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Straßen für Tirol!

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Im letzten Fremdenverkehrsjahr (1. November 1960 bis 31. Oktober 1961) wies Österreich nahe an die 29 Millionen Ausländerübernachtungen auf, davon entfielen auf Tirol bei zwölf Millionen. Die Deviseneingänge betrugen rund sieben Milliarden Schilling. Im gleichen Zeitraum stand einer Einfuhr von rund 38,8 Milliarden eine Ausfuhr von 31 Milliarden Schilling gegenüber, was ein Handelsbilanzdefizit von zirka 7,8 Milliarden zur Folge hatte, das jedoch durch Üie Deviseneingänge im Fremdenverkehr zu Prozent abgedeckt wurde. Tirol ist an den Deviseneingängen mit 41,5 Prozent beteiligt und bringt damit dem österreichischen Staat rund drei Milliarden Schilling ein. Dieser enorme stille Export Tirols mußte hart erarbeitet werden. Durch, den Ausbau einerr, Winters- und Sommern:; Saison ..in den meisten Orten unseres Landes, durch die Errichtung zahlreicher Seilbahnen und Sesselliftanlagen, durch die Schaffung zusätzlicher Fremdenbetten insbesondere auch im Rahmen der Privatzimmervermietung — derzeit stehen bereits nahe an die 170.000 Fremdenbetten zur Verfügung — und durch die Gewährung von Krediten für den Ausbau von Hotels und Gaststätten wurde diese einmalige Leistung ermöglicht.

Die „Furche“ regte an, in ihrer Sonderbeilage auch auf bestehende Schwierigkeiten im Fremdenverkehr hinzuweisen. Ich möchte daher im Rahmen dieser kurzen Abhandlung eine dieser Schwierigkeiten herausgreifen, und auf die Notwendigkeit des Ausbaues und der Erhaltung der Straßen in Tirol aufmerksam machen. Das Land Tirol war schon in den vergangenen Jahrhunderten als Paßland und Verbindungsland zwischen dem Norden und Süden Europas von besonderer Wichtigkeit. Das Land im Gebirge weist 991 Kilometer Bundesstraßen, 1082 Kilometer Landesstraßen und 4245 Kilometer Gemeindewege auf. Der Fremdenverkehrsstrom kommt zum überwiegenden Teil über die Straßen in das Land und muß über die Hauptstraßen und die Landesstraßen bis in die entlegensten Täler geführt werden. Gasthöfe und Pensionen, die an nicht staubfreigemachten Straßen liegen, werden von den Fremden gemieden. Ich habe daher bereits anläßlich der Regierungserklärung im November vorigen Jahres darauf hingewiesen, daß die weitere Entwicklung des Tiroler Fremdenverkehrs mit dem Ausbau und der Verbesserung des Straßennetzes steht und fällt.

Im Landesbudget 1962 wurden für den Ausbau der Landesstraßen 56 Millionen Schilling vorgesehen, das sind rund 9,5 Prozent der Gesamtausgaben des Landes. Gegenüber dem Jahre 1961 bedeutet dies eine zirka 30prozentige Erhöhung der Straßenmittel. Auch die Gemeinden werden in Hinkunft für die Herstellung und Erhaltung der Gemeindewege größere Opfer aufbringen müssen, jedoch kann man von diesen

Körperschaften bei ihren verhältnismäßig bescheidenen Budgets nicht Unmögliches verlangen.

Notwendig ist vor allem, daß seitens des Bundes endHeh i^iinhal= (eingesehen iwfrd.Wdtdhide Bau und afe^fnaltong der StföBcri fn Gebirgs-ländern unvergleichlich mehr Geld erfordert als im Flachland. Die übliche Verteilung der Bundesstraßenmittel nach der Gesamtstraßenlänge in einem Bundesland ist daher einfach nicht haltbar. Tirol bringt mit seinem Fremdenverkehr dem österreichischen Staat eine wahrlich beachtliche Deviseneinnahme. Es wird daher Aufgabe des Bundes sein, dafür Vorsorge zu treffen, daß die Bundesstraßen in Tirol dem führenden Fremdenverkehrsland Österreichs würdig sind. Ich will nicht verkennen, daß beachtliche Projekte in Tirol in Durchführung sind wie die Brennerautobahn mit der gigantischen Europabrücke oder die Achenseebundesstraße mit zahlreichen Kunstbauten am See entlang und dem herrlichen Blick von der sogenannten Kanzelkehre ins Inntal hinab. Aber gerade der Ausbau der Achenseebundesstraße und der Bundesstraße Nr. 1, der Hauptdurchzugsstraße in Richtung West—Ost, zieht sich nun schon Jahre und Jahre hin. Die zweite Nord-Süd-Verbindung nach der Brennerstraße, nämlich über den Reschenpaß, wird vernachläßigt, der Ausbau der Straße- im Außerfern, im Ötztal und Pitztal, der Straße durch das Brixental nach Kitzbühel, ist noch weit davon entfernt, dem heutigen Verkehr auch nur einigermaßen zu entsprechen. Tirol darf daher nicht versäumen, seine mahnende Stimme zu erheben, moderne Straßen zu schaffen, soll nicht eines Tages der fremde Gast dieses schöne Land im Gebirge zu meiden beginnen.

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