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Landesausstellungen in Zahlen

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Die Niederösterreicher veranstalteten 1960 -fünf Jahre vor Oberösterreich und Tirol, 14 Jahre vor dem Burgen -land, 21 Jahre vor Salzburg, 31 Jahre vor Vorarlberg und 35 Jahre vor Kärnten - ihre erste Landesausstellung „Jakob Prandtauer und sein Kunstkreis" in Melk. (382.000 Besucher) Der Erfolg blieb ihnen treu.

Freilich hängt das damit zusammen, daß viele Wiener an Wochenenden zu den von der Kulturabteilung des Landes organisierten und finanzierten Expositionen fahren. Auch wenn diese in touristisch wenig erschlossenen Regionen stattfinden.

Pionierarbeit leisteten die Niederösterreicher mit der Einrichtung des museumspädagogischen Dienstes, bei dem ein entsprechend geschultes Personal die jeweiligen Ausstellungsthemen mit Kindern spielerisch aufarbeitet.

Ausschlaggebend für die Wahl der Austragungsorte war sowohl in Niederösterreich als auch in Oberösterreich der Wunsch, denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren und zu revi-talisieren. Für die Baukosten mußten in den siebziger und achtziger Jahren Land, Bund und Eigentümer zu je einem Drittel aufkommen. Heute beteiligt sich der Bund kaum noch an der Finanzierung. Voraussetzung für die Geldspritze war und ist die Garantie, daß das Gebäude auch nach der jeweiligen Landesausstellung öffentlich genutzt wird. Seit einigen Jahren verlegt man aus wirtschaftlichen Überlegungen die für breite Publikumsschichten konzipierten Landesausstellungen in Bandgebiete.

Das größte Restaurierungsprojekt Niederösterreichs war die sechs Jahre dauernde Instandsetzung der Schallaburg östlich von Melk. Die Schallaburg wurde 1974 mit der Landesausstellung „Renaissance in Österreich" eröffnet. Seither wird das Renaissanceschloß von der niederösterreichischen Kulturabteilung verwaltet und dient als Ausstellungszentrum des Landes.

Überdurchschnittlich aufwendig gestaltete sich die Restaurierung des Zisterzienserstiftes Lilienfeld im Traisental, wo 1976 die Ausstellung „1.000 Jahre Babenberger in Österreich" gezeigt wurde. Mit 460.000 Besuchern wurde die Schau zu einer der meist frequentierten Veranstaltungen des Landes, gefolgt von der Ausstellung „Das Zeitalter Franz Josephs - Von der Revolution zur Gründerzeit, 1. Teil" mit 380.000 Besuchern. Diese fand 1984 im Historismus-Schloß Grafenegg stalit.

Beachtlich sind auch die Besucherzahlen in den restaurierten Prinz-Eugen-Schlössern Niederweiden und Schloßhof im Marchfeld. „Prinz Eugen und das barocke Österreich" (1986) wurde von 375.000 Personen besucht. Eine ähnlich hohe Besucherquote erzielte die Ausstellung „Kunst des Heilens - Aus der Geschichte der Medizin und Pharmazie" 1991 in der aufgelassenen Kartäuserklause Gaming mit 368.000 Personen.

Unübertroffen bleibt aber der Be-

Großveranstaltungen

waren oft Anlaß für die Renovierung zahlreicher Stifte und Schlösser. Stift Melk wurde so zu einem wichtigen Ausstellungszentrum.

sucherandrang zu „Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II." 1980 in Melk. Bei dieser Ausstellung wurden 663.074 Besucher gezählt.

In Niederösterreich hat es insgesamt 27 Landesausstellungen gegeben, die von 3,643.300 Personen besucht wurden. Ein steigendes Interesse bei der einheimischen Bevölkerung ist festzustellen.

Die nächste Großveranstaltung des Landes soll 1997 in Kirchstetten im Schloß der Familie Suttner stattfinden.

Da jedes Bundesland an der Gestaltung mitwirkt, firmiert die heurige, von Niederösterreich organisierte, finanzierte Millenniumsausstellung in St. Pölten und Neuhofen an der Ybbs als Länderausstellung und nicht als eigene Landesausstellung.

Oberösterreich kann mit 21 Landesausstellungen aufwarten. Die Besucherzahlen in Oberösterreich übertreffen sogar die von niederösterreichischen Landesausstellungen. Angeblich kamen über fünf Millionen Besucher zu den Expositionen.

Anfangs wurden in Oberösterreich in unregelmäßigen Abständen Landesausstellungen abgehalten, zwischen 1974 und 1992 alljährlich, seither im Zweijahresrhythmus.

Die absoluten Benner waren „Mensch und Kosmos", (1989 im Linzer Schloßmuseum, 548.000 Besucher) und „1.200 Jahre Kremsmünster" im 1977 komplett renovierten Benediktinerstift Kremsmünster (472.000 Personen). Mit 397.000 Besuchern kann das für die Landesausstellung 1988 instandgesetzte Schloß Weinberg bei Kefermarkt aufwarten. Es präsentierte unter dem Titel „Das Mühlviertel" eine Schau über die Geschichte der Region.

Im Burgenland fand 1974 die erste Landesausstellung statt. Sie war dem Barockmaler Franz Maulpertsch gewidmet. Eigens dafür wurde das durch einen Großbrand stark beschädigte Schloß Halbturn generalsaniert. Zwanzig Jahre später wurde für die Landesausstellung „Bollwerk Forch-tenstein" das Burgschloß Forchten-stein restauriert. 1995 wurde das Esterhazyschloß in Eisenstadt für die F,xposition „Die Fürsten Esterhazy -Magnaten, Diplomaten, Mäzene"re-noviert. Die übrigen 19 von 22 Ausstellungen des Landes fanden alle im Schloß Halbturn statt.

Die Steiermark veranstaltete 22

Landesausstellungen. Gesehen haben sie mehr als drei Millionen Personen. Als erfolgreichste Schau der Steiermark erwies sich 1993 die Ausstellung über das Leben des steirischen Dichters Peter Bosegger. Sie fand an den drei Orten Krieglach, Birkfeld und St. Kathrein (218.552 Besucher) statt. „Hexen und Zauberer", 1987 auf der Biegersburg präsentiert, lockte 351.840 Gäste an.

Tirol wagte 1965 mit „Kaiser Maximilian" im Innsbrucker Zeughaus die erste Landesausstellung, pausierte

dann aber fünf Jahre lang. Berufen kann sich das Land auf insgesamt sechs Landesausstellungen. Die Ausstellung „Eines Fürsten Traum" war Meinhard IL, Graf von Görz und Gründer des Landes Tirol gewidmet. Damit schlug man einen neuen Weg ein: Grenzüberschreitend zeigte die Tiroler Kulturabteilung die in zwei Teile gegliederte Veranstaltung im Zisterzienserstift Stams und im Schloß Tirol bei Meran (333.515 Besucher).

Da Tirols Fremdenverkehr auf der Erschließung der Natur beruht,

zählen Ausstellungen nicht zu den signifikanten Freizeitangeboten dieses Bundeslandes. Davon macht der Urlauber nur bei Schlechtwetter Gebrauch, die einheimische Bevölkerung fast gar keinen.

Die nächste, als Jubiläumsausstellung angelegte, Großexposition soll daher erst im Jahr 2000 in Lienz stattfinden und sich mit der vor 500 Jahren erfolgten Übergabe der Grafschaft Görz-Tirol an die Habsburger auseinandersetzen.

Salzburg konnte mit seinen insgesamt acht Landesausstellungen beachtliche Erfolge erzielen. Vor allem die auf den damals jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Schau „Die Kelten in Mitteleuropa", 1980 in Hallein gezeigt, geriet zu einem von den Medien bejubelten Ereignis und lockte 335.000 Besucher an. Trotzdem erklärte man mit der

1994 ebenfalls in Hallein präsentierten Schau „Salz" die Ausstellungstätigkeit offiziell für beendet.

In Kärnten fand 1991 in St Paul zum ersten Mal eine Landesausstellung statt. „Schatzhaus Kärnten" wurde von 261.764 Personen besucht. Die zweite Landesausstellung wurde

1995 veranstaltet. „Grubenhunt und Ofensau - Vom Reichtum der Erde" wurde in der Hüttenberger Hochofenanlage gezeigt.

Vorarlberg gesellte sich 1991 zum Ausstellungsreigen. Es präsentierte bei seinem Debut im Grafenpalast von Hohenems die Ausstellung „Kleider und Leute" (50.000 Besucher).

Die für 1997 konzipierte Exposition im Bregenzer Zisterzienserstift Mehrerau über die Geschichte des Klosters hat man angesichts des Sparpakets abgesagt. Möglicherweise auch nur auf das Jahr 2000 verschoben.

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