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Kulturland Ostenrijk

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Kulturland Osterreich ist in Kuropa nicht erst seit dem EU-Beitritt Österreichs ein Begriff. Umso bemerkenswerter ist es, daß ausgerechnet Österreich im Zentrum der EU oder anders gesehen, daß es ausgerechnet im EU-Zentrum kein offizielles österreichisches Kulturinstitut gibt.

Daß Österreich dennoch als Kulturnation präsent ist, ist dem österreichischen Lektor Clemens Ruthner zu verdanken, der seit mehr als zwei Jahren mit großem Einsatz und Erfolg Veranstaltungen an der Universität von Antwerpen (Universitaire Faculteiten Sint-Ignatius te Antwerpen, UFSIA) organisiert. 1994 sorgten Gastvorträge der Literarturwissen-schaftler Alfred F,benbauer (Rektor der Universität Wien) und Wendelin Schmidt-Dengler für reges Interesse an einem Studium in Wien. Im April 1995 konnte ein Internationales Symposium zur österreichischen Literatur der 2. Republik sich eines großen Publikumszulaufs erfreuen. Doch dies sind nur wenige Höhepunkte, neben zahlreichen Workshops zur Weiterbildung belgischer Lehrkräfte. Im Herbst dieses Jahres ist ein internationales Symposium zur Metropolen-forschung geplant. Möglich wurden diese Events erst durch Ruthners Engagement und durch die UFSIA, die die Infrastruktur gratis zur Verfügung stellt. Aufgrund der großen Infolge ist die Idee entstanden, dies zu einer ständigen Einrichtung zu machen.

Das derzeit noch provisorische OCTANT (Ostenrijk Centrum te Antwerpen) hätte nun die Chance, möglichst kostengünstig institutionalisiert zu werden, denn die Infrastruktur wird gratis von der UFSIA zur Verfügung gestellt. Das österreichische Außenministerium braucht also nur das Ja zu einem offiziellen OCTANT zu geben.

So einfach und günstig wird Österreich wohl nie zu einem Institut in der Kernzone der EU kommen. Die letzten Verhandlungen, zu denen das Außenministerium geladen hat, brachten jedoch keine wesentlichen Ergebnisse. Einzelne Projekte müssen weiter eingereicht werden. Das einzig sichere ist die Zusage der flämischen Regierung österreichische Aktivitäten mit der nötigen Infrastruktur zu unterstützen, der Rest sollte vom eigenen Land übernommen werden.

Daß das Interesse an Österreich in Belgien groß ist, hat mitunter auch hi -storische Hintergründe. So stand Bel-Monopol für Österreich gien im 18. Jahrhundert unter österreichischer Verwaltung. Maria Theresia war für ihre sanften Reformen sehr beliebt, auch heute noch sind in belgischen Städten wichtige Straßen-züge nach ihr benannt. Kurz, der Habsburgische Mythos nach Claudio Magris hat im Westen bis heute nichts an seiner Faszination verloren.

Eine bessere Situation könnte sich Österreich also nicht wünschen, zumal auch die österreichische Literatur immer mehr zum wichtigen Exportgut wird. Ein Konzept, das also nicht nur nationale, sondern auch regionale Distanzen überbrückt, wäre wünschenswert.

Auch in wirtschaftlicher Hinsicht wäre die Institutionalisierung von OCTANT von Vorteil, zumal Flandern zu den wichtigsten Tourismus-Zielgruppen für Österreich zählt. Österreich ist gefragt. Was liegt da also näher als ein offizielles österreichisches Kulturinstitut einzurichten? Zu teuer, zu aufwendig? Keineswegs, denn Österreich kann sich glücklich schätzen, die UFSIA als Partner zu haben. Dazu kommen noch der weltweite Ruf dieser Universität und die günstige Lage von Antwerpen an der Scheide mit seiner Nähe zu Rrüssel (es ist nur 35 km von der EU-Hauptstadt entfernt). Als heimliche Hauptstadt von Flandern reicht sein Einfluß weit in die Niederlande, aber auch nach Deutschland und Frankreich. 1993 hat sich Antwerpen bereits als Kulturhauptstadt Europas erwiesen. Reges Interesse konnte man bereits bei der Adalbert-Stifter-Ausstellung bemerken. Die Präsenz österreichisch-belgischer aber auch deutscher Freundschaftsvereinigungen bezeugen eine starke Nachfrage an kulturellen Veranstaltungen.

Österreich könnte mit einem Kulturzentrum ein Monopol für sich in Anspruch nehmen, da von bundesdeutscher Seite derzeit noch kaum Aktivitäten gesetzt werden.

Warum also zögert das österreichische Außenministerium noch, das Angebot der Universität in Antwerpen anzunehmen und OCTANT endlich zu institutionalisieren? Österreich hätte damit die Möglichkeit, auf günstigste Weise ein Kulturzentrum in der Kernzone der EU zu bekommen. Alles, was ein Österreich-Zentrum braucht, ist ein jährliches fixes Budget, mit dem geplant werden kann.

Abgesehen davon, daß man sich die hohen Kosten der dazu nötigen Infrastruktur erspart, könnte Fachpersonal von hohem Bang und Namen, erwähnt sei etwa Boland Duhamel, der als Professor für Literaturwissenschaft mit seinen Publikationen zur österreichischen Literatur über Fachkreise hinaus sehr bekannt ist, und Clemens Ruthner, der sich durch seine Aktivitäten ausgezeichnet hat, Österreich als Kulturnation in Europa repräsentiert werden.

Als Ergänzung zum Kulturmanagement ist eine Einbindung von Kulturstrategien in Lehre und Forschung empfehlenswert. Dafür wäre ein universitäres Zentrum wie OCTANT bestens geeignet. Denn hier soll nicht nur Kultur zum Konsum angeboten, sondern auch im Bildungssystem verankert und der Austausch mit belgischen und europäischen Aktivitäten angestrebt werden.

In Zusammenarbeit mit der österreichischen Botschaft, den Europainstitutionen und den Ländervertretungen in Brüssel könnte diese Institution zu einer wichtigen Einrichtung eines Kultur- und Wissenschaftsnetzwerkes werden.

1998 wird Österreich den EU-Vorsitz übernehmen. Dabei wäre eine Institution wie OCTANT von Vorteil.

Sollte das Außenministerium sich noch länger nicht entscheiden können, ist zu befürchten, daß die flämische Regierung ihr Angebot nicht länger aufrechterhalten wird. Damit wäre eine große Chance für Österreich vertan.

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