6688982-1962_29_13.jpg
Digital In Arbeit

Wachsende Bevölkerungszahl

Werbung
Werbung
Werbung

Die Volkszählung des Vorjahres hatte uns eine große Überraschung gebracht. Die Landesbevölkerung nahm innerhalb eines Jahrzehntes um 16 Prozent zu und absorbierte damit einen überraschend großen Anteil am gesamtösterreichischen Bevölkerungszuwachs. Die steigende Einwohnerzahl Vorarlbergs ist nur zu einem Teil der Zuwanderung aus anderen Bundesländern zuzuschreiben; der überwiegende Anteil ist der Fruchtbarkeit unserer Ehen zu danken. Dieser Segen hat sich auch finanziell ausgewirkt. Da die Bevölkerung Vorarlbergs um 32.000 Personen anstieg, empfangen das Land Vorarlberg und seine Gemeinden höhere Ertragsanteile an den gemeinschaftlichen Abgaben. Diese machen für das Land rund 25 Millionen, für die Gemeinden weitere 20 Millionen Schilling aus. Es wäre jedoch ein großer Irrtum zu glauben, daß diese Mehreingänge in den Kassen des Landes und der Gemeinden bleiben. Mehr Einwohner bedeuten mehr Wohnungen, mehr Kanäle und Wasserleitungen, mehr Schulen, mehr Straßen, um nur einige Beispiele zu nennen, und hier rtiathen wir die betrübende Beobachtung, daß die großen Leistungen seit Beginn der Wiederaufbauperiode immer wieder hinter dem Bedarf herhinken und das, was geschehen sollte, im Wettlauf weit dem voranliegt, was geschehen müßte. Glänzende Produktionszahlen, reicher

Kindersegen und gute Einkünfte sind nichts, worauf man befriedigt ausruhen darf, sie sind eher ein Druckmittel fü$ neue Leistungen.

Die Schaffung neuen Wohnraumes wird dem Land und den Gemeinden durch den Willen der Bevölkerung zur Selbsthilfe ungemein erleichtert. Während die Bevölkerungszahl um 16^ Prozent stieg, nahm die Zahl der bewohnten Häuser in Vorarlberg um rund 6700 oder fast ein Viertel zu. Wir haben mehrere Gemeinden mit einer Zunahme von mehr als 50 Prozent der Häuser während eines Jahrzehntes. Das Ergebnis unserer Häuserzählung hat weit über die Grenzen unseres Landes hinaus Aufsehen erregt. Ein besonderes Problem bei dieser starken Zunahme der Bauten und Wohnungen ist die Vorsorge für Trinkwasser. Seit 1945 wurden in Vorarlberg in 71 von insgesamt 96 Gemeinden Trinkwasserversorgungsanlagen neu errichtet oder beträchtlich ausgebaut. Der Kostenaufwand für diese Bauten betrug 155 Millionen Schilling; hiezu hat das-Land 38 MiLlione;n,beigetragen, der Bund nur 5 Millionen.

Neu gegründete Familien brauchen Wohnungen, und in wenigen Jahren benötigen die Gemeinden für die heranwachsenden Kinder neue Schulen. Insgesamt haben unsere Gemeinden 56 Schulanliegen offen. Aus den besonderen Bedarf szuweisumgen des Landes an die Gemeinden im heurigen Jahre werden 15 im Bau begriffene Schulen fertiggestellt, während 13 Vorhaben neu begonnen werden. Die erwähnten 56 Schulanliegen erfordern einen Gesamtauf-Wand von rund 50 Millionen Schilling.

Um den Straßenbau zu erwähnen: Im heurigen Jahr geben wir allein für die Landesstraßen 44 Millionen Schilling oder 17 Prozent der Gesamtausgaben dtes Landes aus. Am stärksten konzentriert ist der Straßenbau auf der Monta-foner Straße. Dies ist notwendig geworden, weil die Vorarlberger Iiiwerke einen neuen Riesenspeicher auf der Kopsalpe im inneren Montafo.n errichten. Die Iiiwerke standen vor der Wahl, entweder die seit dreißig Jahren bestehende Werkbahn zu verstärken oder dem Land einen Beitrag für die Verbreiterung der Straße zu leisten. So müssen im Jahre 1962 die Iiiwerke 10 Millionen, das Land Vorarlberg 11 ^ Millionen Schilling für die Verbreiterung der Montafoner Straße, für Ortsumfahrungen und Brücken ausgeben. Wie solche Straßen über die Landesgrenzen hinaus ihre Bedeutung gewinnen, dafür darf ich den Lesern der „Furche“ ein Beispiel anführen. Im Tiroler Paznaun wird gegenwärtig eine Seilbahn auf die Idalpe (Silvretta) gebaut. Da die Straße von Landeck nach Ischgl wenig leistungsfähig ist, wird das schwere Seil über Vorarlberg durch das Montafon und über die von den Iiiwerken geschaffene Silvretta-Hochalpenstraße ins Paznaun befördert.

Die Vorarlberger Kraftwerke haben durch den Bau des zweiten Stollens im Werk Andelsbuch dessen Leistungsfähigkeit um 10 Millionen Kilowattstunden im Jahr erhöht, doch entspricht dies nicht einmal der Zunahme des Landesbedarfes während der Bauzeit. So denken die Vorarlberger Kraftwerke an ein neues Kraftwerk an der Aflenz im Klostertal, während für den Winterbedarf das Land weiterhin seine Hoffnungen auf den Ausbau der Iiiwerke abstellt.

Mit unseren Plänen stehen wir naturgemäß bereits tief im Jahre 1963. So sind beim Wasserbau für Schutz- und Regulierungsbauten Aufwendungen für 21 Millionen, für den landwirtschaftlichen Wasserbau 8 Millionen, bei der Wildbach- und Lawinenverbauung mehr als 14 Millionen, für Grenzgewässer ohne Aufwendungen am Rhein mehr als 4 Millionen Schilling vorgesehen. Für die Bundesstraßen haben wir beim Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau 40,3 Millionen Schilling angesprochen. Wenn man sich diese Summen vor Augen hält, muß; man_ einen. Moment innehalten und.dem unbekannten Steuerzahler ein Wort des Dan-

Wer zur Dornbirner Messe oder zu den Bregenzer Festspielen kommt, wird viel Neues sehen und darf überzeugt sein, daß wir den empfangenen Segen vor allem als Ansporn zu weiterem Schaffen betrachten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung