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Industrie im Grünen

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260.000 Einwohner siedeln in 96 Gemeinden Vorarlbergs. Fast 70 Prozent der gesamten Bevölkerung wohnen in dem bekannten Ballungsgebiet, dem Vorarlberger Rheintal (mit Walgau), auf nur 10 Prozent der Landesfläche. Die Siedlungsdichte in diesem Expansionsgebiet beträgt derzeit schon 640 pro Quadratkilometer. Im Jahre 1980 wird Vorarlberg rund 300.000 Einwohner zählen. Diesen relativ größten Zuwachs von ganz Österreich wird das Vorarlberger Rheintal aufnehmen.

Während der Anteil der landwirtschaftlichen an der gesamten Bevölkerung im Jahr 1918 noch 30 Prozent betrug, sind es heute lediglich noch 8 Prozent. Allein fast 70 Prozent der Bevölkerung leben von Industrie, Gewerbe, Handel und Verkehr. Neben Wien zeigt Vorarlberg den höchsten Prozentsatz an Industrialisierung. Vorarlberg konnte in der Nachkriegszeit tauner wieder Arbeitskräfte aus den anderen Bundesländern gewinnen. Bis 1960 gab es nur rund 2000 ausländische Arbeitskräfte, von denen ein Drittel im Zoll-ausschlußgebiet Kleines Walsertal beschäftigt war. Heute arbeiten in Vorarlberg 8000 erfaßte Ausländer. Die Gesaimtbeschäftigtenanzahl beträgt 87.000, davon 34.000 Frauen. Diese Starke Frauenbeschäftiiigung ist e'in wesentlicher Grund des vielgerühmten Wohlstandes der Vorarlberger Bevölkerung.

Ein Premdarbeitergesetz ist dringend notwendig, um Auswüchse abzustellen (Unterbindung des Handels mit Einzelgenehmigungen, stärkere Gesundheitskontrollen und verschärfte Überprüfungen von Quartieren). In Vorarlberg wohnen weitere 6400 Arbeitnehmer, die sogenannten Grenzgänger, die aber ihre Arbeitskraft Betrieben in Liechtenstein, der Schweiz und der Bundesrepublik zur Verfügung stellen. Die Zurückgewinnung des Großteiles dieser Arbeitskräfte wäre ein wirtschaftliches Erfordernis.

Die Wohnungsnot ist groß. Vorarlberg hat noch immer einen quantitativen Fehlbestand von rund 7000 Wohnungen. Die hohen Bodenpreise und hohen Baukosten (wenn sie auch in den letzten Monaten etwas gesunken sind) werden ergänzt durch hohe Mietpreise, die bei Neubauwohnungen bis 40 Prozent des Lohnes oder 'Gehalts ausmachen. Die Situation wird sich verschärfen, da der Wohnungsbau mit dem zu erwartenden Wohnungsbedarf nicht Schritt halten wird. Die Verbauung des Rheintales mit Einfamiiliensiedlungsihäusem wird kommenden Generationen zu schaffen machen.

Vorarlbergs Industrie arbeitet überwiegend in Klein- und Mittelbetrieben. Es gibt nur neun Großbetriebe mit jeweils mehr als 500 Beschäftigten. Alle diese Unternehmungen gehören der Textilindustrie an. Von 32.000 Gesamtbeschäftigten in der Industrie arbeiten allein 22.000 in der Textilindustrie. Die textile Monbstruktur ist genauso eine Struktur-schwache wie der große gewerblich-kleinbetriebliche Wirtschaftsbereich. 2800 Gewerbebetriebe beschäftigen 23.000 Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge, im Handel und Kreditwesen 1200 Betriebe 7300.

Für die AnSiedlung von Wachstumsindustrien wird viel zuwenig getan. Schwierigkeiten ergeben sich aus der Notwendigkeit der Reinhaltung der Luft und der Gewässer. Auch die Gegensätzlichkeit Erholungszentrum — Industriebetriebe (Flugplatz) im Raum der vier Gemeinden am Bodensee ist noch nicht ausgegoren.

Im Handel ist der Übergang auf Kettenläden und Selbstbedienungsläden rasant angewachsen. Nicht zuletzt spielt der Konkur-renadrruck aus der ausländischen Nachbarschaft eine große Rolle. Fast täglich gehen 10.000 Vorarlberiger in die ausländische Nachbarschaft einkaufen.

Das Fremdenwerkehrsgewertbe bietet vorteilhaft die Möglichkeit von Nebenerwerbs-einkünften für 1 die Landwirtschaft. In der Qualität sind Verbesserungen notwendig, um an internationale Maßstäbe heranzukommen.

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