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Winterferien in Österreich

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Die Beziehungen zwischen Sport und Fremdenverkehr sind im Zeitalter des Sports begreiflicherweise besonders intensiv geworden und haben zum Begriff des „Sportfremdenverkehrs“ geführt. Mit dem Eindringen sportlicher Betätigungen in alle sozialen Schichten, sei es als Freizeitgestaltung, als Hobby, als körperlicher und geistiger Ausgleich öder als Ertüchtigung, war es eine zwangsläufige Folge, daß Ferien mit der Ausübung der gewählten Sportart oder Sportarten begrifflich gleichgesetzt wurden. Aus dem spazierengehenden Sommergast wurde der die Umgebung durchstreifende Wanderer und Bergsteiger, der Wassersportler, Tennisspieler, Golfspieler usw.

Als nun der Skilauf seinen großen Siegeszug antrat, wurde die Tatsache, daß Ferien in der winterlichen Landschaft von weitaus stärkerem Einfluß auf die körperliche Erholung sind, zur Allgemeinerkenntnis. In gleichem Maße verlor sich die Scheu vor der „kalten Jahreszeit“, und damit entstand auch die psychologische und wirtschaftliche Grundlage für den Aufbau einer touristischen Wintersaison, die als zweite Saison entsprechende Fremdenverkehrseinrichtungen erforderte. Sommerfrischen wurden auch Winter- sportorte, andere, bisher unbekannte Bergdörfer zu Skizentren, und als Seilbahnen und Sessellifte die winterliche Bergwelt erschlossen, gewannen die Winterferien immer mehr Liebhaber, auch wenn sie nicht durch sportliche Ambitionen dazu veranlaßt wurden.

Damit stieg die volkswirtschaftliche Bedeutung der Fremdenverkehrswirtschaft. Damit stiegen aber auch die Möglichkeiten in der Auswahl der Feriengestaltung und die Freude am sportlichen Treiben.

Die wechselseitig wirksamen Beziehungen zwischen Winterfremdenverkehr und Wintersport fanden in Österreich ein um so größeres Verständnis, als hier seit jeher fast alle Arten von sportlicher Betätigung im Winter weite Verbreitung in allen Bevölkerungsschichten gefunden hatten. Die Aufschließung der Landschaft, der Ausbau von Anlagen für den Wintersport, war daher in diesem wintersportfreudigen Land eine auch ohne den Fremdenverkehr erkannte Selbstverständlichkeit. Die mit dem steigenden Winterfremdenverkehr verbundene erhöhte Nachfrage nach wintersportlichen Einrichtungen veranlaßte einen so großzügigen Ausbau, daß zum Beispiel die Zahl der Seilbahnen und Liftanlagen innerhalb der letzten 15 Jahre von nur etwas mehr als einem Dutzend im Jahre 1946 auf derzeit mehr als 700 Seilbahnen, Bergbahnen, Sessel- und Skilifte angestiegen ist. Damit steht Österreich auf diesem Gebiet gegenwärtig an der Spitze aller Alpenländer. Die Entwicklung hält weiter an und führt in den großen Wintersportgebieten zum Ausbau eines ineinandergreifenden Systems von Seilbahnen und Liften, die eine außerordentliche Auswahl von prächtigen Skitouren und Abfahrten ermöglichen. Im Zusammenhang mit dieser jüngsten Entwicklung zum großräumigen „Skizirkus“, „Skikarussell“ oder wie sonst noch die populären Bezeichnungen lauten, kann festgestellt werden, daß die seinerzeit befürchtete Zerstörung der Winteridylle durch die Errichtung von Seilbahnen und Liften keineswegs eingetreten ist, und für den der technischen Bequemlichkeit Abholden bieten sich abseits der vielbefahrenen Seilbahnabfahrten und Lifthänge überall einsame, aber ebenfalls bequem zugängliche Skirouten in reicher Auswahl. Die Freunde winterlicher Bergeinsamkeit kommen somit in Österreich ebenso auf ihre Rechnung wie die unzähligen Anhänger des modernen Pistenbetriebes.

Eine Vorschau auf die kommende Wintersaison in Österreich zeigt eine weitere bedeutende Verbesserung aller Voraussetzungen für angenehme Wintersportferien und Erholungsaufenthalte im Winter und im Frühling. Die Erschließung österreichischer Skigebiete durch Seilbahnen und Liftanlagen wurde allein seit dem vergangenen Winter um mehr als fünfzig derartiger Transporteinrichtungen gesteigert. Aber auch zahlreiche zusätzliche Winterquartiere in neuen oder durch neue Heizanlagen für den Winterbetrieb adaptierten Hotels und Berggasthöfen stehen zur Verfügung. Besonderes Augenmerk wird der ständigen Pflege und Betreuung der Skipisten zugewendet. Immer neue Abfahrten werden in zahlreichen Skigebieten Österreichs ausgebaut und schon bestehende Pisten entschärft. Unter den großen Er- schließungsarbeiten in neuen oder schon bestehenden Wintersportgebieten soll auch die bereits in vollem Umfang aufgenommene Erschließungsarbeit im Gelände rund um Innsbruck und Seefeld nicht unerwähnt bleiben, das als Schauplatz der kommenden Olympischen Winterspiele 1964 mit den besten Voraussetzungen versehen wird.

Wenn vom „Wintersportland Österreich“ die Rede ist, wird vorwiegend an den modernen alpinen Skisport gedacht, in dem Österreich tatsächlich einen hervorragenden Rang einnimmt. In den österreichischen Alpen sind aber neben dem Skilauf auch alle anderen Wintersportarten weit verbreitet, und die Zahl der Rodler, Eisschützen und Eisläufer unter der einheimischen Bevölkerung und den ausländischen Wintergästen stellt eine beachtliche Gruppe sportlicher Enthusiasten dar. Ihnen stehen ebenso wie den Skifahrern überall in Österreich sportliche Anlagen zur Verfügung, wie gut gepflegte Rodelbahnen und Kunstrodelbahnen; ab kommendem Winter auch eine neue Bobbahn in Innsbruck-

Igls, auf der die olympischen Bobrennen im Jahre 1964 durchgeführt werden. Eisschießbahnen, auf denen dieser unter den ausländischen Gästen sehr beliebte uralte Volkssport in den Alpen betrieben wird, aber auch Curlingbahnen und die dazugehörigen, aus Schottland eingeführten Originalgeräte stehen zu fröhlichem und „ernsthaftem" Wintersport zur Verfügung. Ebenso gibt es kaum einen größeren österreichischen Wintersportplatz, der nicht zumindest einen Eislaufplatz besitzt, ergänzt um auch außerhalb der Wintermonate betriebene Kunsteisbahnen in Wien und den Landeshauptstädten.

Es läßt sich somit feststellen, daß die natürlichen klimatischen und geländemäßigen Vorzüge, die eine Voraussetzung für die Entwicklung Österreichs zu einem bedeutenden Wintersportland waren, durch die ständige Verbesserung bestehender und den Ausbau neuer Wintersportanlagen und Fremdenverkehrseinrichtungen ergänzt werden. Die Möglichkeiten für sportlich betonte Winterferien in Österreich wurden für die heurige Wintersaison ebenso vermehrt, wie für reine Erholungsurlaube und Kuraufenthalte während der Wintermonate, deren der überforderte Mensch von heute mehr den je bedarf.

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