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VON NEUEN BÜGHERN

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Die Tiroler Geschichtsforschung zeigt mit diesem stattlichen, dem hochverdienten Nestor der historischen Landes- und Volkskunde Tirols zum 70. Geburtstag gewidmeten Band*, daß sie den unter Julius Ficker und Oswald Redlich errungenen Platz auch heute unter den schwierigen Gegenwartsverhältnissen noch durchaus hält. Die Beiträge der achtzehn Mitarbeiter geben einen guten Uberblick über Vielfalt und wissen, schaftliche Sauberkeit der im Lande geleisteten historischen Forschungsarbeit, da fast alle namhaften Historiker Tirols mit Beiträgen vertreten sind. Ein gebürtiger Tiroler, heute in Wien an führender Stelle an der Universität und im Archivwesen tätig, bringt das Kaien-darium einer Tiroler Pfarrkirche, ein in Tirol lebender Forscher von Weltruf behandelt eingehend die „Rodordnungen des Außerfern-gebi etes in den neueren Jahrhunderten“ und liefert damit einen grundlegenden Beitrag zur Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte. Zeitlich reicht der Rahmen von Untersuchungen über Spuren römischer Flureinteilungen bis zu einer Darstellung der ersten direkten Reichsratswahlen in Tirol (1873). Räumlich steigen die Beiträge von Spezialuntersuchungen zur Flur- und Siedlungsgeschichte einzelner Gebiete (Wörgl, Innsbruck, Wipptal, Nemesalpe) bis zu zwei umfassenden, über den Rahmen Tirols selbst hinausgreifenden Untersuchungen, von denen die eine den „Eintritt des mittleren Alpenraumes in Erdkunde und Geschichte“, die andere die ..Staatswerdung und politische Willensbildung im Alpenraum und die Mittelstellung Tirols zwischen westlichen und östlichen Alpenländern“ behandelt, während ein weiterer Beitrag die Wechselbeziehungen von „Brenner und Räd-stätter Tauern“ untersucht. Fachlich sind die Grenzgebiete zur Verfassungsgeschichte („Die Bestätigung der Tiroler Landesfreiheiten durch die Landesfürsten';'), zur Kirchengesdiichte („Quellen zur Lsbensgeschichte des Brixner Bischofs Hartman.nj 1140—1164“) zur Germanistik („Oswald vfcm Wolkenstein und Sabina Jäger“), zur allgemeinen Geistesgeschichte („Tirol im Briefjwechsel und in den Erinnerungen großer Mtänner“) sowie zu den historischen Hilfswissenschaften der Numismatik („Römische Müwzfunde in Wilten“) und der Heraldik („Das .Wippen der Hofer zu Moos im Passeier“) vert rieten. Man ist Prof. Franz Huter, der die^ Festschrift sorgfältig redigiert und neben der die Gestalt des Gefeierten würdigenden Geburtsjtagsansprache noch einen Beitrag über die geschichtliche Stellung von Ampezzo-Haiden beigesteuert hat, sowie auch dem Verlag für die wissenschaftlich so wertvolle Veröffentlichung /zu Dank verpflichtet.

Reichtum und Gründlichkeit der auch allgemein bedeutsamen Einzeluntersuchungen, von denen stes : die Verbindungslinien zu den weiteren und größeren Problemen gezogen sind, lassen wieder einmal die Sinnlosigkeit einer strengen Unterscheidung zwischen Geschichtsforschung, und Geschichtsschreibung, zwischen „antiquariiacher“ und „deutender“ Behandlung der Geschichtswissenschaft gerade in der heutigen Zeit erkennen. Gleich weit entfernt von bloß dilettantischer Sammlerfreude wie von einer nebiulosen „Geschichtsinterpretation“ zeigen die Beiträge, daß einerseits schon Auswahl und Behandlung der kleinsten Einzelprobleme durch die großen entscheidenden Fragen der Geschichts-wissensAiaft mitbestimmt werden, während andererseits auch die großen Linien eines universaleren Geschichtsbildes der Ständisen Kontrolle ,und Korrektur durch eine gewissenhafte Einzelfcrschung bedürfen. 1 j Dr. ~A. Steindl

Volkskundliches aus Österreich und Südtirol. Festschrift für Hermann Wopfner. Her-ausgegeben von Anton Dörrer und Leopold Schmidt, österreichischer Bundesverlag, Wien 1947.

Es beweist die wissenschaftliche wie menschliche Aufgeschlossenheit und Großzügigkeit Hermann Wopfners, daß Volkskunde und Geschichtswissenschaft in der Herausgabe wissenschaftlich wertvoller Festschriften zur Feier seine 70. Geburtstages wetteifern. Die Festschrift enthält Beiträge der bedeutendsten Volkskundler Österreichs über Geburt und Taufe in Oberösterreich, über Hodireligion und Volksglaube in Tirol, über die steirische Arl, über Essen und Trinken in Südtirol, über Kunst und Volkstum im Wiener Vormärz, Lebensbilder auf tirolischen Burgen im Mittelalter und anderes, und bietet so einen Ausschnitt aus der österreich'schen Kultur der Vergangenheit und Gegenwart. Dr. Matthias Mayer, Going |

Die antike Plastik und der humanistische Ge$ danke. Von A. Wotschitzky. Verlag) Felizian Rauch, Innsbruck 1947. i

Mit Recht wird eine neu über das Realien'-mäßige hinausgehende Bewertung der Tatsachen von der klassischen Archäologie verlangt. Eter Mensch der Gegenwart, heißt es dort, soll mm Menschen der Vergangenheit hingeführt werdten, um von ihm Auskunft zu erhalten über 'allgemein-menschliche Fragen, nicht zuletzt Uber die Ursachen der existentiellen, Nöte der Gegenwart. In diesem Sinne wird auch die Bedeutung einiger Humanisten, vor allem des zweiten Humanismus (Winkelmann, Goethe, Lessing), hervorgehoben, deren Wirkung auf die ethische, über das bloß Ästhetische hinausgehende Formung des Menschen gerichtet war. Audi der neuzeitige Humanismus müßte ähnliche Wege beschreiten. Ähnliche Aufgaben hat sich auch die amerikanische Archäologie gestellt, wie man dies aus dem Buche Rhys Carpenter: „The Humanistic Value of Archaeologie“ (19J3) entnehmen kann. — Während man im allgemeinen mit den theoretischen Ausführngen und Postu-laten des Autors sich einverstanden erklären kann, sind die praktischen Folgerungen aus den angeführten Beispielen der antiken Kunst weniger überzeugend. Wenn man die Aufforderung macht, der Mensch muß wiedSerentdeckt werden in seinem kosmischen Verhältnis zu Natur und Geist in Vergangenheit und Gegenwart, so rtiuß man die positive Einstellung des antiken Menschen zum Kosmos klar herausarbeiten, denn es ist fraglich, ob wir “zum reinen antik-paganen Anthropozentrismus heute so ohne weiteres uns zurücksehnen sollen.

Univ..Prof. Dr. W. Sas-Zahoziecky

Der stumme Jubel. Ein mystischer Chor. Gesammelt und herausgegeben von Joseph Bern-hart. A. Pustet, Graz.

Die zweite Auflage dieses Sammelbandes wird allenthalben begrüßt werden. Ein berufener Fachmann hat aus dem Strom des Denkens und Betens der christlichen Mystik, der sich durch alle Jahrhunderte hinzieht, ie kostbarsten Gedanken herausgehoben und fü*r das tägliche Leben wie-Lesen bereitgestellt. Es ist kein Buch für einige Auserwählte, sondern will den Menschen, der Gott sucht, täglich 'auf seinem Weg begleiten. Schon die gediegenien Anmerkungen

* Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Tirols. Festschrift zu Ehüen Hermann Wopfners, I. Teil. Schlern-Schriften Nr. 52, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1947. zeige, daß diese mystischen Gedanken nicht verborgene Schätze und Geheimnisse bleiben wollen, die nur ausnahmsweise bekannt werden dürfen. Zu vielfältig ist das Reich Gottes, als daß es nicht für alle offensteht und nicht jeder in seilner Art es zu finden vermag. Diese Weite atmet vorliegender Band und erweist sich als ein reicher Quell sowohl für das persönliche geistige Leben wie auch als wertvoller Behelf ffir Gemeinschaftsabende und religiöse Runden.

Dr. Leopold L e n t n e r

An der Schwelle der dritten Dimension. Von

Arthur Richter. Ried-Verlag, Salzburg.

Der Verfasser will in dieser Schrift die, Grundgesetze der Natur gefunden haben, die der Menschheit den Weg zu einem „ewigen“' Leben weisen und „aus der Erde ein Paradies machen“. Die Arbeit kann keinesfalls als wissenschaftlich bezeichnet werden„ wiewohl sie sich durch die Anwendung falsch verstandener wissenschaftlicher Ausdrücke diesen Anschein gibt. Auch die

Verbindung mit religiösem Gedankengut muß in der gebotenen Form als eine Entgleisung gelten. Man kann sich nur wundern, daß in einer Zeit, in der Papier für die wichtigsten Lehrbehelfe und für wissenschaftlidie Publikationen fehlt, für einen derartigen Unsinn solches zur Verfügung steht.

Prof. Dr. Alfred Holländer

Die Häuser im Kolk. Roman. Von Robert S e i t z. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien 1947.

Ein angenehm und gut zu lesendes Buch, in dem die Landschaft und die Gemeinde in den Vordergrund tritt. In sie fügen sich in guter und fesselnder Darstellung die Schicksale der Menschen ein. Kleine Dinge um kleine Leute im Alltag, der nebelverhangen und sonnenarm über der ostpreußischen Küste liegt, und doch bricht in ihnen die ganze Skala der Empfindung von Glück und Leid durch. Wenn etwas gegen dieses Buch anzuführen wäre, dann wäre es nur dies, daß wir österreichische Leser jetzt österreichische Bücher haben wollen. Dr. Alma M o t z k o

Genius zwischen zwei Welten. Ein Schubert-Roman. Von Egon von Komorzynski. Johannes-Günther-Verlag, Wien.

Im Nachwort teilt der bekannte Musikhistoriker jene Quellen und Belege mit, auf die sich die romanhafte Handlung seines Schubert-Buches stützt. Diesen beglaubigten und einwandfreien Zeugnissen folgt er in allen wesentlichen Einzelheiten. Aber nicht um die „historische Treue“ ging es dem Autor in erster Linie, sondern um die dichterische Nachgestaltung einer bestimmten menschlichen und landschaftlichen Stimmung, die er als für Schubert und seine Musik besonders charakteristisch empfindet und die auch auf den Leser des Buches ihren Zauber ausübt: eine herbstlich-elegische Stimfnung, an zarten Farben und halben Tönen angedeutet. Es ist kein neuartiges und revolutionäres Schubert-Bild, aber es hält sich auch fern von Konvention und Schablone.

Dr. H. A. Fiechtner

Das ist Steiermark. This is Styria. Geleitwort (deutsch und englisch) von Franz N a b 1. Verlag Styria, Graz. 104 Seiten, Preis S 21.—.

Auch der gute Kenner steirischer Landschaft begegnet in diesem Bildbuche noch Überraschungen. Die rund 80 meisterhaften Aufnahmen aus Natur, Volksleben, Architektur und Kunst der Steiermark, die, eröffnet von einer beredten Interpretation, hier zu einem vieltönigen Chor der Schönheit vereinigt sind, bieten eine nicht alltägliche Schau. Hier sind Meister der Licht-bildnerei, des künstlerischen Sehens und Naturerlauschens am Werke gewesen. Aufnahmen wie die von den Wänden gegen den Koppen-karstein, vom Winkelsee in den Schladminger Tauern oder von der Voistalerhütte müssen gleich anderen, das Entzücken jedes Naturfreundes hervorrufen. Das zweisprachige Buch ist als Andenken an ausländische Besuchet des Landes gedacht, es ist dafür eine delikate Form gewählt. Die drucktechnische Ausstattung ist ein schönes Beispiel überwundener Nachkriegszeithindernisse,

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