Meter tiefer als die Theodor-Körner-Straße liegt. Der Entwurfsverfasser hat versucht, aus der Not eine Tugend zu machen und zwischen Theodor- Körner-Straße und Kirche einen großen Vorplatz zu gestalten, der als vorbereitende „Schwelle“ am Weg zur Kirche angesehen werden kann. Gleichzeitig wurde diese städtebauliche Situation in der Weise ausgenützt, daß eine Unterkirche mit einem umlaufenden Kreuzweg geschaffen wurde, so daß die Oberkirche etwas höher als das Niveau der Theodor-Körner-Straße zu liegen kommt.

Gemäß den Beistimmungen des Konzils wurde der Kirchenraum grundrißlich in der Weise organisiert, daß die Mensa den zentralen Mittelpunkt bildet, um den sich der liturgische Bereich mit Ambo, Taufstein, Session und Scola gruppiert. Der gesamte Bau ist in schalungsreinem Beton im Sinne des „style brut“ gehalten. Beim Innenraum wurde auf jede künsterlische Ausgestaltung verzichtet; der Raum soll allein durch die Proportion und die Lichtführung wirken. Für die Gestaltung wurde versucht, das Motiv des Baldachins, das in der Entwicklung des Kirchenbaues eine so bedeutende Rolle spielt, auf die moderne Stahlbetonkonstruktion zu übertragen. Zwölf kreuzförmige Säulen tragen einen Betongitterraster, über dem sich in Form einer Laterne ein Beleuchtungskranz befindet.

Der Raum wird überdies durch ein schmales Fensterband erhellt, das sich durch die Hochführung der Umfassungswand bis zur auskragenden Rasterdecke ergibt.

Die Baumassen sind derart gruppiert, daß die Kirche als einfacher kubischer Bau zwischen die stark gegliederten Baukomplexe des Pfarrhofes und Pfarrheimes gestellt ist, die höhenmäßig in einem niedrig gehaltenen Glockenträger gipfeln.

Eine entsprechende gärtnerische Gestaltung verbindet die Bauteile mit der umgebenden offenen Bebauung.

Architekt o. Prof. K. R. Lorenz

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