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OBERÖSTERREICH MIT DEM SALZKAMMERGUT im Spätsommer, Herbst und Winter

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ist eines der wenigen Länder Europas, die das ganze Jahr nicht nur Kur- und Erholungsaufenthalte, sondern auch die Möglichkeit zur Ausübung fast aller kannten Sportarten bietet. Im Hochsommer und Frühherbst sind es vor allem die 28 Badeseen in der größten Bergseenlandschaft der Ostalpen, die mit etwa 60 Alpenseebädern und Sommerfrischen das willkommene Hinterland für die Festspielstadt Salzburg und für die Donaustadt am Alpenrand, Linz, bilden. Mit der Eröffnung der Autobahn Salzburg— Mondsee ist nun diese prächtige Landschaft auch an das transeuropäische Autobahnnetz angeschlossen und wird in wenigen Jahren mit der Vollendung der Trasse Mbndsee—Wien auch von der österreichischen Bundeshauptstadt Wien aus in zweieinhalb Stunden mit dem Auto erreichbar sein. Einzelne Seen halten bei einigermaßen günstiger Witterung ihre hohen Sommertemperaturen bis weit in den Herbst hinein, so beispielsweise der Mondsee dessen 23 Grad im August oft nur zwei bis drei Grad im September verlieren. Auch der Wolfgangsee schenkt infolge seiner geringen Tiefe und der warmen Zuflüsse oft bis zur Herbstsonnemvende schöne Tage.

Der Herbst in den Bergen ist seit jeher durch die Klarheit der Luft und die tiefe Bläue des oft wochenlang wolkenlosen Himmels ein Naturerlebnis besonderer Schönheit und Größe. Hier vermag das Salzkammergut mit Ueberraschungen aufzuwarten, die selbst in der engeren Heimat leider noch viel zu wenig bekannt sind. Es ist die absolute Nebelfreiheit. Während von Oktober an der Donaura-.im und das Voralpenland mit den großen Zuflüssen Traun, Enns und Inn bis in die späten Vormittagstunden unter einer oft viele hundert Meter dicken Nebeldecke liegen, verläuft die Nebelgrenze im Süden etwa von der Höhe von Kirchdorf über das äußere Almtal bis in den Raum zwischen Ebensee und Ischl Das ganze südliche Pyhrnbahngebiet mit dem prächtigen Hinterstoder, Windischgarsten und Spital am Pyhrn liegt von Oktoberanfang bis oft Dezemberbeginn in herrlichster Sonne, ebenso die Kurstädte Ischl und Goisern, der Hallstätter See und das Dachsteingebiet, ferner das Ausseer Land, der Wolfgang- und der Mondsee.

Für den Bergfreund bieten die Seilbahnen des gesamten oberösterreichischen Alpenraums herbstliche Wanderungen über dem Nebelmeer, die im mittleren Abschnitt der Ostalpen nicht ihresgleichen haben. Schon seit lahren ist der Kamm des Höllengebirges durch neu angelegte musterhafte Wanderwege auf viele Kilometer für prächtige leichte Bergtouren hervorragend erschlossen Mehr als ein Dutzend Kilometer kann hier der Bergfreund kreuz und quer durch diesen nördlichsten Gebirgszug der Alpen wandern und hat einen Rundblick, der von den Böhmerwaldbergen bis hinunter zum Glockner reicht. Auch die Bergstation der Seilbahn auf den Grünberg bei Gmunden (1000 Meter) liegt, ebenso wie die Autostraße auf den Gmundner Berg (850 Meter) außerhalb der Nebelzone und bietet für alle Erholungsuchenden gerade in dieser Zeit wundervolle Natureindrücke. Nun ist auch noch ein Sessellift im Pyhrnbahngebiet hinzugekommen, und zwar jener auf den Wurbauerkogel in Windischgarsten (850 Meter). Dieser schönste .,800-Meter-Berg“ der Nordalpen erschließt in dem sonnigen Windischgarstner Becken einen Rundblick auf dre; besonders formenschöne Gebirgsgruppen, und zwar die Ostausläufer des Toten Gebirges mit Großer Priel. Spitzmauer und Warscheneck, die Ennstaler Alpen mit Pyhrgas. Haller Mauern und Bosruck und auf den verlassenen Hochkamm des Sengsengebirges als den Abschluß der einsamsten Berglandschaft Oesterreichs, des Reichraminger Hintergebirges. Für die beiden Kurstädte Ischl und Goisern ist ein Sessellift über Wurmstein vorerst noch die einzige leicht erreichbare Höhenverbindung auf die 1000-Meter-Grenze. Von hier ist der Dachsteinstock mit dem Hallstätter Gletscher in greifbare Nähe gerückt. Vielleicht noch im Spätherbst 1958 wird die Katrin-Seilbahn bei Bad Ischl für das „Herz des Salzkammergutes“ den dortigen Hausberg (1425 Meter) erschließen. Ganzjährig läuft auch für das Wolfgangseegebiet die so stark frequentierte Zwölferhornbahn, deren Gipfelpanorama über den Dachstein bis zu den Zentralalpen reicht.

Krönung dieser ganzen Landschaft .und ihrer verkehrstechnischen Einrichtungen ist die Dachsteinbahn. Die Talstation liegt am Südende des weltberühmten Hallstätter Sees unweit des herrlichen Seeorts Hallstatt mit seiner 3000jährigen Kultur und im Ortsbereich von Obertraun. Diese größte aller Seilbahnen Oberösterreichs bringt den Fahrgast in acht Minuten zur Mittelstation Schönbergalpe, wo in 1345 Meter Höhe das Schönberghaus mit modernster Einrichtung einen bequemen Stützpunkt bietet. Von hier ist eine weltberühmte Sehenswürdigkeit in zehn Minuten bequem zu erreichen: die Dachstein-Rieseneishöhlen mit 2000 Meter unterirdischen Wundern. Auch die größte Trockenhöhle der Erde, die Mammuthöhle, ist von da aus nur 15 Minuten entfernt. Die Dachstein-Eishöhle ist nicht nur ein Naturwunder ersten Range, sondern auch durch die blendende Beleuchtungsanlage in ihrer Wirkung so gesteigert wie kaum ein anderer unterirdischer Raum auf Erden. Zur bequemen Durchwanderung sind nunmehr

Eingang und Ausgang getrennt worden, so daß selbst bei stärkstem Massenandrang jeder zum vollen Genuß dieser zauberhaften Unterwelt kommt. Wohl jeder Besucher der Höhlensysteme wird aber auch die Fortsetzung der Seilbahn benützen, die aus der Schönbergalpe heraus in einer kühnen Anlage zu dem Berghaus Krippenstein auf 2100 Meter ansteigt. Der Rundblick vom Krippenstein umfaßt alle wichtigen Erhebungen des Salzkammergutes und der angrenzenden Nordstefermark, sodann die Höhen um das Pyhrnbahngebiet, das Tote.Gebirge und die Ennstaler Alpen bis zum Gesäuse, ferner die wundervolle Welt der Schladminger Tauern und den Nordostteil des Dachsteinstockes mit dem Schladminger und dem Hallstätter Gletscher und den Dachstein selbst. Es ist eines der großartigsten Alpenpanoramen zwischen Vorarlberg und Wien. Da auch dieser Raum in der nebelfreien Zone des Salzkammerguts liegt, ist gerade der Herbstbesuch des Dachsteins — der natürlich frequenzmäßig gegen den Ansturm des Sommers wesentlich abfällt und daher noch mehr Ruhe zu schenken vermag — dem In- und Ausländer besonders anzuempfehlen. Das modernst eingerichtete Krippen-steinhotel ist der Mittelpunkt eines riesenhaften Wandergebietes und eines gewaltigen Tourenbereichs auch für den verwöhnten Alpinisten.

Aus dem Raum Obertraun-Hallstatt führt die Bahn durch das Koppental in das entzückende steirische Salkammergut, das Ausseer Land mit den reizvollen Berggewässern des Alt-Ausseer Sees und Grundlsees, weiter über Mitterndorf, Klachau, wo der längste Sessellift Europas auf das aussichtsreiche Tauplitzplateau (1500 bis 2000 Meter) erbaut wurde. Die Ennstalbahn über Stainach-Irdning, Liezen, Selzthal und die Fortsetzung nach Spital am Pyhrn oder die Straße über den Pyhrnpaß schaffen wieder die Verbindujg zwischen dem südlichen Salzkammergut und dem schon erwähnten Pyhrnbahnraum, dessen schönsten Talabschluß Hinterstoder, mit dem berühmten Steilabsturz des Großen Priel, bildet.

Den Reichtum Oberösterreichs vervollständigen Heilbäder von Weltruf, wie Bad Ischl (Sole-, Schwefel-, Schlammheilbad), Bad Hall (lod-, Brom-. Solequellen und Paracelsus-Forschungsinstitut), Bad Schallerbach (Schwefeltherme), Bad Goisern (Jodschwefelbad), Bad Neydharting (Moorforschungsinstitut), sodann das Strahlentherapeutische Ambulatorium Institut Zeileis in Gallspach, die Kneippkuranstalt Schärding und die Kaltwasserheilanstalt Dr. Petershofer in Wolfsegg. Das kleine Bad Weinberg (Eisensulfatquelle) heilt als einziges in Oesterreich hartnäckige Ekzeme.

Linz, die Donaustadt am Alpenrand, ist nicht nur verkehrstechnisch der Mittelpunkt des Landes, sondern auch das kulturelle Zentrum einer mehr als tausendjährigen Epoche des österreichischen Kerngebietes. Schon im 8. Jahrhundert haben hier die Gefolgsleute Karl des Großen ihre Privilegien erhalten. Es wurde Kremsmünster (777) gegründet und die Martinskirche bei Linz — die älteste Kirche Oesterreichs (799) in jener Form erbaut, in der sie heute noch alle Kunsthistoriker begeistert. Die Barockzeit hat eine Reihe hervorragender architektonischer Schöpfungen erstehen lassen, die zum Teil Weltruf erlangten. So St. Florian, die Wirkungs- und Grabstätte Anton Bruckners, dessen Gestalter jener Südtiroler Prandtauer ist, der Oesterreichs schönsten Barockbau schuf: Melk in der Wachau. Wilhering an der Donau gilt neben der Kirche auf der Wies in Bayern als das herrlichste Rokokowerk des süddeutschen Raumes. Das 1200jährige Kremsmünster besitzt im Tassilokelch ein österreichisches Kunstkleinod und in den Arkaden seines Fischbehälters, der zwar in der Barockzeit entstand, aber nach Renaissancevorbildern geformt ist, ein Unikat der italienischen Baugedanken im Norden. Die Berge um Linz reichen bis 1000 Meter Höhe, sind durch moderne Autostraßen erschlossen und zeigen noch einmal in einem Rundpanorama ohnegleichen die herrlichsten Abschnitte Oesterreichs. Es ist jener europäische Raum, wo drei Elemente der Landschaftsformen des Kontinents auf das engste zusammenstoßen: die Waldbergzone, die vom Schwarzwald über Odenwald-Spessart-Fichtelgebirge und Böhmerwald mit dem Mühl- und Waldviertel an die Donau heranreicht, das weite Voralpenland, das die Donau vom Schwarzwald an bis zu den Höhen des Wienerwalde begleitet und schließlich der riesenhafte Bogen der Noidalpen, der mit dem Dachstein als den letzten Dreitausender und dem Großen Priel, als den letzten 2 500-Meter-Berg hervorragende Aussichtsgipfel aufweist.

Daß der Dachsteinstock, das Höllen- und das Tote Gebirge zu den neuen großen Wintersporträumen Oesterreichs gehören, ist schon seit einigen lahren bekannt und gibt den schon erwähnten Seilbahnen auf den Feuerkogel und den Krippenstein auch im Winter Frequenzziffern, die an die analogen Seilbahnen in Westösterreich heranreichen.

So ist Oberösterreich mit dem Salzkammergut und seiner Gipfelwelt, dem Pyhrnbahngebiet, dem Donauland, dem Mühlviertel und dem Böhmerwald das ideale Erholungsgebiet auch in jener Jahreszeit, von der man einst annahm, daß sie nur im Süden Europas richtig genossen werden könne.

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