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"Singt dem Herrn ein neues Lied!", das Neue Testament, Neuland betreten usw.: Mit dem Neubeginn verbindet sich Hoffnung. Jeder Anfang birgt Chancen und erweckt positive Erwartungen. Er verweist auf ein Morgen, welches das Heute übertrifft und in das wir zwar die Erfahrungen, nicht aber die Fehler des Gestern einbringen.

Doch im Unerprobten stecken auch Gefahren. Und so haftet der Neuheit in manchen Sprachen und Kulturen eine semantische Ambivalenz. Im Lateinischen ist der homo novus ein politischer Neueinsteiger und ambitionierter Emporkömmling ohne prominente, in hohen Ämtern bewährte Vorfahren. Für innovative Geister Hoffnungsträger und Sympathiefigur, betrachteten ihn die patrizischen Familien mit hämischer Skepsis.

Im Bereich der Dichtung hießen die poetischen Rebellen um Catull und den jungen Vergil Neoteriker, da sie mit neuen Formen und provokanten Themen gegen die alte Schule antraten. Dieser Name war für das ästhetische Selbstverständnis der Gruppe ein Prestigewort, der Gegenseite klang es wie ein Stigma.

Novis rebus studere war die Chiffre für einen politischen Umsturz: für konservative Kreise im alten Rom demnach der schlimmstmögliche Störfall.

Neu - der Wortlaut erinnert an neun ebenso wie novus an novem. Ein archaisches Zählsystem hatte die Finger beider Hände ohne Daumen als Bezugsbasis benützt. Und da war 9 eben die neue Zahl.

Was dürfen wir uns und einander also für 2007 wünschen: ersprießliche Neuigkeiten, eine neue Regierung, Neuentdeckungen in Kunst und Kultur, neuen Schwung für unsere Arbeit - oder als passionierter Kegler möglichst oft "Alle Neune"? Jedenfalls aber "ein gutes Neues"!

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