6722106-1965_16_26.jpg
Digital In Arbeit

Niederösterreich — Österreich im kleinen

Werbung
Werbung
Werbung

Niederösterreich gehört zu den klassischen Ländern des Fremdenverkehrs. Bis zum ersten Weltkrieg, aber zum Teil auch noch in der Zwischenkriegszeit war Niederösterreich die Sommerfrische des Wieners. Mit dem Aufkommen des Autos und der verbesserten Verkehrsbedingungen erreichte auch der Ausländerfremdenverkehr ein erhebliches Ausmaß. Die meisten ausländischen Gäste kamen damals aus Osteuropa, den Ländern der früheren österreichisch-ungarischen Monarchie.

Kriege sind ein besonderer Feind des Fremdenverkehrs; für den niederösterreichischen Fremdenverkehr endete der zweite Weltkrieg erst im Sommer 1955, jedenfalls was den Zustrom von Ausländern anbelangt. Nach dem Abzug der Besatzungsmacht aber wurden bereits im Wege verschiedener Förderungsmaßnahmen den Fremdenverkehrsbetrieben bei ihrer Wiederinstandsetzung und Anpassung an die modernen Erfordernisse geholfen. Durch verschiedene Kreditaktionen, vor allem der Fremdenverkehrskreditaktion des Landes Niederösterreich, wurden an mehr als 3100 Fremdenverkehrsbetriebe Beträge von rund 330 Millionen Schilling zu günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellt Neben dem Ausbau und der Modernisierung der Fremdenverkehrsbetriebe wurden und werden auch die für den Fremdenverkehr notwendigen Einrichtungen gefördert: Die niederösterreichischen Heilbäder und Kurorte wurden den heutigen Anforderungen der Heilungsuchenden angepaßt und ausgebaut; mehr als 150 wohlgepflegte und schöne Sammerbäder in allen Teilen des Landes erwarten heute den Gast; Sessellifte und Skischlepplifte wurden errichtet, Campingplätze angelegt; Reitsportmöglichkeiten stehen zur Verfügung; Sportfischer und Waidmann können ihrem Hobby frönen, und der Wanderer findet gut markierte Wanderwege und Klettersteige. Der Doppelsessellift auf die Hohe Wand wird voraussichtlich im Sommer dieses Jahres in Betrieb genommen werden; die Bergstraße auf das Hochkar wird in den nächsten Monaten befahrbar sein, und die Sesselliftanlage zum Hochkarschutzhaus wurde bereits trassiert.

Nach dem Krieg und der langen Besatzungszeit sehnten sich alle nach der Ferne und war das Interesse für Auslandsreisen in allen Bevölkerungskreisen geweckt. Aber als es sich alsbald herausstellte, daß Auslandsreisen zwar sehr interessant sind, aber in keiner Weise eine Erholung darstellen und keine Entspannung der Nerven mit sich bringen, wurde plötzlich der Ruf nach dem stillen Erholungsdorf laut.

Die alte, beliebte Sommerfrische war wieder gefragt. Und nun trug das Auto das Seine dazu bei: Die Frau konnte mit den Kindern die ganzen Schulferien auf dem Land bleiben, und der Vater kam am Wochenende in die so nah gelegene Sommerfrische in Niederösterreich nach. Wenn man bedenkt, daß die Ge-samtnächtigungen von 1948 mit zwei Millionen, von 1960 mit 4,689.000, im Jahre 1964 auf 5,351.000 (davon 721.000 Ausländernäch-tigungen) gestiegen sind, dann zeigen diese Zahlen deutlich die stete Aufwärtsentwicklung des Fremdenverkehrs in unserem Bundesland.

Aber Niederösterreich wurde nicht nur als richtiges Erholungs- und Ferienland wiederentdeckt, man wurde sich auch der vielen Kultur- und Kunstschätze dieses alten historischen Landes bewußt. Carnuntum, das österreichische „Pompeji“ im östlichen Teil des Landes, die zahlreichen mittelalterlichen Burgen und Burgruinen, die schlichten romanischen und gotischen Kirchen, reizende Schlößchen, behäbige Bürgerhäuser und die prunkvollen barocken Stifte sind Zeugen einer fast zweitausendjährigen Geschichte dieses Landes.

Man hat auch entdeckt, daß Niederösterreich ein „Österreich im Kleinen“ ist, daß es alle österreichischen Landschaftsformen besitzt: im Marchfeld die Tiefebene mit dem unendlichen Himmel, üppige Auwälder, romantische Alpentäler, Alpenberge mit Höhen über 2000 Meter, tiefe Wälder, rebenumkränzte Hügel, ein breites Stromtal mit dem Herzstück „Wachau“ und ein freundliches, beschwingtes Voralpenland. All das ist Niederösterreich — ein Land, dem die Zukunft gehört, wenn es diesen großen Schatz an schöner Landschaft, gesundem Klima, Kunst-und Kulturschätzen auch weiterhin zu heben versteht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung