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„Wien an der Donau“

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Am linken Ufer des regulierten Donaustromes liegt das durch Dammbauten gegen Überschwemmungen geschützte Marchfeld mit dem 22. Wiener Gemeindebezirk „Donaustadt“. Hinter dem schon teilweise gelichteten Auen- gürtel erstreckt sich die weite, von Äckern und Gemüsegärten bedeckte, baumarme Ebene. Hier entstanden die ehemaligen Dörfer Aspern, Hirschstetten, Stadlau, Kagran und Leopoldau mit ihren der Landwirtschaft dienenden Unterkünften, Einkehrgasthöfen usw.

Billige Baugründe und Eisenbahnanschlüsse ließen zahlreiche großräumige Fabrikanlagen entstehen, die teils in Straßen aneinander gereiht, teils in Gruppen über die Ackerflächen verstreut, die äußersten Vorposten der Großstadt bilden mit den dazugehörigen nüchternen und nicht immer erfreulichen Wohnobjekten. Aber auch der kleine Mann hat hier Land erworben und in der Mehrzahl leider primitive Siedlungshäuser mit angebauten Schuppen für Kleintierhaltung errichtet. Dies alles geschah ohne eine geordnete Lenkung.

Die Stadtplanung hat es sich nunmehr zur Aufgabe gemacht, große Flächen dieses Gebietes aüfzuschließen. Im Zusammenhang damit wurden im Auftrag der Gemeinde Wien die drei je fünfzehngeschossigen Wohnhochhäusei am Kaisermühlendamm (Schüttaustraße) nach dem Entwurf von Techn. Rat Architekt Hermann Stiegholzer und den statischen Berechnungen von Dipl.-Ing. Dr. Adolf Lukele errichtet. Der Bauplatz umfaßt das Gebiet der ehemaligen Kleingartenanlage zwischen Goethehof und Kaisermühlendamm. Für die Situierung war vor allem die herrliche Lage neben dem Strom maßgeblich. Die drei sternförmigen Wohnhochhäuser schließen die ältere Wohnhausanlage an der Schüttaustraße gegen das Donauufer ab und bezeichnen den Eingang in die „Donaustadt“. Sie stehen durch ihre architektonische Gestaltung im Gegensatz zu den anders gegliederten Bauten und geben so dieser Gegend ein neues Gepräge.

Sind auch die Meinungen der Fachleute und Laien über die Errichtung von Hochhäusern für Wohnzwecke geteilt, so haben die Hochhäuser, allerdings in besonderer Lage bezüglich des Stadtbildes und Verkehrs, doch ihre Berechtigung erwiesen.

Bei der Planung der drei Wohnhochhäuser am Kaisermühlendamm haben Bauherr. Architekt und Statiker gemäß den Normen des Wohnbauprogramms 1959 einen für den Schütthau wirtschaftlichen Grundriß entwickelt. .-Den.-. 49 Wohnuag a—gehören. .-folgende Typen an:

TypeB: 120 W.-E. 2 Zimmer Küche, Bad, Vorraum, WC. Abstellraum. TypeC: 80 W.-E. 2 Zimmer, 1 Kabinett und Nebenräume wie oben.

Type D: 12 W.-E. 2 Zimmer 2 Kabinette und Nebenräume wie oben.

Type S: 32 W.-E. 1 Zimmer. Wohnküche mit Kochnische und Nebenräume wie oben.

Von den zwei Aufzügen pro Haus ist einer als kombinierter Lasten- und Personenaufzug für zehn Personen ausgeführt.

Die Wohnungen haben eine Sonderausstattung erfahren. Klebeparkettböden in den Wohnräumen, verflieste Bäder mit Einhauwanne, Warmwasserbereitung mit Gasautomaten für Küche und Bad. Türen mit Stahlzargen.

Auf dem vorbezeichneten Gelände wurde auch eine Wohnanlage für alte Leute errichtet; ein Kindergarten sowie ein Volksbildungshaus sind in Planung begriffen. Mit dieser Ergänzung wird ein selbständiges Wohnzentrum entstehen.

Das Gelände wurde gärtnerisch gestaltet. Interne Zufahrtstraßen, Wege und Abstellplätze für Personenkraftwagen fügen die Gesamtanlage harmonisch zusammen. Die zuletzt errichteten Auf- und Abfahrtsrampen an der Reichsbrücke längs des Kaisermühlendammes erschließen das weitere Gebiet zu dem Ölhafen und bedeuten eine wesentliche Entlastung des Verkehrs.

Auf dem ehemaligen Bruckhaufengebiet, links der Reichsbrücke, ist eine große Parkanlage mit Hallen, Restauration usw. in Ausführung, die Gartenausstellungen und sonstigen Veranstaltungen dienen soll.

Sollte wegen der immer drohenden Überschwemmungsgefahr das Projekt des vor kurzem verstorbenen Baudirektors. Prof. Dipl.-Ing. Doktor A. Pecht, ein zweites Gerinne durch das Inundationsgebiet zu führen, verwirklicht werden; dann- -könnte -sich ‘verschfedene’ Mögtich- keiten ergehen, die das Stadtbild an der Donau äußerst positiv verändern würden. Die Stadtgebiete links und rechts der Donau würden zusammenwachsen, und „Wien an der Donau“ würde zur Tatsache werden.

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