Auf der Suche nach Geldquellen

Werbung
Werbung
Werbung

Eher hinter den Kulissen tobt in Amerika eine politische Auseinandersetzung um die Zukunft des National Public Radio, die in dieser Schärfe bei uns völlig undenkbar wäre: Obschon der Senderverbund und sein TV-Pendant PBS im Vergleich zu den Gebühren-Milliarden, über die ORF, ARD oder ZDF verfügen, nahezu bedeutungslos sind, möchten die Republikaner den staatlichen Geldhahn endgültig zudrehen und eine wichtige, aber politisch ungeliebte Stimme zum Schweigen bringen. Obendrein haben Fundraiser verzweifelt versucht, für den Senderverbund jene Mittel als Spenden einzutreiben, die in Amerika die öffentliche Hand für ihren Rundfunk nicht bereit stellt. Sie waren bei der Wahl ihrer Methoden wenig zimperlich und haben sich dabei so eindeutig gegen die Republikaner und deren Tea-Party-Ultras positioniert, dass deswegen die Chefin des Senderverbundes, Vivian Schiller, kürzlich ihren Hut nehmen musste.

Dies alles zeigt, in welch erniedrigende Abhängigkeit Journalismus gerät, der entweder am Tropf des Staates hängt oder auf die Barmherzigkeit von Spendern angewiesen ist. Weder die eine noch die andere Finanzierungsquelle verheißt den nötigen Freiraum, den Journalisten brauchen.

Nach der New York Times haben deshalb auch der größte US-Zeitungskonzern Gannett sowie eine der auflagenstarken Regionalzeitungen, die Dallas Morning News, angekündigt, dass sie künftig für ihre Online-Ausgaben von ihren Lesern Geld sehen möchten. Dies verweist auf den langfristig einzig gangbaren Weg: Die Leser davon überzeugen, dass guter Journalismus etwas wert ist, egal ob er auf Papier oder online verbreitet wird. Aus Werbeeinkünften allein lässt sich hochwertiger Journalismus auf Dauer nicht mehr finanzieren. Denn Werbetreibende können kostengünstiger Facebook oder Google als Vehikel nutzen, um ihre Zielgruppen mit Reklame zu erreichen - und tun das auch immer öfter.

* Der Autor ist Medienwissenschafter an der Universität Lugano/CH

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung