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Kirche in Leoben-Hinterberg
Die in Bau befindliche Kirche in Leoben- Hinterberg wird nach ihrer Weihe, die im Sommer 1967 stattfinden soll, zuerst eine Filialkirche der alten römisch-katholischen Pfarre Leoben-Wassen darstellen und damit einem etwas abseits liegenden Teilgebiet dieser Pfarre ein seelsorgliches Zentrum geben. Der Bauplatz konnte so gewählt werden, daß der kirchliche Bezirk nicht nur verkehrsmäßig günstig liegt, sondern auch in städtebaulicher Hinsicht zu einem Kristallisationspunkt der zur Zeit noch ziemlich chaotischen Struktur dieses Ortsteiles werden kann. Es darf erwartet werden, daß die Errichtung des Kirchengebäudes zu einer Vertiefung des religiösen Lebens führt, die in nicht allzu ferner Zeit die Bildung einer eigenen Pfarrgemeinde und die Erhebung der Kirche zur Pfarrkirche rechtfertigt. Das Plankonzept umfaßt daher einen aus Kirche, Pfarrhaus, Pfarrsaal, Jugendheim und Kindergarten umfassenden Pfarrbezirk, und die bereits im Rohbau fertiggestellte Kirche stellt die Realisierung des ersten Bauabschnittes der Gesamtanlage dar. Dem Entwurf liegt die Absicht zu Grunde, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil in der Pastoralkonstruk- tion definierte Verhältnis der Kirche zur heutigen Umwelt, das durch Offenheit und Hilfsbereitschaft gekennzeichnet ist, schon durch die Gliederung in der architektonischen Großform zu veranschaulichen, die trotz der vom Wesen des sakralen Bezirks geforderten Geschlossenheit über nur teilweise geschlos-
sene Höfe und Freiräume mit der Umwelt kommuniziert.
Die Raumgestaltung des Kirohengeibäudes selbst wurde aus den beiden Grundgestalten der Liturgie, Versammlung und Mahlgemeinschaft, entwickelt. Der Raum baut sich über der quadratischen Hauptgrundfläche in drei Abstufungen auf und erreicht seine größte Höhe über dem genau in der Mitte stehenden Altar. Die Lichtführung unterstützt zwar durch nach oben zunehmende Lichtfülle die Wahrnehmung dieses Raumaufbaues, zielt aber weniger auf eine Akzentuierung des Altars als auf die Zusammenfassung der Versammelten um diesen Ort. Das Gestühl ist in drei Blöcken um den Altar gruppiert, die vierte Seite ist dem Priester und seinen Hel-
fern gewidmet. Taufbecken und Beichtstühle sind zentralsymmetrisch auf den Altar bezogen, die für die Entfaltung der Liturgie wichtigen Orte der Wortverkündigung und der Sakramentsaufbewahrung aber wurden organhafter aufgefaßt und dementsprechend freier in der Zone zwischen den Priestersitzen und dem Altar fixiert. Die Sänger sind ein Teil der feiernden Gemeinde. Es gibt daher keine Sängerempore, die unweigerlich zur Isolierung dieser Gruppe führt.
In konstruktiver Hinsicht handelt es sich bei der hier beschriebenen Kirche um ein weitgespanntes Stahlbetonskelett aus vier sich kreuzenden Rahmen und auskragenden Randträgem, die eine Oberlichtkonstruktion aus vier verleimten, einander durchdringenden Holzbindern tragen. Zwischen die Skelettglieder wurden Mauerscheiben eingefügt, die außen mit unglasierten, keramischen Platten verkleidet und innen verputzt werden. Dachhaut, Fenster und Türen sind aus Aluminium, das Glas ist vorwiegend durchsichtig und farblos. Nur die niedrigen Raumnischen, die den Hauptraum an allen vier Seiten erweitern, erhalten einige farbige Akzente, die jedoch auf wenige Quadratdezimeter konzentriert werden. Soviel zur Beschreibung des Bauwerkes.
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