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Wien wächst in die Höhe und an die Donau

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Wien und Hochhäuser standen jahrelang auf Kriegsfuß. Nach dem Versinken der ehrgeizigen EXPO-Pläne im Donauwasser sahen Pessimisten die geplante Donaucity schon in der nächsten Schublade verschwinden. Mittlerweile sind beinahe alle der 1.020 Mietwohnungen der Donau City Wohnbau AG vergeben. Der Millenniumstower wartet auf die ersten Büromieter.

Das unkonventionellste, von der Genossenschaft SEG finanzierte Wohnhochhaus, den „Schiefen Turm” vom innovativen Planungsduo Coop Himmelblau werden die ersten Mieter kommenden März besiedeln .„Ich habe leider übersehen, daß ich dort hinziehen hätte können!” Trotzdem ist Wolf Prix von Coop I limmelblau mit dem Haus, das nun auf der Wagramerstraße entsteht, nicht hundertprozentig zufrieden.

Die Fassade hätte noch besser ausformuliert werden können. Wohnen würde er aber gerne zwischen Wien und der Donau-City. Eingebettet in Prater, Stadt, Donaupark und Alter Donau. Immerhin hat es der Wohnturm geschafft, eine Schallmauer zu durchbrechen:

Hochhäuser sind in Wien plötzlich nicht nur denkbar geworden, ihr Bezug ist teilweise vollzogen. Das Fundament des höchsten Wohnturmes ist fertig. Bauträger Mischek finanziert den über 100 Meter hohen Turm des Architekten Roman Delugan. „Bisher waren wir unter der Erde, nun wird man endlich bald etwas sehen”, freut sich Ursula Daume. Sie kann sich über Interesse am Projekt „Wohnen am Donaupark” nicht beklagen. Drei quadratische Hochhäuser mit 22 Stockwerken von 60 Metern Höhe bringen neue Dimensionen ins Wohnen. Das Architektenteam NFOG und Johann Ausch sind für die Optik verantwortlich. Die Schöpfung von Coop Himmelblau bringt es auf 25 Geschosse, 70 Wohnungen, neun Lokale, Büros, Praxen und 60 Meter Höhe. Dafür hat sie einiges an Innovation zu bieten. Beispielsweise wurde durch die ideenreiche, unkonventionelle Deutung des Themas „Hochhaus” ein Loftgeschoß dazugewon-nen. Eigentlich besteht das Haus aus zwei Gebäuden, die so übereinander -gestelltsind, daß sich eine „Skylobby” bilden kann. Baum in Beinkultur. Luxus und Luft. „Zur freien Benutzung der Bewohner.” Prix hinterfragte die kanonische Begelmäßigkeit des Hochhauses. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schrägen, flexible Grundrisse, keine Begelgeschosse, Lichteinfall, Ausrichtungen der Wohnungen nach Süden und ein phänomenaler Ausblick auf die Alte Donau. Der geförderte Wohnbau ist um eine Variante reicher.

Schon jetzt sind alle Wohnungen vergeben. Ein Beweis dafür, daß schimpft, wer kauft. Jahrelang hielt man in Wien den Kornhäusl- und den Bingturm als vollkommen ausreichenden Beitrag zu dem Thema. Coop Himmelblau sind an der Änderung dieses Zustandes stark beteiligt. Sie haben in einer Studie die Kriterien für die Baubarkeit von Hochhäusern festlegt. Anschluß an den öffentlichen Verkehr, Erfüllung ökologischer Kriterien, einen Standort mit Stadtbezug, multifunktionale Nutzung. Das heißt, reine Büromonstren oder ausschließliche Wohnhäuser sind unerwünscht. Erst das Mischen von Geschäftsleuten, Familien, Bewohnern oder Lokalbesuchern bringt Leben in ein Hochhaus. Hochökologisch ist die Fassade, die sich um die zwei Gebäude wickelt. Sie ist als geneigte Fläche so vorgelagert, daß sich zwischen Wohnung und Außenhaut eine Loggienzone bildet. Dadurch entsteht klimatechnisch ein Speicherraum, der Wärme und Solarenergie stauen kann. „La Defense in Paris ist als modernes, neues Zentrum zu einem echten Gegenpol der Altstadt geworden”, erhofft sich Prix von der Donau City dynamische Impulse für Wien. 4.500 Menschen haben das Potential dazu. Zu Zeiten des Donauinselfestes ist schon jetzt die normalerweise überlaufene City wie ausgestorben. Kulturell wird man sich für die Platte dennoch um einiges mehr überlegen müssen.

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