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Mit Vollgas rumpeln

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Vor 1970 wird keine neue Autobahnstrecke dem Verkehr übergeben werden können.

Das Teilstück Volderer Brücke— Innsbruck wird 1970, das Stück Scihwaz—Innsbruck gar erst 1973 fertiggestellt werden. Auch der kleine Teil Graz—Gleisdorf der Südautobahn wird bis zum Zubringer Graz- Ost frühestens 1970 fertig, während man für den zwei Kilometer langen Bauabschnitt Klagenfurt—Weinberg, entlang des Wörthersees, frühestens 1971 oder 1972 mit-einer Fertigstellung rechnet. Die Tauernautobahn Salzburg-Ndederalm bis Kuchl soll ebenfalls im Jahre 1970 dem Verkehr übergeben werden, dann wird übrigens auch die vierte Donaubrücke und das Anschlußstück bis zum Donaukanal sowie die Südeinfahrt- Wien bis zur Favoritenstraße dem Verkehr übergeben sein.

Zu dem Streit um die Trassenführung Burgenland kommt nun mehr erneut ein Protest aus Vorarlberg, wo die Gemeinde Lochau wiederum die Pfändertrasse in die Diskussion wirft, nachdem man sich mit den Bregenzern bereits mehr oder weniger über eine Unterflurtrasse geeinigt hat.

Die FinanzierungslUcke

Die Hauptschwierigkeiten für Österreichs Autobahnen sind aber, nach Bautenminister Dr. Kotzina, nicht in solchen kirchturmpolitiscben Streitereien zu suchen, sondern in der schwierigen Frage der Finanzierung. :

So kostet z. B. der Ausbau der Inntalautobahn (es wird keine Maut verlangt) mindestens 2,5 Milliarden Schilling. Aus dem Bundesbudget für Straßenbau stehen den Tirolern aber nur jährlich 240 Millionen Schilling dafür zu, d. h. daß die Tiroler noch mindestens zehn bis zwölf Jahre warten müssen, ehe sie durch das „Unterland“ von Kufstein nach Innsbruck über eine Betonpiste jagen können. Schon jetzt aber ist die Verkehrsmisere in diesem Gebiet enorm (Durchschnittsverkehrsgeschwindigkeit im Sommer 30 bis 50 km h). Ähnliches gilt auch für die Tauernautobahn, deren Finanzierung (trotz Tauernautobahn-Gesellschaft) noch in den Sternen steht. Obwohl Minister Dr. Kotzina keine genauen Zahlen nennen konnte, was Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern für den Autobahnbau ausgibt, wußte er doch, daß es vergleichsweise auf jeden Fall weniger ist.

Kommen doch zu den Ausbauten der Autobahn noch die Kosten für Sicherungsanlagen, Rastplätze und ähnliches dazu. So befinden sich derzeit viele weitere Autobahnabschnitte in Detailplanung, in abgeschlossener genereller Planung oder im Stadium einer generellen Untersuchung über Trassenführungsprobleme.

Im Stadium der Detailplanung steht derzeit die Südautobahn von Wien-St. Marx über Favoriten zum Autobahnast Inzersdorf-Altmanns- dorf und das Stück Untergroßau- Gleisdorf und der Autobahnast Graz- Ost—Mooskirdhen—Pack. Aber auch bei der Tauernautobahn wird bereits am Stück Vigaun-Golling und Ste- genwald-St. Michael einschließlich der beiden Tauem-Katschberg-Groß- tunmels im Detail geplant. Im selben Stadium ist auch bei der Inntalauto- bahn das Stück Wörgl-Jenbach bei der Ostautobahn Wien-Erdberg— Flughafen Schwechat und bei der Nord-Ost-Autobahn die Strecke Wien-St. Marx—Donaubrücke.

Geplant und im Gesetzesstadium wäre also schon viel; was nützt es aber, wenn insgesamt im Jahr 1968 für den gesamten Autobahnbau nur 1,6 Milliarden Schilling an Mitteln zur Verfügung stehen (1967: 1,4 Milliarden Schilling).

Von Mautstrecken bzw. von einer Benutzungsgebühr für Autobahnen überhaupt, wie sie in Italien besteht und laufend erhöht wird, will Bautenminister Dr. Kotzina aber nichts wissen. („Solche Mautgebühren werden wir nur für Beigstrecken und besondere Strecken einheben.“) Kotzina ist sogar noch froh, daß ihm bei den Budgetkürzungen, die für das Jahr 1969 drohen, der Straßenbau nicht gekürzt werden kann, (Kotzina: „Die Mittel sind zweckgebunden, ebenso beim Wohnungsbau. Das habe ich zum Glück vor einigen Jahren erreicht.“)

Das Konzept des Ministers, durch Erhöhung des Dieselölpreises neue Mittel zu erschließen, stieß in der Bundesparteileitung der ÖVP auf Vollgaswiderstand. Sowohl die Wirtschaft spricht sich dagegen aus, weil die Transportkosten steigen müßten, als auch generell die Parteispitze: Bis 1970 soll die Bevölkerung nicht mehr belastet werden. Lieber soll sie weiterrumpeln.

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