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IM STREIFLICHT

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t£ ÜNSTLERISCHE Ausgestaltung des Wiener Westbahnhofes — man kann diese Phrase nicht mehr ohne Spott hören und lesen: so grotesk ist das kunstbürokratische Hin und Her, das sich jahrelang um dieses Vorhaben abgespielt und nun mit einer halbsalomonischen amtlichen Entscheidung geendet hat: die Fresken oder Mosaike, die bereits in Auftrag waren, sollen nun auch nicht ausgeführt werden. Eine Begründung dafür wurde ebensowenig wie für frühere sonderbare Beschlüsse nicht angegeben. Man fährt anscheinend nach Linz nicht von „Wien-West“, sondern von Schiida ab.

STOLZ berichtete die Gemeindekorrespondenz, daß abermals verschiedene städtische Gartenanlagen neue Spielplätze, Spielwiesen und Spielgeräte erhalten werden. Städtische Gartenanlagen, die, wie sich bei näherem Zusehen erweist, allerdings vorzugsweise in den Bezirken mit hohen römischen Ziffern liegen. Denn es ist ja klar: in den Innenbezirken gibt es bekanntlich nur reiche Leute, deren Kinder in den wenigen Wochen, da sie nicht samt ihren Pflegerinnen im Sande des Lido oder der Riviera spielen, ganz gut mit einigen Quadratmetern Schotter und vernachlässigten Sandkisten zurechtkommen ...

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TIÄ'AN hört von einem interessanten Projekt: am Rande von Wien, in Lainz, auf einem bisher unbebauten Gelände der Gemeinde Wien, soll noch im Laufe dieses Sommers eine kleine Modellsiedlung mit Einfamilienhäuschen entstehen. Bauherr ist das Oesterreichische Produktivitätszentrum, dem zu diesem Zweck MSA-Mittel zur Verfügung gestellt wurden, die Bauleitung hat Architekt Dr. Roland Rainer, der in letzter Zeit mehrere erste Preise erhalten hat. Dieses Projekt soll in erster Linie der Durchsetzung ebenerdiger Wohnhäuser dienen, die nicht nur billiger, besser und bequemer als Mietkasernen sind, sondern auch jungen Familien ein familiengerechtes Wohnen ermöglichen. Hoffentlich läßt sich der in jeder Hinsicht begrüßenswerte Plan einer Serienerzeugung des einen oder anderen Modells in Oesterreich ermöglichen; die Landschaft am Stadtrand würde darunter bestimmt nicht leiden.

A LSO doch Silberstreifen... In der letzten „Furche“ war an dieser Stelle von einer grundlegenden Strukturveränderung der sowjetzonalen Filmproduktion im Zusammenhang mit den Ereignissen des 17. Juni die Rede; ein.Verleihaustausch mit dem Westen sollte folgen. Nunmehr werden bereits die ersten konkreten Auswirkungen bekannt: Ein neuer ostdeutscher Film Wolfgang Staudtes („Der kleine Muck“) soll im Herbst gleichzeitig in West- und Ostdeutschland erscheinen. Zwei westdeutsche Filme laufen in Ost-Berlin an. Einer davon heißt sogar — nomen est omen —: „Fanfaren der Liebe“ ...

A BENDFÜLLENDE Kriegsberichte, zumeist Spielfilme, zusammengeschnitten aus alten Wochenschauen, rücken jetzt — da die Leiden dieses Krieges acht Jahre zurückliegen — mehr und mehr in das Licht des Kinospielplans. Wir meinen speziell zwei in Deutschland laufende Streifen jüngster Zeit — einen, der sich mit dem Rußlandfeldzug beschäftigt, einen anderen, der Rommels Afrikafeldzug aufgreift. Vor diesen Filmen ergibt sich die Frage: Inwieweit müssen derartige Dokumente (wenn sie Dokumente sein wollen) ernsthaft um Objektivität bemüht sein, und inwieweit dürfen sie sich bewußter Subjektivität hingeben? Die Berliner „Filmblätter“, die diese Ueberlegung anstellen, fügen hinzu: „Hier die Anstandsgrenze zu ziehen, erscheint uns nicht ganz einfach.“ Uns hier erscheint eine andere Frage viel dringlicher: Wozu das Ganze? Das häufig erscheinende Argument von der kommerziell notwendigen Auswertung solcher alter Streifen (im eigentlichen Spielfilm nennt man sie sinnig „Ueber-läufer“) kann hier wohl kaum bemüht werden. Als Dokumente? Hm ... Oder vielleicht gar als Ermunterung, als neue Schule zum „Hartwerden“? Hier die Anstandsgrenze zu ziehen, erschiene uns sehr einfach!

T“\ER Bauausschuß der Stadt München hat die Gründung einer Studiengemeinschaft für den Bau und die Finanzierung einer Münchener Hoch-und Untergrundbahn beschlossen. Die Studiengruppe soll die Vorplanung für eine unterirdische West-Ost-Schnellbahn-Verbindung vom Hauptbahnhof durch die Stadt zum Ostbahnhof aufnehmen. Das Projekt ist auf 300 bis 400 Millionen DM veranschlagt. In den Beratungen wurde festgestellt, daß München in einigen Jahren vom Verkehr völlig überrannt werden wird und die Frage einer Sperre der Innenstadt für den Autoverkehr akut werden könne. — Wohingegen man sich in Wien vorderhand noch nicht den Kopf zerbricht, wie man dem von Jahr zu Jahr in geometrischer Progression anschwellenden Verkehr beikommen könnte —• nun ja: unsere Innenstadt ist eben noch nicht „überrannt“, und es wird ein* Weile dauern, ehe der Mutige, der gegen 17 Uhr etwa den Platz vor der Stephanskirche überschreiten will, auch ganz sicher überfahren wird ...

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