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Welches Buch fängt so an?

"Es war alles zu selbstverständlich."

So beginnen die Erlebnisse oder auch Nicht-Erlebnisse eines jungen Mannes, von diesem selbst erzählt. Der Bursche, ein Lehrling, lebt irgendwo in der österreichischen Provinz, dort, wo die Entwicklungsmöglichkeiten für einen wie ihn begrenzt sind und die Frage, wer etwas werden darf, von vornherein geklärt ist. Immerhin gibt es in der Nähe ein Kino und einige Gasthäuser, dort kann man zumindest versuchen, die trostlose Welt zu vergessen und für kurze Zeit ein anderer zu sein. Die Welt ist rauh, sie besteht zu ihrem größten Teil nicht aus Schönheit, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit, vielmehr sind die "Tugenden", auf die es ankommt, Brutalität, Egoismus und die Kunst, sich immer mit den Richtigen zu arrangieren und dafür die zu treten, die einem nicht nützlich sein können. Der junge Mann, der weder besonders gewieft noch besonders sensibel ist, macht so seine Erfahrungen mit den Männern und den Frauen seiner Umgebung. Er bemüht sich erst gar nicht, die anderen an Lebenskunst oder gar Weisheit zu übertreffen, aber schon gar nicht will er sich etwas gefallen lassen - das machen die Kinohelden, seine Idole, ja auch nicht. Nach so mancher schmerzvoller Erfahrung gerät der junge Mann auf die schiefe Bahn, sieht in seinen kriminellen Aktionen jedoch in erster Linie eine Möglichkeit, etwas zu erleben.

Auflösung Furche 33/99: Das Buch von Charles Dickens (1812 - 1870) ist 1843 erschienen. Der Held Scrooge ist der Inbegriff des gefühllosen Geldmenschen, es bedarf einer Art Schocktherapie, um aus ihm einen Menschen zu machen, der sich auch noch für was anderes als Geld interessiert. Die Geschichte ist gescheit und vergnüglich, und wer trotzdem nicht lesen will, dem sei die "Muppets-Weihnachtsgeschichte" wärmstens empfohlen.

Der Weihnachtsabend. Von Charles Dickens. Übersetzt von Trude Geissler. Reclam, Stuttgart 1996. 120 Seiten. S 44,-/e 3,20,

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