"Bald gibt es einen Ansturm auf Elektroautos"

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Die Folgen der Feinstaubbelastung sind auch in Österreich keineswegs zu unterschätzen. Warum noch immer zuviel Dreck in die luft geschleudert wird und was man tun kann, erklärt der klima-und Energieexperte adam Pawloff.

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Die Folgen der Feinstaubbelastung sind auch in Österreich keineswegs zu unterschätzen. Warum noch immer zuviel Dreck in die luft geschleudert wird und was man tun kann, erklärt der klima-und Energieexperte adam Pawloff.

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Wie dramatisch ist die Feinstaubbelastung hierzulande tatsächlich? Und welchen Umweltbeitrag kann jeder Einzelne leisten? Greenpeace-Sprecher Adam Pawloff im FURCHE-Interview.

Die Furche: Laut dem Bericht "Air Quality in Europe" der EU-Umweltagentur verursacht der Feinstaub in Österreich geschätzte 7000 vorzeitige Todesfälle jährlich.

Adam Pawloff: Man kennt vor allem die Smog-Bilder aus China oder aus europäischen Großstädten wie Paris und könnte meinen, in Österreich sei das kein Problem. Tatsächlich sind die Belastungen in Österreich bei weitem nicht mit jenen vergleichbar, das heißt aber noch lange nicht, dass es hier kein Problem gibt. Die zitierten Zahlen der europäischen Umweltagentur zeigen, dass es auch hierzulande erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit gibt.

Die Furche: Vor allem die Region Graz ist von Feinstaub stark betroffen. Im Großraum Wien ist es nicht so problematisch?

Pawloff: In Wien ist eher das Stickstoffdioxid ein Problem, das bei der Verbrennung von Diesel entsteht. Zum innerstädtischen Verkehr kommt der Pendlerverkehr hinzu. Die gesetzliche Grenze in puncto Feinstaub beträgt 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. Aber sowohl Feinstaub als auch Stickstoffdioxid wirken sich ja bereits in geringeren Dosen auf die Gesundheit negativ aus.

Die Furche: Stickstoffdioxid ist vor allem der Verbrennung in Dieselmotoren zuzurechnen. Sind Dieselmotoren quer durch die Bank schädlicher als Benziner? Da gibt es ja auch schon Green-Tec-Modelle.

Pawloff: Die letzten zehn bis 15 Jahre hat man auf den Dieselboom gesetzt, weil Dieselautos prinzipiell weniger Treibhausgase ausstoßen und daher für das Klima sogar verhältnismäßig besser sind. Der große Unterschied zum Benziner ergibt sich bei der Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid. Daher sollte man auf öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad bzw. E-Autos oder Carsharing setzen. Wenn es noch ein Verbrennungsmotor sein muss, ist eher noch der Benziner zu empfehlen in puncto Luftverschmutzung. Die Furche: Der VCÖ fordert weniger KFZ-Verkehr - vorerst ein frommer Wunsch?

Pawloff: Global hat sich in puncto E-Mobilität unglaublich viel getan, das wirkt sich auf Österreich aus -in Bezug auf Preis, Reichweite und Aufklärung. Laut WWF-Studie sollen in China frühestens in zehn, spätestens in 20 Jahren alle neu zugelassenen Autos mit E-Antrieb ausgestattet werden. 2016 ist der Anteil der E-Autos um 60 Prozent gestiegen.

Die Furche: Kann man für Österreich auch mit einer so rasanten Entwicklung rechnen?

Pawloff: Österreich hat den Klimaschutzvertrag von Paris ratifiziert, hat von der EU als Klimaschutzziel eine Reduktion der Treibhausgase von minus 36 Prozent auferlegt bekommen. Beim Verkehr ist da einiges drin. Wir erwarten von der Regierung durch die integrierte Klima- und Energiestrategie einiges an Regulierung. Studien zeigen, dass die Preise bald rasch sinken werden und die Nachfrage global kräftig anziehen wird. In etwa fünf Jahren sollte ein kleines E-Auto zum selben Preis wie ein vergleichbare Model mit Verbrennungsmotor erhältlich sein, wobei die Erhaltungskosten deutlich geringer ausfallen. Wenn sich das Problem mit dem Anschaffungspreis und den Reichweiten erledigt hat, steht dem großen Ansturm auf E-Autos nichts mehr im Wege.

Die Furche: Es geht auch um ein Eindämmen der fossilen Energieträger Heizöl und Kohle und Gas. Wo kann man hier einsparen?

Pawloff: Bei den Energieträgern kommt der Feinstaub vor allem von der Kohle. Österreich hat (nur) noch zwei Kohlekraftwerke am Netz und steht in puncto fossiler Energie besser da als viele EU-Länder. Problematisch sind vor allem das im Verkehr eingesetzte Erdöl und das Erdgas für den Strom und die Wärmeerzeugung.

Die Furche: Wie kann jeder Einzelne zur Feinstaubreduktion beitragen?

Pawloff: Eine Option ist der Strombezug. In Österreich gibt es die flächendeckende Möglichkeit, Strom aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Teils sind die Angebote sogar günstiger. Bei der Wärmeproduktion kann man weniger tun, weil auch Biomasse oder Biogas zum Feinstaub beitragen. Da gibt es nur die Möglichkeiten einer Wärmepumpe oder Solaranlage. Den größten Beitrag kann man durch das Verkehrsverhalten leisten - indem man sowenig wie möglich mit Benzin oder Diesel fährt.

Das Gespräch führte Sylvia Einöder

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