Die Welt ist - fernsehmäßig - so, wie sie sein sollte: Information ist überwiegend Sache der öffentlich-rechtlichen Sender, Unterhaltung hingegen das, was die Privatkanäle am besten können. Jedenfalls stellt sich so die Lage beim deutschen Nachbarn dar: Eine Programmanalyse von ARD und ZDF für das Jahr 1998 ergab diesen Sachverhalt.
So haben sowohl die ARD als auch das ZDF, die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland, einen Informations- und Bildungsanteil von mehr als 40 Prozent. Dagegen führen die Privaten bei der Unterhaltung in jeder Form haushoch.
Bei offiziellen Zählungen werden auch die täglichen Talkshows im Privat-TV unter die "Information" gereiht. Die ARD/ZDF-Analyse hingegen ordnet sie als "nonfiktionale Unterhaltung" ein. Wir geben zu, daß uns dies auch sympathischer ist, denn dem alltäglichen Talk-Unsinn räumen wir mitnichten Informationskompetenz ein. Allerdings auch keinen Unterhaltungswert.
Bei besagter "nonfiktionaler Unterhaltung" gewinnt RTL mit fast 22 Prozent Anteil am Programm. Und bei der "Fiction" (dazu zählen Spielfilme, TV-Movies und Serien) gehört dem Sender ProSieben der erste Platz: Genau die Hälfte des ProSieben-Programms fällt in diese Kategorie.
Auf einen - wenig überraschenden - Nenner gebracht: Wer lernen und ernsthaft gescheit sein will, dreht das öffentlich-rechtliche Programm auf. Wer Spaß haben mag, der zappt hinüber zu den Privaten.
In Deutschland ist die Lage somit sonnenklar. Aber bei uns in Österreich ...? Wen dreht der Österreicher auf, wenn er informiert zu werden wünscht? Wen holt er auf den Bildschirm, wenn er zu lachen gedenkt? Den ORF. Zumindest wenn er (noch) keinen Kabel- oder Satellitenanschluß besitzt.
Daß die österreichischen Verhältnisse noch lange bleiben, ist aber mittlerweile zweifelhaft: Zum einen behaupten alle Politiker, auch hierzulande Privat-TV zu wollen (wenn das nicht wieder einmal ein wahlbedingtes, aber leeres Versprechen ist). Zum anderen macht sich der Wiener Kabelsender "Wien 1" soeben als österreichweites Privatprogramm fit: Ein in Deutschland erfolgreicher TV-Profi hat sich in den Sender eingekauft, ein Relaunch ist angekündigt, danach soll der Sender "ATV" (= Austria TV) heißen. - Vielleicht wird unsereiner, wenn ihm nach Spaß ist, somit schon bald auf "ATV" zurückgreifen können.
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