Yasmeen Lari - Wohnhaus in Karatschi,1973: Mit ihrem Architekturstil schuf Yasmeen Lari ikonische Bauten der Moderne. In den letzten Jahren entwickelte sie ­kostenschonende, sichere und ökologische Bauweisen. - © Fotos: Archiv Yasmeen Lari

Yasmeen Lari: Häuser, die Leben retten

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Das Architekturzentrum Wien zeigt die weltweit erste monografische Ausstellung der ersten Architektin Pakistans. Ihre katastrophenresistenten Häuser sind kostenschonend und retten Leben. „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“ ist die faszinierende Begegnung mit einer Frau, die alles neu denkt und tut.

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Das Architekturzentrum Wien zeigt die weltweit erste monografische Ausstellung der ersten Architektin Pakistans. Ihre katastrophenresistenten Häuser sind kostenschonend und retten Leben. „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“ ist die faszinierende Begegnung mit einer Frau, die alles neu denkt und tut.

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Ihre Körperhaltung ist aufrecht, der Blick rege. Dunkel gekleidet, einen farbigen Schal um die Schultern, sitzt Yasmeen Lari bei der Pressekonferenz im Architekturzentrum Wien. Dort wird ihre weltweit erste monografische Ausstellung gezeigt: „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“. Als sie geboren wurde, war Pakistan noch eine britische Kolonie. Ihre 82 Lebensjahre sieht man der Architektin nicht an. Lari ist sehr präsent, hört aufmerksam zu und hat viel zu sagen. Ihre Karriere kennt viele Stationen. Ihre wegweisende Arbeit an einer humanitären Architektur begann erst, nachdem sie ihr Büro bereits geschlossen hatte, und dauert bis heute an; ihre Architektur des „Zero Carbon, ­Zero Cost, Zero Waste“ ist eine stille Revolution. Sie ist komplett autonom und bedarf keiner Bauindustrie. Stattdessen ermöglicht sie von Naturkatastrophen geschädigten Menschen, die alles verloren haben, sich selbst ihre eigenen Häuser zu bauen. Lari wurde vielfach dafür ausgezeichnet und gibt ihr Wissen in einer Gastprofessur an der Universität Cambridge weiter.

Regionale Ressourcen nützen

Die Architektin ließ den drei Kuratorinnen Angelika Fitz, Elke Krasny und Marvi Mazhar vollkommen freie Hand. Sie hatten uneingeschränkt Zugang zu ihrem Archiv und konnten sie ausführlich interviewen. Von all dem profitiert die Ausstellung. ­Lari mischte sich nicht ein und ist zufrieden mit dem Resultat. Die ­Szenografin Alexandra Marin­ger gestaltete die Ausstellungs­architektur ausschließlich aus recycelbaren, natürlich gewachsenen Materialien. Ein demonta­bles Holzgerüst bildet eine organische, räumliche Struktur, die als zentrale Straße unter einem weißen Leinendach den Lebensweg symbolisiert. Von dort zweigen kleine Nischen für die einzelnen Kapitel ab, Fotos und Texte hängen an Bahnen aus Natur­leinen, alles ist sehr luftig und ermöglicht viele Durchblicke. Insgesamt neun Stationen zeigen Themen ihres Lebens. Ihr ikonisches Haus, die sozialen Wohnbauten, die Entdeckung der Bautraditionen ihres Landes, ihr humanitäres Engagement. Die Exponate sind vielschichtig – Videos, private Dokumente, Bambusgerüste, Lehm- und Kalkziegel. Den Interviews mit Lari könnte man ewig zuhören. Sie hat viel zu sagen und tut es mit einnehmender Lebendigkeit. Auf Hockern und Platt­formen kann man sich bequem Zeit dafür nehmen.

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