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Wasser ist kein Schatz

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Wasser unterliegt einem hydrologischen Kreislauf, der bei uns in Österreich einen reichen Strom darstellt.

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Wasser unterliegt einem hydrologischen Kreislauf, der bei uns in Österreich einen reichen Strom darstellt.

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Wasser ist die erste Voraussetzung für menschliches Leben. Das gilt für die Deckung des Trinkwasserbedarfes, aber auch für die Produktion der Nahrungsmittel, seien es pflanzliche oder fleischhche, ebenso wie für die Zubereitung der Nahrung. Die im natürlichen Kreislauf umgesetzte Wassermenge in Österreich ist im Verhältnis zu den Strömen, die im Wasserverbrauch der Haushalte und der Industrie umgesetzt werden, so Troß, daß kein Mangel auftreten cann. Lediglich in einigen besonders ungünstig gelegenen Gebieten, insbesondere des Weinviertels und im nördlichen Burgenland, kann lokal ein Wassermangel auftreten. Hier hat man durch überregionale Versorgungssysteme Lösungen gefunden.

Probleme mit dem Trinkwasser können daher nur von der Wasserqualität her befürchtet werden. Da ist vor allem der Osten des Landes in Bedrängnis gekommen. In den dortigen Beckenlandschaften befinden

sich für die Wasserversorgung nutzbare, reichliche Grundwasserströme. Der Grundwasserschutz steht aber im Widerstreit mit der Siedlungstätigkeit, mit Anlagen des Gewerbes und der Industrie und mit der intensiven Landwirtschaft.

Bisher stand die bakteriologische Frage bei der Trinkwasserqualität im Vordergrund. Akut wirksame chemische Gifte vrarden im Wasser nicht angetroffen. Die Aufbereitung von Wasser beschränkte sich auch in kleineren Wasserversorgungsanlagen, wenn das Wasser nicht direkt als Trinkwasser nutzbar war, auf die Desinfektion, die auch oft nur eine Vorsorge darstellte, da das Einzugsgebiet der Quellen oder Brunnen eine mögliche bakterielle Kontamination nicht ausschließen ließ.

Die Entwicklung in der Wissenschaft bezüglich mutagener Veränderungen durch die chronische Belastung des lebenden Organismus, vor allem durch chlororganische Mikro-verunreinigungen, aber auch durch Nitrat haben zu strengeren Anforderungen und zu einer erweiterten analytischen Untersuchung geführt.

Heute werden schon Aufbereitungsanlagen zur Entfernung von chlororganischen Lösungsmitteln aus dem ansonsten qualitativ hervorragenden Grundwasser betrieben und Anlagen zur Entfernung von Nitrat und Pestiziden gebaut.

GETRENNTE WASSERLEITUNGEN

Immer wieder wird der Gedanke ins Gespräch gebracht, daß man gutes Trinkwasser nicht für Nutzwasser im häusUchen Bereich verschwenden dürfe, sondern dafür getrennt Wasser minderer Qualität einsetzen sollte. Erfordert doch die Klosettspülung alleine zirka 28 Prozent des Wasserverbrauches im Haushalt. Solche Systeme zum Sparen von Trinkwasser durch Verwendung von Regenwasser kann man in Niederösterreich aus einem vom Land extra dafür eingerichteten Fonds gefördert erhalten. Trotzdem ist die Sinnhaftigkeit einer eigenen Nutzwasserversorgung, die über das Gartengießen hinausgeht, aus mehreren Gründen abzulehnen:

■ Ein geringerer Bedarf an Trinkwasser erfordert weniger Gebiete, die unter einen besonderen Schutz gestellt werden müssen und die daher einer - aus ökologischer Sicht -ungünstigeren Nutzimg zugeführt werden könnten.

■ Die Versorgung über zweierlei Systeme mit Wasser von Trink- beziehungsweise Nutzwasserqualität birgt die Gefahr irrtümlicher Schaffung von Fehlverbindungen. Damit entsteht eine Gefahr für die Gesundheit.

■ Eine dezentrale Nutzwasserversorgung mit Regenwasser hat ihr Ende in Zeiten längerer Trockenheit. Darm muß die Versorgung aus dem zentralen Trinkwassemetz einspringen; gerade daim, wenn sie auch bei den eigenen Ressourcen mit geringerem Angebot zu kämpfen hat.

■ Die Wasserversorgung ist eine Einrichtung, deren Kosten zu 85 bis 90 Prozent in der Investition und Erhaltung des Leitungsnetzes hegen. Der Aufwand wird in der Hauptsache über den Wasserpreis gedeckt. Werm weniger Wasser bei gleichbleibendem Kostenaufwand verkauft wird, muß das Wasser teurer werden.

Die Randbedingungen für die Wasserversorgung haben sich durch die wesentlich strengeren Qualitätsanforderungen, vor allem bezüglich Stoffen, die früher gar nicht bekaimt waren, stark verändert. Eines ist im Auge zu behalten: Wasser ist kein Schatz, der, einmal gehoben, damit auch verloren ist. Daher gilt nicht das Motto „Wasser sparen’, sondern der Slogan „Wasser nicht bedenkenlos verschmutzen, sondern sirmvoU nutzen und gebrauchen".

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