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Linz als wirlsdiaillite Zentrum

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In den letzten 25 JÜhfen vollzog sich in Oberösferreich ein tiefgehender Wandel der wirtschaftlichen Struktur. Bis zum zweiten Weltkrieg war Oberösterreich ein überwiegend agrarisches Bundesland; im Jahre 1934 entfielen

37.8 Prozent der Bevölkerung auf die Landwirtschaft und nur 28,9 Prozent auf die verarbeitenden Industrien und das Gewerbe. Im Jahre 1951 dagegen zählten nur noch

25.8 Prozent der Einwohner Oberösterreichs zur Landwirtschaft, während 36,9 Prozent der Bevölkerung auf Bergbau, . verarbeitende Industrien und Gewerbe entfielen. Heute ist der Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung bereits auf 18 Prozent gesunken. Das Uebergewicht hol sich also eindeutig von der landwirtschaftlichen zur indu striellen Seite hin verschoben.

Gleichzeitig mit diesem Strukturwandel in der Wirtschaft des Bundeslandes Oberösferreich erlebte die Landeshauptstadt Linz einen gewaltigen Bevölkerungszuwachs. Im Jahre 1919 wohnten 11 Prozent aller Einwohner Oberösterreichs in der Landeshauptstadt, 1951 lebte bereits jeder sechste Oberösferreicher in Linz. Die Zunahme de Einwohnerzahl hat sich zwar seit diesem Jahr verlangsamt, doch tritt dafür immer stärker das Hinausgreifen der städtischen Zone auf die Nachbargemeinden in Erscheinung.

Die Stadt Linz hatte wesentlichen Anteil an der Umformung, die sich im Lande Oberösterreich vollzog. Durch Jahrhunderte war Linz eine Handelsstadt inmitten eines Bauernlandes gewesen. Die Entwicklung der Stadt wurde durch ihre Lage im Schnittpunkt der wichtigsten europäischen Verkehrsadern, des Landweges von der Nordsee über Böhmen an die Adria mit dem Wasserweg der Donau, bestimmt. Diese verkehrsgeographisch günstige Lage der Stadt am Strom, die eine bii'ige Heranschaffung von Kohle und Erz möglich macht, gab in unserem Jahrhundert den Anstofj zur Gründung großer Industriebetriebe.

Im zweiten Weltkrieg wurden die kaum halbvollendeten Industrieanlagen zerstört, doch die Entwicklung der Handelsstadt zur Industriestadt konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. Zu viele Menschen hafte die Linzer

Industrie schon angezogen, für die Wirtschaft des Landes und darüber hinaus ganz Oesterreichs war sie bereits unentbehrlich geworden. Für die Stadtverwaltung ergab sich damit sofort nach dem Kriegsende das zwingende Gebot, den Aufbau neuer Betriebsstätten nach besten Kräften zu fördern

In den Jahren seit 1945 wuchs in Linz eine Großindustrie empor, die wei über das im Krieg Zerstörte hinausging. Mit der zu kaum geahnter Stärke anwachsenden industriellen Produktion belebten sich auch Handel und Gewerbe, und immer mehr Menschen wurden in diesen Arbeitsbereich gezogen. Die Linzer Be.riebe sind zu einem wichtigen Faktor in der österreichischen Volkswirtschaft geworden, ihr Anteil an der gesamtösferreichi- schen Produktion ist imponierend. Dieser Anteil der Stadt Linz an der österreichischen Industrieproduktion beträgt heute rund 7 Prozent, und rund 11 Prozent der aus Oesterreich exportierten Industrieerzeugnisse kommen aus Linzer Betrieben.

Die wirtschaftliche Umformung und die gewaltige Zunahme der Bevölkerungszahl brachten für die Stadtverwaltung eine Fülle von Problemen mit sich. Der Stadt erwuchs die Aufgabe, ein Wohnbauprogramn in gewaltigem Ausmaß zu betreiben, es müssen Straßen und Brücken gebaut werden, die die neuen Wohn- und Industriebezirke erschließen und die außerdem dem ständig wachsenden Verkehr gewachsen sind, es sind für Kanäle und Versorgungsleitungen Jahr für Jahr immense Beträge out- zuwenden, es müssen Schulen und soziale Einrichtungen geradezu am laufe iden Band geschaffen werden und dergleichen mehr. Durch diese umfassende kommunale Bautätigkeit, die hier nur andeutungsweise gestreift werden kann, trägt die Stadtverwaltung wesentlich zur Beschäftigung des Baugewerbes und der mit ihm verbundenen Berufssparten bei. Die städtischen Arbeiten bilden somit einen wichtigen Teil der wirtschaftlichen Tätigkeit in Linz und Oberösterreich.

Ueber diese indirekte Förderung der Wirtschaft durch laufende Aufträge hinaus hat die Stadt Linz eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die direkt auf eine weitere Belebung des Wirtschaftslebens hinzielen. Hier sind an erster Stelle der Ausbau des Hafens und des daran anschließenden Indusfriegelände zu nennen. Die Stadt Linz hat einen Hafen geschaffen, der aus den drei Becken des Handelshafens, aus dem Tankhafen und dem Indusfrie- hafen besteht. Im Handelshafen wurden mit einem Aufwand von vielen Millionen eine Massengutanlage, eine Stückgutanlage und eine Getreideumschlaganlage ausgebaut. Die positiven Folgen dieser Investitionen zeigen sich deutlich: heute steht der Hafen der Stadt Linz unter den österreichischen Donauhäfen an erster Stelle; schon wiederholt konnten monatliche Umschlagsleistungen von mehr als 100.000 Tonnen gemeldet werden. Daß die Umschlags- und Lagereinrichtungen dieses Hafens ein wesentliches Hilfsmittel für die Linzer Betriebe darstellen, ist wohl offenkundig. Dazu sind im Bereich des städtischen Hafens ein Großkühlhaus und ein Zollfreizonenbetrieb entstanden, denen ebenfalls große Bedeutung zu- kommf. Der weitblickend geplante Tankhafen erfährt durch die Ansiedlung namhafter Oelfirmen sehr fruchtbringende Belebung. Das Interesse der Oelfirmen am Tankhafen der Stadt Linz ist durch die geographische Loge bedingt. Die Manipulation im Linzer Raum ermöglicht e.ne bessere Versorgung der Abnehmer als bisher aus dem Wiener Raum.

Damit das Wirtschaftsleben der Stadt nicht zu einseitig und überwiegend auf die beiden Großbetriebe VOeESt. und Stickstoffwerke konzentriert wird, ist das Vorhandensein von Mittel- und Kleinbetrieben von Bedeutung. Um die Ansiedlung solcher Pröduktionsstätten zu fördern, hat die Stadtverwaltung ein sehr günstig in der Nähe des Hafens liegendes Gelände als Indusfriegelände bestimmt. Dort haben schon zahlreiche, zum Teil exportintensiv©

Firmen ihre Betriebsstätten errichtet.

Die Umformung der Stadt Linz hat die Stadtverwaltung vor eine Unzahl schwieriger Probleme gestellt. Die Stadtverwaltung, an deren Spitze seit 1945 Bürgermeister

Dr. Koref steht, hat nicht gezögert, an die Lösung dieser Probleme heranzugehen, und sie wird sich auch weiterhin bemühen, nach besten Kräften alle Aufgaben der Kommunalpolitik zu erfüllen, die sich in einer Indusfriegroßsfadt ergeben. Zu diesen Aufgaben zählt auch das Bemühen,

die Stadt als wirtschaftliches Zentrum ersten Ranges zu erhalten.

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