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Pfarrkirche Unter-St.-Veit

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Der Neubau wurde 1965 bis 1967, nach Abbruch des 1865 erbauten Dorfkirchleins, an gleicher Stelle errichtet, nachdem Ende 1962 mit den Vorbereitungen, dem Kauf der alten Kirche von der Gemeinde Wien, den notwendigen Änderungen des Bebauungsplanes und der Planung begonnen worden war. Der Neubau brachte mit einem Fassungsraum von mehr als 850 Personen bei 280 Sitzplätzen eine fühlbare Vergrößerung gegenüber der alten Kirche mit ihrem Fassungsraum für nur 270 Personen bei 70 Sitzplätzen, obwohl für das kleine und sehr schmale Grundstück keinerlei Erweiterungsmöglichkeit bestand. Um diese schwierige Aufgabe erfüllen zu können, habe ich die neue Kirche an die nördliche, nachbarseits teilweise verbaute Grundgrenae gesetzt und den Kirchenkörper, eine zweigeschossige Halle mit niederem Seitenschiff und Seitenempore sowie reichlichen Nebenräumlichkeiten an die östliche Nacbbargrenze gezogen. Belichtung hauptsächlich von Süden. Ein zweigeschossiger Verbindungsflügel bildet den Anschluß an den freistehenden, 30 Meter hohen Turm, welcher in der schmalen Straße mit ihrer geschlossenen Verbauung weithin ein auffälliger Wegweiser ist. Der so entstandene kleine Kirchenvorplatz schiebt sich zwischen das Gotteshaus und eine sehr frequentierte Verbindungsstraße. Das Portal in Kirchenachse ist im Hinblick auf den Straßenlärm nur für Großveranstaltungen, allfällige Prozessionen oder Trauungen vorgesehen, während der reguläre Zugang durch das große Turmtor arfolgt, wo drei Schall- und Wärmeschleusen vorgesehen wurden. Der längere Weg durch den sanft ansteigenden Zugang, in welchem drei Statuen der alten Kirchenfront, dem pfarrlichen Kirchenbesucher vertraut, die Kontinuität mit dem alten Kirchlein vermitteln, bringt Sammlung und einen wohltuenden Ubergang von der. Außenwelt in die weihevolle Umgebung des Sakralen. Vom inneren Vorraum aus führt eine Stiege auf die Empore, welche nur sonntags und bei großem Platzbedarf für die Kirchenbesucher geöffnet wird. Die Sitzreihen der Mittel- und Seitenempore sind ansteigend, damit von jedem Platz der freistehende Altar, der zentral an der Apsidenrückwand eingelassene Tabernakel und der Ambo mit dem Prediger un-verdeckt gesehen werden können. Die Sängerund Musikerempore sowie der Spieltisch für die Orgel sind über der höchsten Stelle der Empore um weitere 50 Zentimeter erhöht, so daß für die hier Sitzenden und Stehenden über die Köpfe der Kirchenbesucher hinweg der Blick in die Apside frei ist. Im Kirchenraum ist von jeder der auf erhöhten Banksockeln angeordneten Sitz- und Kniebänke, über Stehplätze hinweg, der Blick nach vorne, zur erhöhten Apside frei. Akustikdecken sind entsprechend den Rawmverhältnissen in verschiedenen Höhenlagen angeordnet. Die Apsidendecke hat eine Lichtkuppel, durch welche neutrales Licht von oben auf den freistehenden Altar und die Apside einströmt, wodurch auch das Altarfresko (vom Akademischen Maler Sepp Mayerhuber) vom farbigen Lichteinfall durch die bunten Seitenfenster unbeeinflußt bleibt. Priester- und Ministran-tensakristei, ebenso das Oratorium und die Empore über eine zusätzliche Nebenstiege sind von außen oder durch den Kirchenraum erreichbar. Die Kirche verfügt über eine automatische Warmluftheizung und eine Frischluftlüftung für den Sommer. Der Liturgieerneuerung wurde schon bei der Planung Rechnung getragen, es war daher später keine Änderung mehr erforderlieh. Mit Absicht habe ich, den örtlichen Gegebenheiten entsprechend, überspitzten Modernismus vermieden, da viele Pfarrangehörige durch eigenwilligste Baulösungen gerade im Sakralbau verängstigt waren und da nach meiner Ansicht der Architekt eine Kirche nicht als sein persönliches Experiment, sondern für die Pfarrgemeinde bauen soll.

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