Auf der Suche nach der weisen Technik

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Durchschnittlich 70 Prozent ihrer Lebenszeit verbringen westliche Menschen in ihrem Zuhause. Und dieser private Ort ist zur Zeit einem starken technologischen Wandel unterworfen: "Smart-Home"-Systeme liegen im Trend, und sie werden immer ausgereifter. Die intelligenten Systeme sollen automatisiert, vernetzt und per Fernsteuerung die Wohnqualität steigern, die Energiekosten senken und die Sicherheit erhöhen. Doch es gibt Vorbehalte gegenüber dem goldenen Zeitalter des "smarten Wohnens", wie es von der Industrie gern verkündet wird.

Dass bei den bisherigen "Smart-Home"-Konzepten die Technik oft den Menschen übergestülpt wird, ist ein zentraler Befund in Gerhard Leitners "Wise-Home"-Ansatz. Sollten die neuen Technologien also besser weise als smart sein? Und was würde das konkret bedeuten? In seinem Buch "The Future Home is not Wise but Smart" (2015) präsentiert der Informatik-Forscher der Universität Klagenfurt einen solchen Ansatz: "Wise Home" zielt darauf ab, verbesserte Benutzerfreundlichkeit und künstliche Intelligenz so zu verbinden, wie es jeweils den individuellen Bedürfnissen entspricht.

Kooperierende Systeme

Die Technik soll dabei möglichst in den Hintergrund treten, so wie es ein amerikanischer Computer-Pionier bereits im letzten Jahrhundert prognostiziert hat: "Die profundesten Technologien sind jene, die verschwinden", schrieb Marc Weiser. "Sie fügen sich in das Gewebe des Alltags ein, bis sie nicht mehr davon unterscheidbar sind."

Auch die Psychologie und die Mensch-Computer-Interaktion (HCI), die benutzergerechte Gestaltung von interaktiven Systemen, zählen zu den theoretischen Grundlagen des neuen Ansatzes. Gerhard Leitner plädiert dafür, die technischen Systeme dahingehend zu erweitern, dass sie optimal mit den Menschen kooperieren können. Das bedeutet keine Steigerung in Richtung "Smart 2.0", sondern ein neues Verständnis: Statt wie ein strenger Vater die Kinder oft zu überstimmen oder zu bevormunden, soll die Technologie eher wie eine sorgfältige Großmutter fungieren: möglichst viel Freiraum lassen, aber Unterstützung anbieten, wenn diese nötig wird. Dahinter steht eine Abkehr vom technokratischen Denken - also die Idee, dass sich die Technologie den Menschen und den Umweltbedingungen anpassen sollte und nicht umgekehrt.

The Future Home is Wise, Not Smart

Von Gerhard Leitner. Springer Verlag 2015. 128 Seiten, geb., € 77,-

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