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Uberwindung der Entfremdung

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Wenn alles glatt geht, soll noch 1996 das neue „Kunsthaus Rregenz” (KUB) seine Tore öffnen. Seit der Wiener Seces-sion, also seit fast 100 Jahren, ist dies der erste Neubau für zeitgenössische Kunst in Österreich. Zum Leiter wurde schon frühzeitig der gebürtige Bregenzer Edelbert Köb (53) berufen, der selbst vielseitig künstlerisch tätig ist, unter anderem von 1982 bis 1991 Präsident der Wiener Secession war und Professor und Protektor der Akademie der Bildenden Künste ist. Köb entwickelte wesentlich das Konzept dieses vom Land Vorarlberg nach den Plänen des Schweizer Architekten Peter Zumthor errichteten Hauses der Begegnung mit der Gegenwartskunst. Thematische Schwerpunkte bilden die zeitgenössische Malerei und Skulptur, aber auch künstlerische Fotografie und Videokunst und ihre Schnittstellen zu Architektur und Design.

Dazu kommt ein musealer Teil, der den wichtigsten Vertretern der Moderne in Vorarlberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewidmet sein wird: Dem Bildhauer und frühen Verfechter des Kubismus Albert Bechtold (1885-1965), dem Zeichner Edmund Kalb (1900-1952) und dem Maler Rudolf Wacker (1893-1939), dem bedeutendsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Österreich. Das Kunsthaus wird dazu Eigenerwerbungen und Leihgaben aus öffentlichem und privatem Besitz in Werkgrappen und wechselnden Schwerpunktausstellungen zusammenführen. „Prinzipiell beschäftigen wir uns mit Gegenwartskunst”, so Köb. Deshalb ist das Kunsthaus Bregenz primär als Ausstellungshaus und erst in zweiter Linie als Muse- um ausgelegt. Es soll dazu beitragen, die mit der Moderne begonnene Entfremdung zwischen Kunst und Publikum zu überwinden.

Vom Standort im Dreiländereck, vom Ankaufsbudget (zwei bis drei Millionen pro Jahr) sowie den räumlichen Gegebenheiten (1.000 Quadratmeter Äusstellungs- und ebensoviel Museumsfläche) her ergibt sich die Akzentsetzung: Begegnung und Auseinandersetzung mit österreichischer Gegenwartskunst der mittleren und jüngeren Generation, insbesondere auch mit Vorarlberger Künstlern. Zugleich soll es Schaufenster österreichischer Gegenwartskunst nach Westen (Schweiz, Deutschland, Frankreich) sein.

Ein weiterer Schwerpunkt: Das Dokumentationszentrum „archiv-kunst-architektur”, das sich dem Spannungsfeld und der Überlappung zwischen Kunst und Architektur zuwendet. Neben einer Sammlung von Projekten (Zeichnungen, Plänen, Modellen, Bibliographien und so weiter) werden Architektur-Archetypen im „Freilichtmuseum” Stadt- und Naturraum (Seeufer) im Maßstab 1:1 gezeigt werden. Architektur ist für Edelbert Köb der Schnittpunkt zwischen Kunst und Gesellschaft, die Entwicklung der bildenden Kunst tendiere immer mehr zum Raum.

Aus dem Design-Projekt des Kunsthauses sind erste Produkte auf dem Markt: In Zusammenarbeit mit Vorarlberger Industriebetrieben entsteht hier eine Palette von alltäglichen Gebrauchsgegenständen bis hin zu exklusiven Produkten, die von österreichischen und internationalen Künstlern für das Kunsthaus entworfen und über das eigene und andere Museumsshops sowie Fachgeschäfte vertrieben werden.

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