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Wiens bedeutendstes Kulturdenkmal

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Touristen haben meist keinen guten Geschmack: nach Meinung des Österreichischen Fremdenverkehrs brauchen sie vor allem möglichst süße, rasch konsumierbare Kalorienzufuhr im österreichischen Lokal kolorit: aiso Wiener oder Salzburger Mozartkugeln. Trotzdem hat der Touristen-ström in Sachen Weltkulturgut Instinkt bewiesen. Ausgerechnet Schönbrunn und die Salzburger Altstadt wurden von der UNESCO Kommission in die Liste der Weltkulturgüter aufgenommen.

Vertreter aus der Tourismusbranche erwarteten sich von der Aufwertung Schönbrunns vor allem noch mehr Touristen. Allerdings: sowohl Schönbrunn als auch Salzburgs Altstadt haben, was die Kapazität schadlos verkraftbarer Menschenmassen betrifft, den Plafond des Zumutbaren jetzt schon erreicht. „Mehr ist nicht mehr möglich:“ ist Gerhard Sailer, der Direktor des Bundesdenkmalamts sicher. „Eine Kuh, die man melken will, muß man auch füttern“; meint er und hofft, den Weltkulturgutstatus Schönbrunns für seine Zwecke nutzen zu können. „Mehr Verantwortung“sieht auch Generalkonservator Ernst Bacher in der Ernennung. Als Einzeldenkmal von bauhistorischer, kulturgeschichtlicher und architektonischer Bedeutung hat Schönbrunn konkurrenzlos vor dem Belvedere oder anderen Bauwerken das Rennen gemacht. Der älteste historische Tiergarten, die römische Ruine, sowie die ausgedehnten Gärtenanlagen und nicht zuletzt der weltpolitische Rang als Kaiserresidenz lassen den Komplex wichtiger als andere Gebäude sein.

Doch ein Weltkulturgut braucht besondere Pflege. Mit dem Bespielen des Ehrenhofes durch den Klangbogen Wien soll ab 1998 Schluß sein, auch die Don Giovanni und Figaro Aufführungen vor der Kulisse der römischen Ruine sollen bald der Vergangenheit angehören. „Sonst ist die römische Ruine wirklich nur noch Ruine“: Bereits jetzt leidet die Statik des schlanken Bauwerks.

Staaten, die der Konvention beigetreten sind, verpflichten sich interna tional, ihr Kulturerbe - Einzeldenkmäler, Ensembles und Kulturlandschaften - auch zu erhalten. Dabei hat die UNESCO mehr Einfluß, als man glauben könnte. Das Schloß Potsdam in Berlin wurde bereits auf die Liste gefährdeten Kulturerbes gesetzt, weil die Neubauten für das Berliner Begierungsviertel den Bestand gefährdeten. Mittlerweile ist davon nicht mehr die Bede.

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