Banken sind im Netz

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Websurfer können über Banköffnungszeiten nur mehr lachen: 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche erledigen sie ihre Geldgeschäfte online.

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Websurfer können über Banköffnungszeiten nur mehr lachen: 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche erledigen sie ihre Geldgeschäfte online.

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Wer einmal um zwei Minuten nach drei Uhr an geschlossenen Eingangstüren von Banken gerüttelt oder wütend entdeckt hat, daß eine eilige Rechnung erst Tage nach dem Abgeben abgebucht wurde, hat ein offenes Ohr für Internet-Banking.

Egal, ob vom Wochenendtrip in London oder vom Urlaubsaufenthalt in Teneriffa - der Kunde kann von jedem beliebigen Ort aus per Computer seine Kontodaten abfragen und seiner Bank verschiedene Anweisungen geben. Auch der Handel mit Wertpapieren ist möglich.

Für den virtuellen Bankbesuch ist keine spezielle Software notwendig, nur ein Computer (egal, ob es der eigene oder ein fremder ist) und ein Web-Anschluß. Internet-Banking wird von allen österreichischen Geldinstituten kostenlos zum bereits bestehenden Konto angeboten. Die einzigen Zusatzkosten sind jene für das Surfen im Web.

Kein Wunder, daß sich der virtuelle Bankschalter bei den Österreichern immer mehr zum absoluten Cyber-Favoriten entwickelt. Bei der Raiffeisen-Bank nutzen schon über 100.000 Kunden den Online-Service. Bei der Bank Austria sind es 115.000, pro Monat kommen mindestens 8.000 Neuanmeldungen dazu. "Vor allem nach Feiertagen, wenn Computer geschenkt werden, bekommen wir viele neue Kunden", freut sich Walter Gruber, Leiter von Electronic Banking der Bank Austria. Kein Wunder, daß die Bank Austria in ihren Zweigstellen bereits voll ausgerüstete Computer samt Internet-Anschluß verkauft.

Wer Internet-Banking nutzen will, muß in der Bankfiliale einen entsprechenden Antrag stellen und die allgemeinen Geschäftsbedingungen für "Internet-Banking" unterschreiben. Nach einer Woche erhält man den PIN-Code und die Verfügernummer für den Zugriff auf das Online-Konto. Schon kann es los gehen. Auf der Internet-Seite der Bank klickt man auf das Feld "Internet-Banking". Nach Eingabe des Pin-Codes und der Verfügernummer startet ein Java-Applet. Dieses Miniprogramm übernimmt die Verschlüsselung der Daten und überprüft die Eingaben. Ist alles korrekt, erscheint ein Fenster mit allen Angaben zum Konto. Um Überweisungen zu tätigen, klickt man auf das Feld "elektronischer Zahlschein". Hier soll der Kunde Namen, Adresse, Kontonummer des Empfängers sowie die Zielbank und die Höhe des Betrages eingeben. Der Auftrag muß mit einer sogenannten Transaktionsnummer (TAN) "unterschrieben" werden. Für jede Überweisung ist ein eigener TAN erforderlich, der nur einmal verwendet werden darf. Zum Start von Internet-Banking erhält man 48 solche Nummern. Sind sie aufgebraucht, schickt die Bank per Post Nachschub.

Doppelt so schnell Dickes Plus des virtuellen Bankschalters: Die Überweisungen werden doppelt so schnell durchgeführt. Zahlt man einen Betrag in der Zweigstelle ein, dauert es vier bis fünf Tage, bis das Geld am Zielkonto eintrifft. Beim Online-Konto erfolgt die Transaktion innerhalb von zwei Tagen.

Trotz Internet läßt sich der Weg in die Zweigstelle auch künftig nicht ganz vermeiden. Hat jemand beispielsweise mit einem Erlagschein auf das Konto eingezahlt, erscheint am Bildschirm nur das Wort "Überweisung". Um zu erfahren, von wem das Geld stammt, muß man sich den Beleg in der Filiale abholen oder zuschicken lassen. Viele Geldinstitute verlangen bei Auslandsüberweisungen nach wie vor die persönliche Unterschrift des Kontoinhabers. Außerdem akzeptieren die meisten Behörden (wie Polizei, Gemeindeämter oder Wiener Stadtwerke) nur Originalzahlscheine. Auch die Finanzämter möchten bei Steuererklärungen keine Computerausdrucke, sondern nur von der Bank abgestempelte Belege.

Nicht immer betreut Wegen der im Rahmen des Internet-Bankings oftmals diskutierten Sicherheitsaspekte brauchen sich die Kunden nach Angaben der Geldinstitute keine Sorgen machen. "Die von uns verwendete Verschlüsselung ist das Sicherste, das derzeit auf dem Markt erhältlich ist", behauptet Nikolaus Hetfleisch, bei der Creditanstalt für Internet-Wertpapiergeschäfte zuständig. "Das System wird von uns laufend überprüft. Hacker haben keine Chance."

Die größte Gefahr beim Online-Banking liege, so Hetfleisch, im Familien- oder Bekanntenkreis. Denn das einfachste sei es, dem ahnungslosen User über die Schulter zu sehen und sich dabei unauffällig Paßwort und Verfügernummer zu merken. Sollte beim Internet-Banking trotzdem etwas passieren, haftet die Bank nicht für eventuelle Schäden. Das kann man in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen nachlesen, doch leider sind diese auf den Web-Seiten der Banken nicht immer leicht zu finden.

Wer einmal Probleme beim Internet-Banking hat und ganz dringend einen Betreuer braucht, wird schwer enttäuscht sein. Zwar gibt es bei einigen Banken telefonische Service-Lines rund um die Uhr, aber echte Internet-Spezialisten, die auch für Fragen zum Online-Konto zuständig sind, gibt es nur während der Bürozeiten - wochentags zwischen neun Uhr morgens und fünf Uhr abends.

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