Aufgeschlossen katholisch

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In Graz wurde des 40. Todestages von Furche-Gründer Friedrich Funder gedacht.

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In Graz wurde des 40. Todestages von Furche-Gründer Friedrich Funder gedacht.

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Er war ein begnadeter, berichtender und gestaltender Journalist." So wurde Friedrich Funder charakterisiert, zu dessen 40. Todestag die Katholisch-theologische Fakultät Graz und die Steiermärkische Landesbibliothek das Symposium "Kirche und Medien" veranstalteten. Kardinal König hatte den Ehrenschutz übernommen. In seinem Statement wies er auf die Macht der Medien hin, die heute Hilfsbereitschaft ebenso mobilisieren können, wie sie auch Brutalität und Rücksichtslosigkeit zeigen. Funder wußte es, daß es in den Medien immer um den Menschen, seine Freiheit, Würde und Verantwortung gehen sollte.

Die Funder-Biographin Hedwig Pfarrhofer zeichnete das Lebensbild Funders als eines Mannes, der zweimal in seinem Leben seine geistige Heimat verlor, einmal die Monarchie seiner Jugend, das andere Mal die Erste Republik durch den Nationalsozialismus. Dabei hütete sich die Vortragende davor, Funder zum Heiligen zu stilisieren. Er hatte seine Schwächen, er war etwa weder dem Judentum noch dem Sozialismus freundlich gesinnt.

Kraft des Wortes Doch war Funder die Kraft des Wortes gegeben. Das bewies er in seinen beiden Zeitungen, 1904 als Herausgeber und Chefredakteur der "Reichspost" und am 1. Dezember 1945 mit der Gründung der Furche. Für beide Zeitungen gilt seine Definition, es sollten "tatkräftige, katholische Zeitungen" sein. Sein politisches Anliegen war die Suche nach "wahrer Demokratie", die er sich nicht leicht machte. Als junger Mann trat er für das allgemeine Wahlrecht ein, später meinte er, an diesem Wahlrecht sei Österreich zugrunde gegangen. 1938 wurde Funder verhaftet, nach 1945 setzte er sich für NS-Belastete ein, aber nicht wegen ihrer Ideologie, sondern aus Sorge um ihre Familien.

Er war als anderer aus dem KZ zurückgekommen und wandte sich energisch gegen eine Wiederholung der Fehler von vor 1938. Diese Einstellung spiegelt sich bis heute im Konzept seiner Furche. Sie sei "aufgeschlossen, aktuell, katholisch, von Achtung für andere Meinungen".

Gerhard Klein, Hauptabteilungsleiter für Religion im ORF, meinte auf dem Symposion, die Massenmedien hätten die Kirche entscheidend verändert, weil mehr Menschen erreicht würden als je zuvor. Der Journalist habe aber nicht die Aufgabe, Botschaften der Religion zu vermitteln, er berichte über Vorgänge, so umfassend und objektiv wie nur möglich.

Dabei ist die Berichterstattung über nicht-christliche Religion wichtig, denn ohne Religionsfrieden gibt es keinen Weltfrieden.

In der abschließenden Podiumsdiskussion von Chefredakteuren unter der Leitung von Fritz Csoklich ging es besonders um das Verhältnis von Volkskirche und Amtskirche.

Richtiges Kirchenbild Obwohl es heute eine große Zahl von Laienbeiräten gebe, hätten diese wenig Autorität, könnten daher wenig verändern. Es sei auch nicht zu übersehen, daß "derzeit eine dramatische Abwahl" durch Kirchenaustritte stattfinde.

Die Medien könnten das nicht ändern, doch sollte ein qualitätsvoller Journalismus fern von Quotenjagd objektive Informationen vermitteln und dadurch helfen, ein richtiges Bild von der Kirche der Gegenwart zu zeichnen, wie es auch das Anliegen Friedrich Funders war.

ZITIERT Aus Friedrich Funders Testament ... Inzwischen hat mir Gott die Gnade erwiesen, Seiner Ehre und der Ausbreitung der göttlichen Wahrheit noch einmal meine ärmlichen Dienste durch die Gründung eine katholischen Blattes, der Furche, weihen zu dürfen.

Ich empfehle, dessen programmatische und taktische Richtung auch hinfort beizubehalten: Klare katholische Gesinnung, auf die Zusammenarbeit der gläubigen Christen in liebevoller Haltung auch gegenüber den getrennten christlichen Brüdern bedacht, aufgeschlossen gegenüber den seelischen und leiblichen Bedürfnissen und berechtigten Lebensansprüchen der arbeitenden und zumal proletarischen Volksschichten, mutig stets zu einem freien Wort bereitstehend, wo es gilt, Träge, Kurzsichtige in den eigenen Reihen zu Aktivität und Vorwärtsschreiten anzuspornen - nicht zuletzt in strenger Unabhängigkeit von jeder politischen Partei und die eigene Fähigkeit, unbehindert durch Parteischranken, der Gerechtigkeit und der christlichen Liebe zu dienen. Die Furche möge einer furchtlosen Sämannsarbeit gewidmet sein, und immer sei die Furcht am größten, die christliche Liebe zu verletzen und auch nur im entferntesten jenem Geist zu dienen, der so unsägliches Leid über die Menschheit gebracht hat.

Und noch eins: Die Furche soll ihre Aufgabe darin erblicken, ein hohes geistiges Forum zu sein, auf dem Wahrheit und christliche Weisheit auch innerhalb der weltlichen Dinge so vorgetragen werden, daß sie auch von dem Andersdenkenden ohne Widerwillen aufgenommen werden und ihn durch innere Würde gewinnen. Bei allem soll Die Furche ein katholisches Blatt für die Weltleute und nicht ein religiöses Blatt im Sinne eine Kirchenblattes sein. Hier ist weite Arbeitsteilung am Platze; sie überläßt ein übergroßes herrliches Arbeitsgebiet dem katholischen Menschen der Furche ...

(zitiert aus: Die Furche, 30. Mai 1959) Nächste Woche lesen Sie im Dossier: Apotheken * Wie gefährlich ist die Bestellung von Medikamenten via Internet?

* Glück aus der Apotheke: Viagra und Co.

* Für jedes Leiden eine Pille: Interview mit dem Pharmakologen Professor Ernst Singer.

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