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Welches Buch fängt so an?

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Welches Buch fängt so an?

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"[NAME] war es allmählich leid, neben ihrer Schwester am Bachufer stillzusitzen und nichts zu tun; denn sie hatte wohl ein- oder zweimal einen Blick in das Buch geworfen, in dem ihre Schwester las, aber nirgends waren darin Bilder oder Unterhaltungen abgedruckt - ,und was für einen Zweck haben schließlich Bücher', sagte sich [NAME], ,in denen überhaupt keine Bilder und Unterhaltungen vorkommen?'"

Das Buch, nach dem hier gefragt wird, ist übrigens voll von Bildern und Unterhaltungen, Unterhaltungen freilich, die um einiges geschraubter und abgründiger sind als das, was man selber so den ganzen Tag von sich gibt. Ständig trifft die Heldin des Buches auf völlig unvorhersehbare Situationen und Konstellationen und setzt mehr oder minder erfolgreich ihr Schulwissen und ihren Hausverstand ein, um heil davonzukommen. Sogar vor Gericht muß sie sich behaupten. Ihre Erlebnisse sind eigentlich ein einziger Alptraum, trotzdem ist das Buch äußerst komisch und gilt in der Heimat des Autors als eines der meistgelesenen. Der Autor, ein in äußerster Pedanterie lebender Mathematiklehrer, hat das Buch für die Tochter seines Chefs geschrieben und es ihr zu Weihnachten geschenkt, es gibt auch noch ein zweites Buch ähnlicher Art, das ebenfalls die Tochter des Chefs als Titelfigur hat.

Auflösung Furche 21/98: Der erste Teil des Buches von Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616; auch Shakespeare starb 1616) ist 1605 erschienen ("Hamlet" etwa 1603). Da anonym eine "Fortsetzung" erschien, mußte Cervantes allen zeigen, wie man so etwas wirklich macht. Der zweite Teil (1615) spielt oft auf den ersten und die "Fortsetzung" an. Ein reines Vergnügen!

Der scharfsinnige Ritter Don Quixote von der Mancha Von Miguel de Cervantes Saavedra. Anonyme Übersetzung. Insel Verlag, Frankfurt. 1.378 Seiten, öS 291,

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