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IM STREIFLICHT

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A M Rande der Wiener Festwochen ist eine kleine Kontroverse entstanden. Sie geht darum, ob man aus der Eröffnungsansprache von Bürgermeister Jonas die Tendenz heraushören könnte, daß die Wiener Festwochen nicht allein eine Angelegenheit der Wiener, sondern eine „würdige Manifestation des gesamtösterreichischen und des internationalen Kulturlebens“ seien. Einige Kritiker glauben nun diese Aeußerung zum Anlaß nehmen zu müssen, über den Verlust der „spezifischen Wiener Note“ dieser Festwochen zu klagen. Ach, wenn es doch nur darum ginge. Die Problematik der Wiener Festwochen ist eine ganz andere. Es fehlt nicht an zahlreichen wertvollen Veranstaltungen, aber es fehlt am gleichmäßig hohen Niveau aller Unternehmungen. In diesem Jahr stehen die Festwochen zum ersten Mal unter einem Leitgedanken, der „Fest des Tanzes“ heißt. Ballettgruppen aus Japan, Jugoslawien und der deutschen Bundesrepublik werden in Wien gastieren; ihr Auftreten ist ein internationales Ereignis. Auch das Internationale Musikfest ist ein solches Ereignis. Es wäre schön, wenn die kommenden Festwochen diese Ereignisse vermehren könnten; auch auf die Gefahr hin, daß der eine oder andere Kritiker die Veranstaltung dann zu „international“ findet. Schrammelmusik gibt es das ganze Jahr über genug.

T“\AS Amt der Salzburger Landesregierung hat zum Projekt eines neuen Mozart-Festspielhauses von Prof. Dr. Clemens Holzmeister ein hpchinteressan-tes Memorandum herausgegeben. Diesem Memorandum entnehmen wir eine Stellungnahme Hofrat Prof. Dr, Joseph Gregors, die in wenigen Worten das Wesentliche dieses dringend notwendig gewordenen Neubaus zusammenfaßt: „Der Grundgedanke des Projektes ist ein doppelter: das Festspielhaus nicht aus der Stadt Salzburg, ihrer Atmosphäre und ihrem innersten Kerne zu entfernen; durch Verbindung mit dem gegenwärtigen Festspielhaus den wirtschaftlichen und künstlerischen Betrieb zu erleichtern und zu entlasten. Das Projekt ist das Ergebnis einer bald dreißigjährigen Beschäftigung mit dem Problem des Salzburger Festspielhauses. Es sieht ein neues, großes Festspielhaus in den Hofstallungen, von der gegenwärtigen Eingangshalle ab bis gegen das Neutor, vor. Es handelt sich hier um einen historischen Bau Fischer von Erlachs, der aber ein reiner ungegliederter Zweckbau ist und den man ebenso zu einem höheren künstlerischen Ziele verwenden kann, wie man Museen und Akademien in den berühmtesten Schloßbauten unterbringt. Zunächst wird das äußere Bild der Hofstallungen überhaupt nicht verändert. Im Innern erfolgt ein vollständiger Umbau zum Zwecke des neuen, mit allen Erfordernissen ausgestatteten Hauses. Die Bühne ist von vollkommen neuartiger Form und erlaubt das Höchstmaß an Anforderungen. Zwischen dem heutigen Festspielhaus und dem neuen sind die Nebenräume aller Art untergebracht. Der Weg von einer Bühne zur anderen ist in wenigen Minuten im Innern des Hauses zurückzulegen.“ — Die Verwirklichung dieses Projektes, das 110 Millionen Schilling kosten wird, würde es möglich machen, alle Wünsche nach Karten zu den Salzburger Festspielen, die im Ausland bestehen, zu erfüllen.

Beitrag'des Akademietheaters zum Schiller-Jahr: „Johanna von Orleans“ von Jean Anouilh;

der Beitrag des Burgtheaters zum Schiller-Jahr: „Don Carlos“ von Kurt Becsi; und der Beitrag der Josefstadt: „Maria Stuart“ von Hans Schubert. Wenn sich noch ein Urheber für „Die Räuber“ findet, kannmit einer vollzähligen Aufführung sämtlicher Schiller-Dramen gerechnet werden.

TUrONATELANG rauchte heldenhaft ein Asphalt-kocher auf dem Heldenplatz; ein anderer wurde langsam „historisch“ (obgleich wenig künstlerisch) zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum; es wäre an der Zeit und erwünscht, wenn die Sandhaufen und Teerfässer nicht historische Patina ansetzten! Dafür ist ja auf der Ringstraße zur Verschönerung der Architektur und als Begrüßung der Festwochengäste und der Teilnehmer des PEN-Kongresses Ersatz hinreichend vorhanden. Nächst Goethegasse und Ring, auf etwa hundert Meter Weg, befanden sich in der ersten Juniwoche: zwei fahrbare, grün (als Tarnfarbe?) angestrichene große Bauwagen, ein fahrbarer, grau gestrichener kleinen Formats, drei ortsfeste Bauvillen, vier Bretterstapel, zwei Ziegelstapel, ein Sandhaufen und die üblichen Fässer. Möglich, daß die Zahl in der nächsten Woche nicht mehr stimmt. Weil sie festwochenmäßig gesteigert wurde.

'T'IEF hinunter greifen die Bagger, um das Erd-reich auszuheben und den Grund zu bereiten, auf dem der neue Heinrichshof stehen soll. Kein Wunder, daß sie tief hinuntergreifen; denn der Neubau soll um dreieinhalb Meter höher werden als der alte Heinrichshof, da muß er wohl „fest-gemauert in der Erden“ stehen. Mit dem Fortgang der Arbeiten ist man zufrieden — so könnte der Rohbau bis zum Herbst, zur Eröffnung des „Opernfestivals“, fertig sein. Ortsunkundige Ausländer, die die Staatsoper nicht sofort finden, werden sich dann am Hochbau des Heinrichshofes orientieren können.

WflEN als Hauptstadt der Medizin hat Verpflich-“ tungen. Vor drei Jahren lief die „Aktion Studienhilfe“ an, die den Studierenden das Fach-. buch zu erschwinglichem Preise vermittelte. Die gleiche unternehmungsmutige Stelle, der Verlag Urban & Schwarzenberg in Wien IX, Frankgasse 4, eröffnete am 1. Juni in den Räumen des Verlages , einen Leseraum für medizinische Zeitschriften. Im vergangenen Monat waren bereits 141 Blätter aus 15 europäischen und 5 überseeischen Ländern ausgelegt; zu Beginn des neuen Studienjahres dürften es 250 bis 300 sein. Nur wer die Schwierigkeiten der Institute kennt, wenn es gilt, Fachzeitschriften zu halten; nur wer weiß, was die rasch fortschreitende Erfahrung auf medizinischem Gebiete geleistet hat und täglich leistet, kann die Bedeutung des Leseraumes würdigen. Er ist ein Versuch. Vorderhand gilt es. den Grundbestand (Wochenschriften für allgemeine Praktiken) zu bieten sowie aus jedem Spezialfach einige Blätter, die auf internationale Bedeutung verweisen dürfen. Darüber hinaus ist es gelungen — und hier erweist sich die Vermittlerrolle Oesterreichs —, wieder rumänische, ungarische und bulgarische Zeitschriften aufzulegen. Andere werden folgen, von Nachträgen zur Erstliste verzeichnet. Die Zeitschriftenbibliothek ist, technisch gesehen, eine Präsenzbibliothek, verfügt über doppelte Karteien (Namens- und Fachkartei) und bietet dadurch, daß auf der Rückseite des Karteiblattes die allfälligen Rezensionen vermerkt sind, zugleich eine überaus schätzenswerte Bibliographie. Die Benützung des Leseraumes (Montag bis Freitag 9 bis 19, Samstag 9 bis 14 Uhr) ist kostenlos, fachlich geschulte Kräfte sind bereit, Anfragen entgegenzunehmen und Auskünfte zu erteilen.

“T\ER Inhaber eines Reprisenkinos am Berliner Kurfürstendamm schnitt die „SchleifSzenen“ aus dem Film „08/15“ eigenhändig heraus. Uebrig blieb eine Art Militärlustspiel, das völlig offen ließ, warum der Kanonier Vierbein plötzlich zusammenbrach. Zensur auf eigene Faust. Wohl selbst mal Feldwebel gewesen? Die Berliner protestierten und Platzeks Auftritte wurden wieder eingeklebt.

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