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Skizze der Wirtschaft Tirols

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Diie Wirtschaft Tirols läßt sich nicht auf einen einzigen Nenner bringen, ihre Struktur wird van der Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Energiewirtschaft; Gewerbe und Handel, Verkehr und Fremdenverkehr geprägt, wobei die einzelnen Strukturelemente durch zahlreiche Beziehungen miteinander verknüpft sind.

Van der gesamten Wohnbevölkerung sind 46,7 Prozent Erwerbspersonen (Berufstätige), rund 47.000 der Berufstätigen (zirka 22 Prozent) isind Pendler.

Land- und Forstwirtschaft

Nach der letzten landwirtschaftlichen Betriebszählung (1960) gab es in Tirol insgesamt 25.365 landwirtschaftliche Betriebe, davon 63,8 Prozent Bergbaiuarnbetriebe. Die Produktionsleistung der Tiroler Landwirtschaft wurde im Jahre 1966 mit insgesamt 1409,5 Millionen Schilling errechnet, davon entfielen auf die pflanzliche Produktion 1263,9 Millionen Schilling oder 89,7 Prozent. Das Schwergewicht liegt somit — entsprechend den natürlichen Erzeugungagrundlagen — auf dem tierischem Sektor (Viehzucht).

Die Forstwirtschaft spielt in Tirol trotz der gewaltigen Ausbeutung, die der Wald im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat, noch immer eine bedeutende Rolle. Von der Gesamtbetriebsfläche (1,215.921 Hektar) sind

33.6 Prozent forstwirtschaftlich gemutzt.

Industrie

Von den insgesamt 235 Industriebetrieben (ohne Sägeindustrie) mit rund 28.500 Beschäftigten (davon 2360 Ausländer und 580 Heimarbeiter) haben 70 Prozent bis zu 100 Beschäftigte, 26 Prozent bis zu 500 und nur 4 Prozent mehr als 500 Beschäftigte. Der Anteil der Tiroler Industriebetriebe an der gesamt- österred'Chiischen Industrie beträgt annähernd 5 Prozent, jener der Beschäftigten 4,5 Prozent. 1966 standen in 121 industriellem Lehrbetrieben 676 Lehrlinge in Ausbildung. Die Schwerpunkte der Tiroler Industrie hegen auf dem Eisen- und Metallsektor, der Glasindustrie und der Textilindustrie, besondere Wachstumsch andren haben die chemische und pharmazeutische Industrie. Standortmäßig sind die Industriebetriebe hauptsächlich in den Räumen von Innsbruck, Schwaz und Kufstein konzentriert, anderseits im Oberimmtai (Telfs, Imst und Landeck) und schließlich im Bezirk Reutte. Zusätzliche Industriegründun- gen werden in nächster Zukunft zweifellos notwendig werden, und zwar unter dem Aspekt sektoraler und regionaler Strukturpolitik, der Anpassung der Industriestruktur an die technische und wirtschaftliche Entwicklung. Dabei wird es sich als zweckmäßig erweisen, möglichst Betriebe mit hochqualifizierter Spezialfertigung an geeigneten Standorten ansiedeln.

Der Brutboproduktdonswert der Tiroler Industrie betrug 1966 insgesamt 6646,8 Millionen Schilling, der direkte Industriieexport

1847.6 Millionen Schilling. Vom Induistrie- export gingen 46,4 Prozent in den EWG-Raum, 188 Prozent in die EFTA, 6,4 Prozent nach Osteuropa und 28,6 Prozent in übrige Länder. Mit Ausnahme von Rohmagnesit handelt es sich dabei schwerpunktmäßig um Finalprodukte. Die Tiroler Sägeindustrie ist über das ganze Land verstreut, überwiegend handelt es sich um Klein- und Klemst- betriebe, die hauptsächlich als landwirtschaftliche Nebenbetriebe geführt werden. Von insgesamt 456 Sägewerken waren Ende 1966 nur 408 in Betrieb. Die Kapazität der Sägeindustrie geht über die Rohstoffbasis des Landes weit hinaus, sie war (1966) trotz Verarbeitung von Rundholz aus anderen österreichischen Bundesländern nur zu etwa 50 Prozent ausgenützt.

Energiewirtschaft

Die Nutzbarmachung der Wasserkräfte begann in Tirol schon gegen Ende des vergan genen Jahrhunderts und hat nicht nur entscheidend zum Ausbau des Verkehrswesen» und der Industrie beigetragen, sondern auch dem ganzen Land relativ früh die Vorteile der Elektrifizierung gebraucht. Heute verfügt Tirol neben zahlreichen Industrieeiigenanlagen über mehr als 45 Wasserkraftwerke, die größten und bedeutendsten davon sind die Anlagen der TIWAG und der Stadtwerk« Innsbruck. 1966 betrug die Erzeugung von elektrischer Energie 2675 Millionen Kilowattstunden, der Verbrauch 1556 Millionen Kilowattstunden, der Bezug von anderen österreichischen Bundesländern zirka eine Milliarde Kilowattstunden, in den Export gelangten 1,8 Milliarden Kilowattstunden. Die derzeit im Bau befindlichen Kraftwerke, vor allem das Zemmkraftwerk im Zillertal, werden weitere rund 800 Millionen Kilowattstunden produzieren. Das Wasserkraftpotential Tirols wird auf rund acht Milliarden Kilowattstunden geschätzt, es ist somit nicht einmal zur Hälfte durch ausgebaute und in Errichtung begriffene Kraftanallgen nutzbar gemacht.

Gewerbe

Neben der industriellen Produktion hat auch das Gewerbe mit seinen vielfältigen Leistungen einen beachtlichen Anteil am Mengen- und Wertuimsartz der Tiroler Wirtschaft. Handwerk und Dienstleistungsgewerbe zusammen umfassen rund 7500 Betriebe malt zirka 51.500 Beschäftigten, fast 40 Prozent der Betriebe sind sogenannten AlleanmedSber- beüriebe.

Ein Großteil jener Gewerbezweige, denen durch den technischen Fortschritt die Existenzgrundlage entzogen wurde, hat sich der neuen Situation angepaßt, sich umge- steillt und spezialisiert. Die Jahresproduktion der Tiroler handwerklichen Erzeugerbetrieb« beträgt wertmäßig über eine Milliarde Schilling.

Nach Leistung und Beschäftigtenstand stehen dm gewerblichen Produktionsbereich da» Baugewerbe und alle Bauhilfs- und -meiben- gewerbe weit an der Spitze. In den mehr als 400 Betrieben des Bauhauptgewerbes sind rund 18.000 Arbeiter und Angestellte tätig.

Erfreulich hat sich in den letzten zehn Jahren der Export handwerklicher Produkte entwickelt, er beträgt heute wertmäßig rund 180 Millionen Schilling pro Jahr, zirka 60 Prozent gehen in den EWG-Raum, 30 Prozent in EFTA-Staaten und der Rest in übrige Abnehmerländer.

Handel

Der Tiroler Handel umfaßt rund 7000 Betriebe, davon zirka 3200 Arbeitgeberbetriebe mit insgesamt 15.700 Angestellten und Arbeitern, dazu kommen noch ungefähr 1650 Lehrlinge. Der Kanzentrationsprozeß ist auch im Tiroler Handel ebenso unverkennbar wie die allgemein zu beobachtende Struktur- Wandlung. Im Kleinhandel mit Lebens- und Genußmitteln sind 1385 Betriebe in Handelsketten organisiert, der Anteil der Selbstbedienungsläden ist vergleichsweise der höchste in Österreich. In den übrigen Branchen setzt sich die Spezialisierung immer mehr durch, der weitaus größte Teil der Neutgründungen ist auf Fachgeschäfte ausgerichtet.

Verkehrswesen

Die Aufgaben des Tiroler Verkehrswesens werden vor allem durch zwei Momente bestimmt: einerseits durch die Lage Tirols als Transitland im europäischen Raum am Schnittpunkt der Nord-Süd- und West-Ost- Verbindungen und anderseits durch die Bedeutung Tirais als bevorzugtes Fremiden- verkehniland. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit des weiteren Ausbaues der Verkehrswege, besonders für den Straßenverkehr. Im Jahre 1965 wurde mit dem Bau der Inntal- auitobahn Kufstein—Innsbruck begonnen, das erste Tedlstück der Brennerautobahn (Innsbruck—Schönberg mit der Europabrücke) wurde im November 1963 dem Verkehr übergeben.

Das gewerbliche Verkehrswesen umfaßt annähernd 2000 Betriebe mit rund 5700 Beschäftigten. Als Fremdenverkehrsland verfügt Tirol über 31 Seilbahnen, 103 Sessellifte und 350 Schlepplifte. Durch seinen Flughafen ist Innsbruck seit mehreren Jahren an den internationalen Flugverkehr angeschlossen. Im Frühsommer 1967 hat die erste Pipeline, die Tirol berührt, ihren Betrieb aufgenommen. Die Transalpineölleitung erstreckt sich von Triest über Kärnten, Osttirol, Salzburg, Nordtirol nach dem bayrischen Raffimeriezen- truim Ingolstadt.

Fremdenverkehr

Der Fremdenverkehr ist der waehstums- intensivste Dienstleistungsbereich innerhalb der Tiroler Wirtschaft, er verfügt über rund 6000 Gast- und Beherbüngsbotriebe mit ungefähr 125.000 Fremdenbetten. Dazu kommen noch zirka 115.000 Privatbetten. Bemerkenswert ist der relativ hohe Anteil von etwa 180.000 Fremdenbetten für die Wintersaison. Die Kapazitätsausnützung beträgt im Jahresdurchschnitt 32 Prozent, die d urdrschrottliiche Aufenthaltsdauer bei Inländern vier Tage, bei Ausländem sieben Tage. Im Fremdan- verkehrsjahr 1966/67 konnten 2,8 Millionen Besucher und 17,9 Millionen Nächtigungen gezählt werden, 92 Prozent der Gäste kamen aus dem Ausland. An den Deviseneinnahmen aus dem österreichischen Fremdenverkehr in Höhe von 15,7 Milliarden Schilling (1966/67) hat Tirol einen Anteil van rund 40 Prozent.

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