Aufgetischt ist am Burgtheater

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Die Zutaten für bestes Schenkelklopfertheater hat das Burgtheater an diesem Premierenabend wohl ausgewählt: Ein 1a-Komödienstoff, eine appetitliche Schauspieltruppe und einen Meister des Arrangements. Carlo Goldonis "Der Diener zweier Herren", gespielt vom Ensemble des Hauses in der Inszenierung des Münchner Volkstheaterdirektors Christian Stückl, wurde in Wien als besonderer Leckerbissen der zu Ende gehenden Saison freudig erwartet.

Stückl hat das berühmteste Stück der Commedia dell' Arte in ein zeitloses Ambiente versetzt und mit kleinen Seitenhieben aufs aktuelle Geschehen, von Panamapapieren bis zu Tarifverhandlungen angereichert. In einem abgenutzten Wirtshaus in Venedig unterzeichnen Pantalone und Dottore (Peter Simonischek und Johann Adam Oest) den Hochzeitsvertrag ihrer beiden Kinder. Das Geschäft ist fast unter Dach und Fach, da funkt der totgeglaubte Federigo, ursprünglich vom Vater ausgewählt, dazwischen.

Derbkomisches Liebeskarussell

Dass in den viel zu weiten Hosen aber die Schwester des vermeintlichen Bräutigams Beatrice (Andrea Wenzl) steckt und die auf der Suche nach ihrem Liebsten Florindo (Hans Dieter Knebel) ist, muss erst nach unzähligen Verwirrungen und Verwechslungen zu einem Happy End gebracht werden. Mittendrin im Liebeskarussell: der ewig hungrige Truffaldino. Famos von Markus Meyer gespielt, läuft er zwischen seinen beiden Herren, der verkleideten Beatrice und dem liebeskranken Florindo, hin und her. Geschickt nützt Stückl die Drehbühne, um Truffaldino von einem Wirtshauszimmer ins andere zu hetzen und dabei allerlei Unheil anrichten zu lassen. Das Ensemble spielt stark und mit Hingabe werden die derbkomischen Slapstickeinlagen aufgetischt. Eine besondere Rolle hat Stückl Mavie Hörbiger zugedacht, als kaltschnäuziges Kindermädchen ganz in Schwarz gekleidet und mit eingezogenen Schultern, lehrt sie den Männern das Fürchten. Zum Schluss darf aber jeder glücklich sein. Wie überhaupt die gesamte Inszenierung weniger das Trennende als das Verbindende zwischen den Protagonisten zeigt: Ob arm oder reich, jung oder alt, garstig oder zurückhaltend, alle sind sie in Stückls Komödienreigen nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Ein Theaterabend, der die Erwartungen des Publikums nicht enttäuscht und bis auf den gehäuften Einsatz von wenig amüsanten Anzüglichkeiten ein ausgezeichnetes Theaterschmankerl bietet.

Der Diener zweier Herren

Burgtheater 27., 29., 30. Mai, 11.16., 27. Juni

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