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Einstand für die Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann bei den Osterfestspielen mit "Parsifal“. Die Inszenierung war eine Altlast.

Kaum ein Wechsel geht konfliktlos über die Bühne. Das mussten auch die neuen musikalischen Herrscher der Salzburger Osterfestspiele, die Staatskapelle Dresden und ihr Chefdirigent Chris-tian Thielemann, bei ihrer Einstandspremiere im Großen Festspielhaus erfahren. Was ein glänzender Erfolg hätte werden können, wurde durch eine provinzielle Regie vereitelt. Dafür zeichnet Sir Simon Rattle, der mittlerweile mit seinen Berliner Philharmonikern von der Salzach nach Baden-Baden abgewandert ist, um dort österlichen Fes-tivalfreuden zu frönen, mitverantwortlich. Denn auf ihn geht die Wahl des Regisseurs für diesen "Parsifal“ zurück. Das bescherte am Ende dieser Premiere eines der größten Buh-Konzerte, die Salzburg je erlebt hat.

Unbeeindruckt von der Musik

Zu recht, denn Michael Schulz, Generalintendant am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, ließ keinen Zweifel, wie wenig er diesem Stück traut und dass er, offensichtlich unbeeindruckt von der Musik, sich lieber seine eigene Welt baut. So lässt er den ersten "Parsifal“-Aufzug in einer mit Plastiksäulen bestückten, sterilen Halle spielen. Für den zweiten hat er sich von seinem Bühnenbildner Alexander Polzin eine Art Skulpturenpark bauen lassen, in dem man die verschiedensten antiken Gestalten, am Boden wie auf den Kopf gestellt, erkennen kann. Der dritte Aufzug läuft auf einer Eisscholle symbolisierenden schiefen Ebene ab. Warum, bleibt offen.

Um zu zeigen, dass alles zwei Seiten hat, konfrontiert er uns mit dem Doppelbild einiger Figuren und lässt unter anderem eine Christusgestalt auftreten, der am Schluss ein Ritter den Speer in die Seite sticht. Titurel singt aus dem Hintergrund und darf sich erst beim Schlussapplaus zeigen.

Erlösung, gar Karfreitagszauber haben in diesem der platten Eindrucksvielfalt geschuldeten Konzept keinen Platz. Vielmehr herrscht ein eher zufälliges Kommen und Gehen. Wichtig scheint, dass die Sängerinnen und Sänger besten Augenkontakt zum Dirigenten haben. Weshalb man es nicht gleich mit einer konzertanten Aufführung versucht hat? Da hätte man sich diese Inszenierung mit ihren willkürlichen Personenverdoppelungen, der Neueinführung von Figuren, die nicht weiter definiert werden, die kitschigen oder persiflierenden Kostüme - die Blumenmädchen erwecken den Eindruck, Mitglieder einer Studentenverbindung zu sein - sparen können. Noch dazu, wenn man explizit im Programmheft lesen kann, dass die Inszenierung "der Oper wahrhaftig keine Aufklärung verordnen“, also nichts zur Deutung des Stoffs beitragen will. Warum man sich dann eine solche Arbeit überhaupt antut?

Festspiele im Orchestergraben

Zwar neigte Michaela Schusters differenziert gestaltete Kundry zuweilen zum Tremolieren und schrill angesteuerten Höhen, warteten Wolfgang Koch (Amfortas und Klingsor) und Milcho Borovinov (Titurel) nur mit soliden Leistungen auf. Doch bombensicher war dafür Johan Botha in der Titelpartie, makellos und exemplarisch wortdeutlich Stephen Milling als souveräner Gurnemanz, hervorragend präsentierten sich die Choristen.

Der aufregendste Part dieser Ko-Produktion mit Dresden, Madrid und Peking spielte sich im Orchestergraben ab. Faszinierend, was Christian Thielemann seiner sich meist in bester Verfassung zeigenden Staatskapelle Dresden klanglich alles entlockte, welch subtilen Teppich er den Solisten legte, wie er den Nuancenreichtum der Partitur, anfangs in eher zügigen Tempi, dem Ende zu in ausführlicherem Zeitmaß, offenlegte. Wenigstens hier ereignete sich das Stück. So und nicht anders stellt man sich Festspiele vor. Aber vielleicht gelingt es schon in den kommenden Jahren, diesen Standard - 2014 steht "Arabella“, 2015 "Cavalleria rusticana“ und "Bajazzo“ auf dem Programm - auch szenisch sicherzustellen. Dann würden Salzburgs Osterfestspiele wieder an ihre einstigen Glanzzeiten unter Karajan anknüpfen.

Parsifal

Salzburger Osterfestspiele

weiterer Termin: 1. April

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