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St. Stephan in Wels-Lichtenegg
Die Welser Stadtrandsiedlung Lichtenegg erlebte in den letzten Jahren eine enorme bauliche Entwicklung. Die in den Nachkriegsjahren errichtete Barackenkirche ist viel zu klein geworden. Es war notwendig, eine neue, größere Pfarranlage zu errichten.
Zur Erlangung von Entwürfen wurde vom bischöflichen Ordinariat in Linz ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.
Der zur Verfügung stehende Bauplatz wird an zwei Seiten von einer Haupt- und einer
Wohnstraße begrenzt und liegt im Mittelpunkt der zukünftigen Siedlungsfläche.
Die Pfarranlage besteht aus der Kirche, dem Pfarrhof, dem Pfarrsaal, einer Werktagskapelle und dem Turm. Diese notwendigen Bauten sind um ein eingeschriebenes Rechteck im goldenen Schnitt angelegt und mit gedeckten Gängen verbunden, so daß dazwischen reizvolle Innenhöfe entstehen.
Der Grundriß der Kirche ist quadratisch. Darüber spannt sich ein säulenloses Zelt aus Beton. Die Innenflächen sind durch die Tragelemente, die dem Kräfteverlauf entsprechend geformt sind, stark gegliedert.
Hauptbinder, Nebenbinder und Platten sind in Sichtbeton ausgeführt. Zwischen den Nebenbindern im senkrechten Teil hängen die Außenwände. An diesen Wänden wird der Leidensweg Christi dargestellt.
Der Altar steht dominierend im Mittelpunkt dieser quadratischen Kirche, betont durch den Schnittpunkt der Haupttragwerke. Dem Altar zugeordnet steht im niederen Teil, der durch den schrägen Kräfteverlauf der Tragkonstruktion Zelt gebildet wird, der Tabernakelpfeiler. Dieser Teil des Raumes betont die bewahrende Verschließung. Symmetrisch gegenüber dem Tabernakelort der Funktionsbereich der Taufe. Der Raum erlaubt es, daß die Stelle der menschlichen Wiedergeburt und die der göttlichen Fleischwerdung einander näherrücken.
Der Bereich des Wortes ist aus der Mitte geschoben, so daß er nahezu außerhalb der Sitzbänke am äußeren Altarbezirk liegt. Er befindet sich jedoch noch auf dem Planuum, wodurch verdeutlicht wird, daß der Ort der Verkündigung eng mit dem Geschehen am Altar verbunden ist. Unter dem Planuum ist eine Krypta eingebaut. Diese enthält einen Nebenaltar und dient auch zur Unterbringung von Krippe und Heiligem Grab.
Die zahlreichen Sitzbänke (600 Sitzplätze) sind so angeördnet, daß dazwischen viel Freiraum für Stehplätze entsteht. Das war für diesen Kirchenbau notwendig. Die Begrenzungswände sind weit abgerückt, so entsteht viel freier Raum, ein heiliger Überfluß. Auf eine Sängerempore habe ich verzichtet, um den Kristall des Raumes nicht zu zerstören. Es ist für Orchester und Sänger eine vertiefte Fläche vorgesehen, die von den Gläubigen nicht eingesehen werden kann. Die Schola steht neben dem Altarbezirk, gleich neben den Gläubigen. Am höchsten Punkt des Zeltes über dem Altar ist gegen den Himmel eine Öffnung ausgespart: „Ihr Schwerpunkt reicht hinaus in das Ewige, und all ihre Formen sind offen” (R. Schwarz).
Der freistehend geplante Turm steht am Rand der Anlage an zwei Straßen.
Über den Turm, der noch nicht ausgeführt Ist, sind noch Diskussionen im Gange, ob dieser im Hinblick auf die geschlossene Form der Kirche und auf die geplante Bebauung der Umgebung (Hochhäuser) seine Berechtigung hat oder durch niedere Glockenträger ersetzt werden soll.
Der Architekt bekennt sich mit diesem Kirchenbau zu einem neuen Raumgefühl unter Verwendung von typischen Baumaterialien unserer Zeit und versucht damit, durch Einfachheit und Schlichtheit den „unwandelbaren” Notwendigkeiten der Kirche zu dienen.
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