Aufgabe Schlichtfernsehen

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Franz Küberl, unabhängiger Stiftungsrat des ORF, über den Wahlkampf für den ORF-General und die Qualitätskriterien für die Medienanstalt.

Der Wahlkampf ist eröffnet. Oder ist eh schon alles klar? "Zurzeit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Generaldirektor Alexander Wrabetz verlängert wird.“ So lautet die Prognose von Franz Küberl. Der Caritas-Präsident und ORF-Stiftungsrat gilt für die beiden parteipolitischen Freundeskreise, die sich das Match um die ORF-Spitze ausmachen, als unsicherer Kantonist. "Ich persönlich lege mich vor dem 9. August nicht fest, wen ich wählen werde“, so Küberl zur FURCHE. Am 30. Juni schreibt der Stiftungsrat den ORF-General neu aus, dann können sich Bewerber(innen) vier Wochen lange melden. Seitdem RTL-Oberboss Gerhard Zeiler, zuletzt von den Bürgerlichen ins Spiel gebracht, erklärt hat, nicht zu kandidieren, scheint die Spannung enden wollend.

In den Wochen vor der ORF-Wahl ist der politische Einfluss mit Händen zu greifen. Wie soll sich nach Meinung eines "Unabhängigen“ im Stiftungsrat die Politik gegenüber der größten Medienanstalt des Landes verhalten? "Politik und ORF sollten zueinander ein erwachsenes Verhalten an den Tag legen.“ Was meint Küberl da? "Wenn Politiker über Journalisten reden, sollte deren Parteinähe keine Rolle spielen.“ Sonst mache sich Politik selber madig. Diese Gefahr scheint durchaus wieder im Schwange. Er habe allerdings in 13 Jahren in ORF-Gremien kaum eine Position erlebt, die von beiden großen Parteien nicht einmal schon vertreten wurde. Aber kann er selber etwas bewegen? Küberl sieht sich weder als Königsmacher noch als Zünglein an der Waage. Sehr wohl aber versuche er, den Bewerbern und auch dem derzeitigen Amtsinhaber auf die Finger zu schauen. Wichtig sei, so Küberl, dass der ORF "breit“ aufgestellt sei und die Qualität zu halten versuche.

"Breite“ und "Tiefe“ sind kein Gegensatz

Er betont, dass "Tiefe“ und "Breite“ kein Gegensatz sein müssen und verwendet das von Harald Schmidt geprägte Lästerwort vom "Schlichtfernsehen“: Es gehe darum, auch diffizile Sachverhalte allgemein verständlich zu machen. Wenn dem ORF das gelinge, habe er schon Wesentliches geleistet: "In der Debatte hätte man am liebsten, dass der ORF nur Ö1 oder Ö1-Fernsehen macht, das es ja als 3sat längst gibt“, so Küberl. Der ORF müsse aber breit bleiben, so das Credo des Stiftungsrates: "Der Dünkel des Bildungsbürgertums liegt vor allem darin, aus Angst vor dem Verlust des eigenen Standes nur ein ganz bestimmtes Programm zu fordern.“ Das sei, so Küberl, schlichtweg falsch. Was aber macht öffentlich-rechtliches Programm dann eigentlich aus? Küberl zitiert dazu einen, der sich nicht mehr bewirbt: TV-Programmdirektor Wolfgang Lorenz habe einmal festgehalten, im öffentlich-rechtlichen Funk dürfe kein menschenverachtendes Programm laufen. Das sei ein Kriterium, auf das Stiftungsrat Küberl auch den oder die Kandidaten für den ORF-Generaldirektor abklopfen will.

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