Ausflug nach Wilfersdorf

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Das Buch "Die tausend besten Weine 2000" ist da. Tausend beste Weine nur aus Österreich. Sind das, denkt man sich beim Blättern, nicht um ein paar Achterln zuviel? Es sind wohl um etliche Flascherln zuviel für ein Buch, in dem man sich noch auskennen soll. Aber offenbar immer noch zu wenige, denkt man an das eine oder andere, das auch hinein gehört hätte. Die Autoren sichern sich zwar mit dem Hinweis ab, was heuer nicht sei, könne ja nächstes Jahr werden, doch das Buch heißt nun einmal apodiktisch "Die tausend besten Weine".

Die allerdings nur aus 150 Betrieben kommen. Über die wird man dafür eingehend informiert. Auch die Bewertungen der zwölf Tester erweisen sich, wenn man den einen oder anderen Wein verkostet, als nachvollziehbar. Das Fehlen jeglichen Hinweises auf die Preise wird in einem Führer, der auf ein breites Publikum zielt, allerdings als Lücke empfunden. Das Vinaria-Buch erschien in der LW Werbe- und Verlagsgesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Verlag Deuticke.

Tausend Weine, und doch nur ein Ausschnitt aus dem Qualitätsangebot: Österreichs Reichtum an guten Weinen ist schon gewaltig. Welche Vielfalt! Und immer wieder stellt man fest, daß einem der eine oder andere wichtige Betrieb entgangen ist, oder man ihn nur dem Namen nach kennt. Vielen Niederösterreichern ist zum Beispiel die Fürstlich Liechtensteinische Hofkellerei in Wilfersdorf im Weinviertel kein Begriff, obwohl sie mit 42 Hektar Anbaufläche zu den großen Betrieben zählt. Die Gastronomie im Ländchen des Fürsten kennt sie besser. 70 Prozent der Gesamterzeugung von 150.000 bis 180.000 Flaschen werden exportiert, zur Hälfte in das Fürstentum, der Rest zum Großteil in die Schweiz.

Bei der alljährlichen Verkostung für die Freunde der Hofkellerei konnte man Österreichs jüngste Abfüllanlage bewundern. Sie wurde vor wenigen Tagen aufgestellt und könnte pro Stunde 3.000 Bouteillen desinfizieren, mit Kohlensäure trocknen, befüllen, nach Korrektur der Füllhöhe und Erzeugung eines Vakuums verkorken sowie vorne und hinten etikettieren. Ohne die Vakuumvorrichtung würde der Kork - bei den hochwertigen Sorten kostet er pro Stück vier bis fünf Schilling! - den winzigen Luftraum über dem Wein bis auf etwa die Hälfte des üblichen Autoreifendrucks verdichten. Noch vor gut eineinhalb Jahrzehnten konnten in Wilfersdorf mit den damaligen Anlagen sieben Leute 800 Flaschen pro Stunde füllen und verpacken. Die neue Maschine benötigt nur vier Personen, wenn sie mit halber Kraft läuft, damit die beiden Männer, welche 1.500 Flaschen pro Stunde entnehmen und in Kartons verpacken, mit ihrer Arbeit nachkommen. Übertitelt: Rationalisierung.

Die Qualitätsstufen steigen von der Produktlinie "Schloß Wilfersdorf" über "Clos Domaine" zur "Selektion Karlsberg" auf. Beeindruckt haben uns in der Selektion Karlsberg unter den Weißen vor allem die 99er Rheinriesling-Spätlese Amato (öS 97,- im kleinen Fläschchen), unter den Roten der 96er Veramo Zweigelt/Merlot, der mit öS 91,- für die Bouteille auch ein vernünftiges Preis/Leistungsverhältnis bietet. Übrigens wirtschaftet die Hofkellerei auf ihre Weise wie ein kleiner Winzer, freilich im größeren Maßstab: 70 bis 80 Prozent der im Inland verbleibenden Weine werden in den eigenen Palais und Schlössern des Fürsten verkauft.

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