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SOZIALER WOHNUNGSBAU

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Wohnungsbau der VOEST

Der Wohnungsbau in Linz konnte mit der starken Industrialisierung der Stadt Linz nicht Schritt halten und hat insbesondere auch durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse schwere Rückschläge erlitten. Es mußte daher diu VOEST selbst zur Beseitigung der Wohnungsnot ihrer Belegschaft und zur Lösung der vordringlichsten Fälle, die sich insbesondere aus dem Barackenelend ergeben, die Initiative ergreifen.

Von den bis 1945 gebauten 3014 Werkswohnungen stehen der Belegschaft der VÖEST infolge Kriegsschäden, behördliche Anforderungen und Beschlagnahme lediglich 1332 Wohnungen zur Verfügung. Demgegenüber hat sich der Gefolgschaftsstand der VOEST vom Jahre 1947 bis 1951 um 1750 Gefolgschaftsmitglieder auf rund 10.700 erhöht. Rund 3000 Personen sind in Baracken untergebracht, während ein Großteil in überbelegten Wohnungen als Untermieter haust und ein weiterer Teil lange Anmarschwege hat.

Da nach Kriegsende die Wohnungs-AG, die während des Krieges für die Errichtung der Wohnbauten bestimmt war, wegen des deutschen Eigentums noch nicht in Tätigkeit treten konnte, wurden als Wohnbauträger für die VÖEST aus organisatorischen Gründen und Zweckmäßigkeitserwägungen zwei neue Wohnbauunternehmungen geschaffen, und zwar:

1. die Gemeinnützige Industrie-Wohnungsgesellschaft m. b. H. (GIWOG)i

2. die Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft „Eigenheim“, reg. G. m. b. H. (EIGENHEIM).

Diese beiden Wohnbauträger haben bis zum Vorjahr insgesamt 292 Wohnungen, 185 Einzelzimmer und 37 Siedlerhäuser mit einem Gesamtbaukostenaufwand von S 33,600.000.— errichtet.

Im Bauprogramm 1951 werden von diesen insgesamt 430 Wohneinheiten zur Ausführung gebracht.

Darüber hinaus konnte die VÖEST, teils in eigener Regie, teils mit Beteiligung von Werksdarlehen, bis zum Jahre 1951 164 Wohnungen und 18 Ledigenzimmer mit einem Gesamtbauaufwand von S 7,800.000.— der Belegschaft zur Verfügung stellen.

Für das Winterprogramm 1951/52 sind weitere 70 Kleinwohnungen und ein Lehrlingsheim mit einem veranschlagten Baukostenbetrag von S 6,500.000.— bereits in Auftrag gegeben worden.

Zur Lösung des dringendsten Wohnungsbedarfes ist die Schaffung von 3000 Wohneinheiten unbedingt erforderlich. Die VOEST hat hiefür ein Fünf-Jahres-Programm ausgearbeitet. In dieser Planung sind 2000 Wohneinheiten für das Barackenbeseitigungsprogramm vorgesehen, mit den restlichen 1000 Wohneinheiten in Form von Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern wird der Belegschaft die Möglichkeit gegeben, sich ein Eigenheim zu erwerben.

Wenn es gelingt, in fünf Jahren die Wohnungsnot ihrer Werksangehörigen und insbesondere das Barackenelend zu beseitigen, so hat sie damit eine soziaje Tat gesetzt, die nicht nur beispielgebend für die gesamte verstaatlichte Industrie sein wird, sondern mit dem funktionellen Zusammenhang zwischen Produktivität und Erhaltung der Arbeitskraft durch gesundes Wohnen dazu beitragen wird, eine Leistungssteigerung zu erreichen.

Der Österreichisch-Alpine Montankonzern der außer den Werken der Alpine auch die Werke der Steirischen Gußstahlwerke AG, der Krieglacher Eisenwerke AG, der Kärntnerischen Eisen- und Stahlwerke AG und der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau AG umfaßt, sieht in der sozialen Betreuung der Werksangehörigen eine ihm an hervorragender Stelle gestellte Aufgabe. Den Werksangehörigen stehen in werkseigenen Häusern und Wohnobjekten 11.138 Wohnungen zur Verfügung und 1057 Ledigenzimmer. Hiezu kommen noch 2842 Wohnungen in Häusern der Wohnungs-AG. Seit 1945 sind 416 Wohnungen und 286 Notwohnungen sowie 66 Ledigenzimmer in Werkshäusern fertiggestellt worden, wozu noch 262 Wohnungen in Häusern der Wohnungs-AG und der WAM hinzukommen. Weiter unterstützt die Firma nach bester Möglichkeit die Siedlungsgenossenschaften ihrer Werksangehörigen. 700 Siedlungshäuser sind in Errichtung, hievon ein wesentlicher Teil schon fertiggestellt. Für Wohnungsinstandhaltung wurden 1950 durch den Alpine-Konzern S 13,763.139.— aufgewendet. Große Wohnsiedlungen besitzt die Gesellschaft in allen Standorten ihrer Bergbaue und Hüttenwerke. Der Raummangel, bedingt durch die engen Täler, zwingt die Gesellschaft zur Errichtung von Großsiedlungen in Nachbarorten, so zeigt unser heutiges Bild die Siedlung Haftung in Trofaiach, in welcher ein nicht unbeträchtlicher Teil der Donawitzer Belegschaft untergebracht ist.

Schoeller-Bleckmann

Neben dem Bau von Mietwohnungen, seit 1945 wurden 208 Wohnungen gebaut, der über eine eigene gemeinnützige Wohnungsund Siedlungsaktiengesellschaft mit Unterstützung aus Bundesmitteln vom Unternehmen finanziert wird und zur Aufnahme wirtschaftlich schwächerer, mei6t kinderreicher Belegschaftsmitglieder dient, ist vom Unternehmen die sogenannte „Streusiedlungsaktion“ ins Leben gerufen worden, mittels der finanziell stärkere Schichten der Belegschaft, in der Regel solche, wo Mann und Frau im Erwerbsleben stehen oder bereits mitverdienende erwachsene Kinder vorhanden sind, Eigenheime schaffen. Der Streusiedler baut wie er will und wo er will. Freilich iet hier eine gewisse Begrenzung in der Ortswahl dadurch geschaffen worden, daß nur ein gewisser Umkreis um die Betriebsanlagen begünstigt wird. Der Streusiedler erhält vom Unternehmer kurzfristige, zinsenlo6e Kredite bis zu einem Gesamtbeträge von S 18.000.— zugesichert und kann, diese gegen Vorlage von Material- und Baurechnungen beheben. Er muß für jeweils S 6000.— zugezählten Darlehens innerhalb von Jahresfrist S 4800.— zurückzahlen. Die Restbeträge werden dann, je nach der Höhe des Darlehens, auf 10, 20 oder 30 Jahre grundbücherlich sichergestellt und werden erlassen, wenn der Darlehensempfänger oder seine ihm nachfolgenden Familienangehörigen im Dienste de6 Unternehmens verbleiben oder ohne ihr Verschulden durch Alter, Krankheit, Unfall oder Arbeitslosigkeit ausscheiden. Zu Gunsten des Unternehmens wird für die vorerwähnte Zeit dann noch ein Vorkaufsrecht intabuliert. Auf diese Weise bauen seit eineinhalb Jahren 90 Belegschaftsmitglieder und eine ganze

Reihe netter Häuschen ist auf diesem Wege entstanden. Der große Vorteil besteht vor allem darin, daß der Streusiedler vermöge des Kredits in der Lage ist, Baumaterialien im günstigen Zeitpunkt zu kaufen und nicht ein Opfer steigender Preise ist

Neben dieser Form der Streusiedlungsaktion ist für finanziell schwache, dafür aber persönlich in großem Umfange mitarbeitende Belegschaftsmitglieder noch eine eigene

Aktion geschaffen worden, In deren Rahmen mit Förderung des Bundeswohn- und -sied-lungsfonds und des Werkes einheitlich geplante und genormte Siedlungshäuser auf einem vom Unternehmen sehr billig zur Verfügung gestellten, während des Kriege« als Barackenlager verwendeten Geländes errichtet werden. Hier wurde im besonderen darauf gesehen, daß einschlägige Baufach-arbeiter, also Maurer, Zimmerleute, Tischler, Spengler, Installateure und Dachdecker, mittun. Sie bauen sich im wesentlichen in gemeinsamer Arbeit ihre Eigenheime selbst und nur dort, wo nicht genügend Facharbeiter vorhanden sind, wird das Gewerbe herangezogen. Es ist richtig, daß diese Form des Eigenheimbaues, vom Standpunkt des Gewerbes aus gesehen, mit gemischten Gefühlen betrachtet wird. Es 'st jedoch zu bedenken, daß derart nur solche Häuser entstehen, die niemals im Wege des Baugewerbes entstehen würden, da ihre Bauherren finanziell die, Kosten nie im Leben aufbringen könnten. Auch auf diese Weise wird mit großer Begeisterung und vielem Ern6t gebaut und den 20 erst vor zirka zwei Monaten begonnenen Bauvorhaben dieser Art — von denen bereits eines im Rohbau fertiggestellt wurde — sollen, wenn der Bundeswohn- und -siedlungsfonds seinen Beitrag auch in der Zukunft zu leisten in der Lage ist, noch weitere 60 bis CO solcher Siedlungshäuser im Weichbild von Ternitz und zirka 40 bis 50 in Mürzzusdilag/Hönijsberg folgen.

Hütte Liezen

Nach Kriegsende standen der Hütte Liezen rund 200 Wohnungen zur Verfügung. Im Jahre 1947 erfolgte ein Ausbau des Werkes und es erwies sich als unbedingt notwendig, auf dem Gebiete des sozialen Wohnhausbaues etwas zu schaffen. Von diesem Zeitpunkt gerechnet, sind rund 100 Wohnungen neu erbaut worden, wobei als Deckung zum Teil Mittel des Bundes-Wohn- und Siedlungsfonds und zum Teil die vom ERP zur Verfügung stehenden Beträge herangezogen wurden. Das Bauprogramm konnte wegen der beschränkten Mittel von dem Siedlungsträger der Hütte Liezen der „Gemeinnützigen Wohn-und Siedlungsgenossenschaft .Ennstal' reg. Genossenschaft mbH“ in diesem Jahr nur in unzureichendem Umfange fortgesetzt werden.

Vor mehreren Wochen wurde mit dem Bau von 30 Kleinstwohnungen, Zimmer, Küche und Nebenräumen, begonnen. Für die Angehörigen des Werkes bedeuten diese Wohnungen eine große Erleichterung, denn bisher mußten viele von ihnen Strecken bis zu sechzig Kilometer zurücklegen, um zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen.

Bei dem derzeitigen Belegschaftsstand von zirka 1100 Personen würde Hütte Liezen mindestens noch 250 bis 300 Wohnungen benötigen, um damit ihren augenblicklichen Wohnraumbedarf zu decken.

Im ersten Bauabschnitt im Jahre 1947 war es noch möglich, geräumige Zwei-Zimmer-Wohnungen mit eingerichtetem Badezimmer zu schaffen. Die ungeheueren Preissteigerungen, die inzwischen aufgetreten waren, wirkten sich dadurch aus, daß die Größe der Zimmer und sonstigen Räume sehr verkleinert werden mußte. Deshalb wird der neue Bauabschnitt nur mehr Kleinwohnungen, bestehend aus Wohnküche, Zimmer, Vorzimmer und einem Badezimmer, vorsehen.

Seit 1947 sind, wie allgemein bekannt, die Baukosten fast auf das Doppelte gestiegen, so daß es immer schwieriger wird, eine Wohnraumfinanzierung durchzuführen. Es mußte daher daran gedacht werden, die Baukosten auf irgend eine Art zu senken. Dies wurde dadurch erreicht, daß die Mansarden zu vollwertigen Wohnungen ausgebaut wurden und der einzige Nachteil bloß darin bestand, daß sich auf der einen Seite der Räume eine leichte Schräge ergab.

Das Ministerium für soziale Verwaltung fordert sowohl für die mit ERP-Mitteln als auch für die im Rahmen des Wohn- und Siedlungsfonds errichteten Wohnungen die Aufbringung eines Eigenmittelbetrages von mindestens zehn Prozent. Nachdem der Siedlungsträger bei uns, wie auch bei allen anderen Firmen, nicht in der Lage ist, diese Mittel aufzubringen, müssen dieselben von der Hütte Liezen meistens als verlorener Bauaufwand zur Verfügung gestellt werden.

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