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Das Stift Rein gilt als eines der "besten Werke des weichen Stils" in der Steiermark.

Im Jahr 1129 wurde Stift Rein bei Graz als Tochterkloster von Ebrach gegründet, heute ist es das älteste ununterbrochen bestehende Zisterzienserkloster der Welt und eine historische Quelle der Baugeschichte. Sein 875-jähriges Jubiläum feiert das Stift mit einer Ausstellung dieser Baugeschichte. Wichtigstes Objekt ist das Kloster selbst mit seinen Bauten, die bis in die Romanik zurückreichen. Die Wand des ehemaligen, inzwischen abgebrochenen Kreuzganges stammt noch aus romanischer Zeit und trägt noch den historischen Verputz. Zwischen 1406 und 1409 wurde in der ehemaligen Infirmerie die gotische Kreuzkapelle errichtet. Heute steht sie in das barocke Gebäude einbezogen. Mit ihren figurierten Kapitellen, dem Fresko im Gewölbe und der Sandsteinmadonna auf dem einfachen Altar gehört sie zu den besten Werken des "weichen Stils" in der Steiermark. Ursprünglich waren die hohen Fenster des Chorabschlusses mit bemalten Glasscheiben versehen, die aber aus Geldmangel 1926 verkauft wurden und heute durch Kopien ersetzt sind. Die Besonderheit dieser Kapelle aber sind die Rechnungen aus der Bauzeit, die ein eifriger Mönch im 18. Jahrhundert abgeschrieben und damit erhalten hat.

Auf einem Gemälde vor dem Zugang zur Kapelle sieht man kleine Kirchen und Kapellen vor dem eigentlichen Kloster. Frauen durften die Klosterkirche nämlich überhaupt nicht, männliche Laien nur zu bestimmten Festen betreten, weshalb man Gottesdienste für diese Pfarrmitglieder in diesen Nebenkirchen abhielt, die der Josephinischen Kirchenreform zum Opfer fielen. In der Barockzeit wurde das Sommerrefektorium von Josef Adam von Mölk mit elf Fresken ausgeschmückt, Darstellungen biblischer Geschichten und Personifikationen der vornehmsten Wissenschaften. Eine ausgesprochene Rarität aber ist das Necessarium, eine gotische Latrinenanlage, durchflossen von einem Bach, der ganz effizient für Hygiene sorgte. Sie ist zwar nur fragmentarisch erhalten, kann aber durch Vergleich mit einer ähnlichen Anlage in Zwettl rekonstruiert werden. Bei den jüngsten Restaurierungen wurden Tonfragmente aus prähistorischer Zeit gefunden, welche die Siedlungsgeschichte bis ins vierte Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen lassen. In die Zukunft aber führt das "Haus der Baubiologie", das zeigt, wie die schon bei der Errichtung des Klosters verwendeten Baustoffe auch heute noch sinnvoll eingesetzt werden können. Man sollte in Stift Rein aber auch die Bibliothek besuchen, in der die Schätze der Reiner Schreibschule aufbewahrt sind, illustrierte Missale und Gebetbücher, die der Besucher auch auf einem Computer durchblättern kann. Das "Reiner Musterbuch" liegt heute aber in der Nationalbibliothek in Wien. Im Kopialbuch von 1450 - die Abschrift einer Urkunde von 1129 - ist zum ersten Mal der Name "Graz" erwähnt. Und dann steht man in der barocken Stiftskirche vor dem Grab Ernst des Eisernen und seiner Gemahlin Zimburgis von Masovien, die Eltern Kaiser Friedrich III. und damit Ahnen der späteren Habsburger.

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